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0107 - Die Hand des Hexers

0107 - Die Hand des Hexers

Titel: 0107 - Die Hand des Hexers
Autoren: A.F. Morland
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hatte Zeit. Sie war ihm gewiß.
    Ein allerletztes Mal versuchte das verzweifelte Mädchen, dem Unheimlichen zu entkommen.
    Wieder lief sie.
    Doch plötzlich verformte und veränderte sich alles um sie herum. Die Häuser, die Straße - alles bestand nur noch aus grauen Strichen. Flo spürte sich auf einen verderblichen Strudel zugezogen. Sie geriet in einen magischen Kreisel. Ein Wirbeln, Brausen, Tosen und Dröhnen stürzte sich auf sie. Sie wußte nicht, was in diesem schrecklichen Augenblick mit ihr geschah.
    Flo Danning machte einen Dimensionssprung!
    Als der unheimliche Kreisel Stillstand, fand das verstörte Mädchen sich in einem anderen London wieder.
    Im London des siebzehnten Jahrhunderts.
    Und sie hörte Hyram Bell triumphierend rufen: »Genau da wollte ich dich haben, Flo Danning! Von hier gibt es für dich kein Entrinnen mehr!«
    Das war zuviel für das entkräftete Mädchen.
    Es atmete tief ein und sackte im gleichen Augenblick ohnmächtig zusammen.
    ***
    Professor Zamorra blickte auf seine Armbanduhr. Es ging auf Mitternacht zu. Nicole war vor einer Stunde zu Bett gegangen. Es war Zeit, ihr zu folgen.
    Der Professor erhob sich. Er dehnte seine Glieder und gähnte. Dann schüttelte er lächelnd den Kopf. Paris. Einkaufsbummel. Nicole schaffte es doch immer wieder, ihren Willen durchzusetzen. Zamorra zuckte die Achseln. Was soll’s? dachte er. Wenn es ihr so großen Spaß macht, die Pariser Boutiquen leerzukaufen - warum solltest du ihr das dann vorenthalten?
    Er löschte die Lichter, und als nur noch eine Lampe brannte, merkte er plötzlich, daß er nicht allein im Raum war.
    Er wandte sich erstaunt um.
    Nicole war eingetreten. Sie sah verführerisch aus in ihrem hauchzarten Nachthemd, das so dünn und durchsichtig war wie Libellenflügel.
    »Du schon wieder?« sagte Zamorra schmunzelnd. »Ich dachte, du würdest längst schlafen.«
    Nicole kam auf ihn zu.
    Dem Professor gefiel die Kummerfalte nicht, die sich über ihrer Nasenwurzel in die glatte Stirn gegraben hatte. »Ist etwas nicht in Ordnung?« fragte er besorgt.
    »Ich konnte nicht einschlafen.«
    »Das kann vom Wetter herrühren, es spielt ja wieder mal verrückt«, sagte Zamorra.
    »Eine Stunde lag ich im Bett und konnte keinen Schlaf finden. Das hat es bei mir noch nie gegeben. Es stürmten so viele Gedanken auf mich ein.« Nicole Duval blickte dem Professor ernst in die Augen. »Es gibt so etwas wie Vorahnungen, nicht wahr?«
    »Die Parapsychologie ist davon überzeugt. Hattest du eine solche Vorahnung, Nicole?«
    Das Mädchen nickte kaum merklich. Sie nagte kurz an ihrer Unterlippe. »Mir war vorhin, als befände ich mich mit dir in einem Boot, das sich nicht steuern läßt. Ich hatte das Gefühl, daß wir auf eine große Gefahr zutreiben, die wir nicht von uns abwenden können. Vorhin war es für mich gewiß, daß unsere Reise nicht nach Paris, sondern anderswohin gehen würde und daß uns dort schlimmes Unheil drohen würde.«
    Nicole schlang ihre Arme um Zamorra und schmiegte sich eng an ihn. »Ich glaube, ich habe ein bißchen Angst vor der Zukunft.«
    Der Professor strich liebevoll über das Haar des Mädchens. »Sei unbesorgt, Nicole…«
    »Das sagt sich so leicht.«
    »Wir werden unsere Reise nach Paris machen.«
    »Und wenn nicht? Du weißt, daß wir in der Vergangenheit nicht immer das tun konnten, was wir uns vorgenommen hatten.«
    »Sollte etwas anderes auf uns zukommen, das wir nicht geplant haben, werde ich bei dir sein und dich beschützen«, versprach Professor Zamorra - aber es würde ihm bestimmt noch nie so schwergefallen sein wie diesmal, sein Versprechen in naher Zukunft auch tatsächlich zu halten…
    ***
    Kurz nach dem Dimensionensprung fand sich Flo Danning in einem engen, kalten, übelriechenden Kerker wieder. Sie erwachte mit Angst und pochenden Kopfschmerzen. Ächzend schlug sie die Augen auf. Man hatte sie auf gelbem Stroh gebettet. Sie war von dunkelgrauen, teilweise naß glänzenden Steinquadern umgeben. Die eiserne Tür bestand aus daumendicken Gitterstäben.
    Flo richtete sich mühsam auf.
    Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie ohnmächtig gewesen war. Sehr lange vermutlich nicht, denn in ihren Gliedern steckte immer noch eine bleierne Müdigkeit.
    Ächzend kam sie auf die Beine.
    Ihr Verstand konnte das Erlebte immer noch nicht fassen. Sie begriff auch nicht, warum das alles ausgerechnet ihr passieren mußte. Aber hätte das nicht jedes andere Mädchen auch gefragt: Warum ich?
    Flo lehnte sich an die kalte
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