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0110 - Zargos, der Dämon

0110 - Zargos, der Dämon

Titel: 0110 - Zargos, der Dämon
Autoren: Richard Wunderer
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auf meiner Brust erwärmte sich und erkaltete sofort wieder, als das Neglige zu Asche zerfiel, die ich mit Wasser hinunterspülte. Ich hatte die dämonischen Kräfte vertrieben.
    »Was… was war das für ein Stöhnen?« fragte Lisa Cunning stockend.
    »Wissen Sie das wirklich nicht?« erkundigte ich mich. »Sprechen Sie weiter!«
    Sie mußte sich erst sammeln. »Kaum hatte ich mich zu dem Mord entschlossen, als mir im Traum ein Gesicht erschien. Ein bleiches Gesicht ohne richtige Konturen.«
    Sofort dachte ich an den Dämon, mit dem ich im Krankenhaus gekämpft hatte und der vor meinen Augen zerflossen war.
    Zargos, der Dämon mit den tausend Masken, der nicht selbst töten konnte und sich ständig im Hintergrund hielt. Ich hatte ihn bisher kaum zu Gesicht bekommen, und doch war er allgegenwärtig. Wo ich hinfaßte, war er vor mir dagewesen.
    »Diese Erscheinung bot mir an, George in meinem Auftrag ermorden zu lassen.« Jetzt begann Lisa Cunning wieder zu zittern. »Dafür sollte ich meine Seele dem Bösen verschreiben, ich hielt das alles für einen Alptraum und stimmte zu. Erst später begriff ich, daß ich tatsächlich ein Geschäft mit einem bösen Geist abgeschlossen hatte. Da war es schon zu spät, um zurückzutreten, und ich wollte es auch gar nicht. Meine Leidenschaft zu Hank trieb mich dazu!«
    »Den Rest kann ich mir schon denken«, fuhr ich fort, als sie schwieg.
    »Als Ihr Mann Sie in der Mordnacht verließ, erschien Ihnen wieder das bleiche Gesicht?«
    »Richtig, Mr. Sinclair. Der Dämon gab sich zu erkennen und versprach, mein Mann würde nicht mehr zurückkommen. Er hielt Wort. Ich rief sofort Hank an und holte ihn zu mir, als die Polizei wieder weg war. Doch dann kamen Sie! Ich spürte, wie der böse Geist mich packte und zur Flucht zwang. Ich fuhr mit einem Taxi hierher und versteckte mich, nachdem die Polizei auch aus dieser Wohnung abgerückt war. Der Fahrer hat wohl den Mund gehalten, weil ich ihm ein gutes Trinkgeld gab.«
    »Woher hatten Sie Geld?« forschte ich.
    »Ich fand es hier auf dem Küchentisch.« Lisa Cunning sank in sich zusammen. »Muß ich jetzt ins Gefängnis?«
    Das war eine schwierige Entscheidung. Sie hatte ihren Mann durch den Dämon Zargos töten lassen. Aber wieweit hatte der Dämon sie überhaupt erst dazu gebracht, Mordgedanken zu hegen?
    Ehe ich eine Entscheidung fällen konnte, passierte etwas, womit ich nicht mehr rechnete Zargos kam wieder über Lisa Cunning.
    Bevor ich es merkte, sank sie schluchzend auf den Boden und robbte auf mich zu. Ich dachte, sie würde jeden Moment einen Nervenzusammenbruch erleiden, doch es war nur eine Finte.
    Ihre Hände schnellten vor und krallten sich um meine Knöchel. Mit einem fürchterlichen Ruck riß sie die Beine unter meinem Körper weg, daß ich hilflos die Arme in die Luft warf.
    Ich fand keinen Halt und schlug nach hinten, knallte mit dem Kopf gegen die Schranktür und sah Sterne. In meinem Schädel dröhnte es, als hätte ich ihn unter eine riesige Kirchenglocke gesteckt, die heftig geläutet wurde. Stöhnend wollte ich mich aufrichten, aber es ging nur im Zeitlupentempo.
    Lisa Cunning stand schwankend vor mir. An ihrem Gesicht erkannte ich, daß Zargos sie wieder unter Kontrolle hielt. Ihre Faust schloß sich um ein Küchenmesser, die zehn Zoll lange Klinge zeigte auf mein Herz.
    Und ich kam nicht vom Boden hoch!
    Ich war durch den Sturz praktisch hilflos!
    »Stirb, John Sinclair!« schrie Lisa Cunning.
    Niemand im Haus hatte sich vorhin um die Schreie der Frau gekümmert, sonst wären meine Kollegen vom Streifendienst schon längst hier gewesen. Ich war verloren!
    Als Lisa Cunning ausholte, schrillte die Türklingel. Jemand hämmerte mit Fäusten gegen das Holz.
    »John! John!« schrie Jane Collins.
    Ich erkannte ihre Stimme und bäumte mich auf, fiel jedoch matt auf den Boden zurück.
    Jane konnte mir auch nicht mehr helfen. Bis sie die Tür aufgebrochen hatte, mußte ich längst tot sein.
    Das Klingeln und Rufen hatte jedoch eine unerwartete Wirkung auf Lisa Cunning.
    Sie prallte zurück, starrte auf mich und dann auf das Messer und schleuderte es angewidert von sich.
    »Nein, nein, nicht noch einmal!« flüsterte sie.
    »Ganz ruhig«, sagte ich und streckte ihr die Hand entgegen. »Es kommt schon in Ordnung, Mrs. Cunning! Ganz ruhig!«
    Sie befand sich nicht mehr vollständig in der Macht des Dämons, aber sie konnte noch immer nicht völlig frei handeln. Ich sah ihr an, daß ein innerer Zwang sie dazu drängte, noch
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