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0110 - Zargos, der Dämon

0110 - Zargos, der Dämon

Titel: 0110 - Zargos, der Dämon
Autoren: Richard Wunderer
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damit ich im Notfall blitzschnell nach meiner Beretta greifen konnte.
    Sie half mir sowohl gegen Feinde unter den Menschen als auch gegen solche aus dem Dämonenreich. Sie war mit silbernen Kugeln geladen, die zumindest Dämonen der unteren Rangordnungen auf der Stelle vernichteten.
    Die Serpentine Road führte direkt in den Park hinein. Ich schlängelte mich um die weiß gestrichenen Pfähle der Absperrung herum und betrat den nassen, mit verfaulten Blättern bedeckten Asphalt.
    Nichts regte sich. Wie Sterne in einem ansonsten schwarzen Weltall schimmerten Laternen in großen Abständen. Die einzigen Geräusche, die mich begleiteten, waren Tropfen, die von kahlen Ästen und Zweigen auf das Laub fielen.
    Ideales Wetter, um sich mit einem Informanten zu treffen. Aber auch ideales Wetter, um in eine Falle zu laufen.
    Je weiter ich ging, desto vorsichtiger wurde ich.
    Trotzdem überraschten sie mich.
    Ich näherte mich soeben einer Laterne, als ein schwarzer Schatten aus der Dunkelheit hervorpreschte und auf mich zuraste.
    Ich stand allein und ohne jede Deckung da. Es war zu spät, um nach der Beretta zu greifen…
    ***
    »Ach, Darling, daß du bei diesem Wetter noch hinaus mußt!« Lisa Cunning legte ihre schmalen Hände mit den sorgfältig lackierten Nägeln auf die Schultern ihres Mannes. »Du tust mir richtig leid, George!«
    George Cunning schob den schwarzen Helm ein Stück aus der Stirn.
    Darunter kam der schon etwas schüttere Haaransatz zum Vorschein.
    »Da kann man nichts machen, Lisa«, meinte er lächelnd. »Schnaps ist Schnaps, und Dienst ist Dienst. Wenn ein Kollege ausfällt, muß ich eben einspringen.«
    Lisa Cunning und ihr Mann paßten nicht nur im Moment zusammen.
    Wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Er Ende 30, ein großer, derber Mann, etwas unbeholfen, aber eine Seele von einem Menschen. Sie erst vierundzwanzig, schlank mit den richtigen Kurven und den aufreizenden Bewegungen einer Bauchtänzerin, schulterlangen weichen Haaren, die kastanienbraun schimmerten, und hellen Augen, die durch die solariumgebräunte Haut besonders hervorstachen. Er in der schwarzen Uniform eines Londoner Bobbies, sie in einem duftigen, zartrosa Neglige, durch das sich ihre Brüste abzeichneten und das sich um ihre fraulich runden Hüften schmiegte. Ihre langen Schenkel jedoch unbedeckt ließ. Er mit einem stets geröteten, gutmütigen Gesicht. Sie mit dem rätselhaften Lächeln einer Sphinx und dem verführerischen Augenaufschlag einer unschuldigen Sünderin.
    Es hatte in der stillen Vorortstraße am Stadtrand von London vor vier Jahren viel Gerede gegeben, als George Cunning diese Frau als seine Gattin in das biedere Reihenhaus führte. Die Leute hatten damals schon prophezeit, daß diese Ehe nicht gutgehen würde.
    Sie sollten auf eine grauenhafte Weise recht behalten.
    Denn in dieser Nacht wartete bereits George Cunnings Mörder draußen auf der Straße im Nebel verborgen.
    Der Mörder, den Mrs. Cunning gedungen hatte…
    »Paß gut auf dich auf, Darling«, hauchte sie und küßte ihn.
    Es war ein Judaskuß.
    Der Hölle hatte sie sich verschrieben, um diesen Mann loszuwerden, der ihr mit seinem schlichten Gemüt auf die Nerven ging, mit seinem geregelten Leben, das sich nach dem Dienstplan der Londoner Polizei richtete, mit seinen zwar gut gemeinten aber plumpen Zärtlichkeiten.
    »Bei diesem Nebel ist es wirklich kein Vergnügen«, meinte George Cunning, als sie sich wieder von ihm löste und für ihn die Tür öffnete.
    »Aber was sein muß, muß sein!«
    Zum Satan, dachte sie, während sie süß lächelte. Diesen Satz hatte sie in den vergangenen vier Jahren so oft gehört, daß ihr davon schlecht wurde.
    Geh doch endlich, schrie es in ihr. Geh endlich und laß dich umbringen!
    »Bis bald, Darling«, sagte er noch und warf ihr ungeschickt eine Kußhand zu.
    Sie schloß die Tür und lehnte sich aufatmend von innen dagegen.
    Sekundenlang schloß sie die Augen. Ein wildes, lautloses Lachen stieg in ihrer Brust hoch.
    Die höllischen Mächte sollten noch in dieser Nacht ihren Mann beseitigen! Er kam nicht mehr nach Hause! Er würde sie nie wieder belästigen!
    Nur noch wenige Stunden, dann war sie frei!
    Doch Lisa Cunning verlor nicht die Beherrschung. Sie hatte sich alles genau ausgedacht.
    Als sie sicher war, daß ihr Mann seinen Rundgang aufgenommen hatte und sie nicht mehr hören konnte, rannte sie schreiend vor das Haus.
    Prompt flammten in den Nachbarhäusern Lichter auf.
    »Mrs. Miller! Mrs. Miller!« Lisa
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