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0109 - Broadway-Krieg

0109 - Broadway-Krieg

Titel: 0109 - Broadway-Krieg
Autoren: Broadway-Krieg
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hat den Segen dazugegeben, und ich durfte wieder ins Land zurück.«
    »Und niemand sprach mehr von den Morden, die Sie begangen haben sollen?«
    Es zuckte um die Augenwinkel des alten Gangsters.
    »Mir ist nie ein Mord nachgewiesen worden«, sagte er scharf. »Besser, wir reden nicht mehr davon.«
    »Haben Sie eigentlich Familie, Mr. Hollyway?«, fragte ein anderer Reporter.
    »Ich habe mal ’ne Frau gehabt«, antwortete der Mann, »aber es war eine kurze Angelegenheit. Der Beruf brachte zu viel Versuchungen mit sich. Vergesst nicht, Jungs, dass in jeder Bar, die unsere Ware verkaufte, Dutzende von hübschen Mädchen herumliefen.«
    »Cress, werden Sie alte Freunde besuchen?«
    Hollyway lachte dröhnend.
    »Freunde? Boy, ich ließ nicht viele Freunde zurück, als ich die Staaten verließ. Im Geschäft gab es wenig Freundschaft, und noch jeder, mit dem ich arbeitete, hat irgendwann versucht, mich übers Ohr zu hauen. Na ja, die meisten von diesen Stinktieren habe ich überlebt. Ein paar endeten auf dem elektrischen Stuhl, und zwei oder drei sitzen noch hinter Gittern, und ich hoffe, dass sie das Gefängnis nur im Sarg verlassen werden.«
    »Werden Sie sich irgendwo auf dem Land zur Ruhe setzen?«
    »Oh nein! Ruhe hatte ich in Venezuela mehr als mir Spaß machte. Ich bin eine Großstadtpflanze, und die Wohnung, die ich mir suchen werde, soll möglichst mitten auf dem Broadway liegen.«
    Er steckte beide Hände in die Taschen.
    »Genug für heute, Jungs! Viel mehr kann ich euch nicht erzählen. Ich habe ’nen Exclusivvertrag mit New York Times unterschrieben. Sie haben einen Anspruch auf den Erstabdruck meiner Lebensgeschichte. So long, Boys. Und geht ein bisschen nett in euren Berichten mit dem alten Cress Hollyway um, der glücklich ist, wieder in New York sein zu dürfen.«
    Noch einmal schüttelte er die Hände in Boxermanier über dem Kopf. Die Reporter zerstreuen sich. Nur zwei oder drei hefteten sich an seine Fersen und versuchten, noch den einen oder anderen Satz aus ihm herauszuquetschen, aber Hollyway schüttelte sie ab.
    Er ging zum Gepäckschalter, zahlte die Abfertigungsgebühren und gab eine Adresse an, wohin sein Gepäck gebracht werden sollte. Nur einen kleinen Koffer ließ er sich aushändigen.
    Als er sich umwandte, traf sein Blick Phil und mich. Wir waren ihm gefolgt.
    Er machte die Augen eng, nahm den Koffer und ging auf uns zu. »G-men?«, fragte er kurz, als er vor uns stehen blieb.
    Wir nickten.
    »Kennen Sie uns?«, fragte ich.
    »Nein und ja«, antwortete er. »Ich kenne eure Namen nicht, aber euren Beruf sehe ich euch an.«
    »Woran?«
    Er zuckte die Achseln. »Ihr habt alle die gleichen Gesichter, ihr G-men. Seit Hoover euch von der Kette ließ, habe ich genug von euren Gesichtern zu sehen bekommen, um zu wissen, dass sie alle gleich sind.«
    »Sind sie wirklich gleich, Cress?«, fragte ich lächelnd.
    »Sie sind gleich, weil ihr alle dasselbe denkt, weil ihr alle dasselbe glaubt. Ihr habt blonde Haare oder schwarze Haare oder Kahlköpfe. Schiefe Nasen, gerade Nasen und Augen von allen Farben, die es gibt, aber der Ausdruck der Gesichter ist immer der gleiche.«
    »Kompliment für Ihren Scharfblick Hollyway.«
    »Seid Ihr dienstlich hier?«
    Ich lächelte. »Aus Berufsinteresse, Cress. Wir wollen den Mann sehen, der schon ein Gangsterboss war, als wir noch in den Windeln lagen.«
    »Okay, ihr habt ihn gesehen. Sonst noch etwas?«
    »Es hat uns ein wenig betrübt, Cress, dass Sie gleich bei den ersten Sätzen auf 6 amerikanischen Boden soviel gelogen haben.«
    Er zog die Augenbrauen hoch, antwortete aber nicht, und ich fuhr fort: »Genauer gesagt: Sie haben eine Menge verschwiegen. Sie haben verschwiegen, dass die Voruntersuchungen gegen Sie wegen dreier Morde soweit gediehen war, dass die Anklage erhoben werden sollte. Dann fiel der Hauptzeuge, Hank Fowler, aus einem Fenster und brach sich das Genick. Die Anklage musste fallen gelassen werden. Sie verschwiegen, dass Sie durchaus nicht alle Arbeit alleine taten, sondern eine Gang besaßen, der Ihre Geschäfte mit Gewalt und Brutalität durchführte. Und schließlich verschwiegen Sie, dass Sie durchaus nicht mit den ungesetzlichen Alkoholgeschäften Ihre Laufbahn beendeten, als die Prohibition aufgehoben wurde, sondern dass Sie mit Rauschgifthandel weitergemacht haben.«
    »Sonst noch etwas?«, fragte er rau.
    »Nur noch eines! Sie haben den Zeitungsmännern nicht gesagt, dass Sie nicht allein der Herr Manhattans waren, sondern dass Ihr
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