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0107 - Die Hand des Hexers

0107 - Die Hand des Hexers

Titel: 0107 - Die Hand des Hexers
Autoren: A.F. Morland
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nach. Die ganze Straße hätte davon wach werden müssen, doch die Fenster blieben schwarz.
    Was geschah, passierte nur für Flo und den Unheimlichen. Niemand sonst bekam es mit.
    »Es hat keinen Zweck!« rief Hyram Bell dem die Straße entlangstürmenden Mädchen nach. »Du entkommst mir nicht!«
    Flo wollte das nicht wahrhaben.
    Sie lief weiter.
    »Du entgehst deinem Ende nicht, Hexe!« brüllte Bell.
    Flo rannte, so schnell sie konnte. Sie sah sich nicht mehr um. Eine uferlose Panik trieb sie vorwärts. Ihre Lungen brannten wie Feuer. Der Schweiß rann ihr in breiten, salzigen Bächen über das von der übermenschlichen Anstrengung verzerrte Gesicht.
    Weg! schrie es in Flo. Weg! Nur weg!
    Sie hastete um die nächste Ecke, überquerte zwei Straßen, fühlte, wie ihre Kräfte zur Neige gingen…
    Weiter! befahl sie sich verzweifelt. Weiter! Wenn du stehenbleibst, bist du verloren!
    Sie baute erschreckend schnell ab. Bald war sie so erschöpft, daß sie kaum noch die Füße heben konnte. Sie war entschlossen, so lange zu laufen, bis sie umfiel.
    Es passierte an der nächsten Straßenecke. Sie stolperte über den Bordstein und schlug lang hin. Sie hatte wahnsinniges Seitenstechen, japste nach Luft, kämpfte sich wieder hoch, merkte nicht, daß sie sich die Knie blutiggeschlagen hatte.
    Nicht aufgeben! sagte sie sich. Nur nicht aufgeben! Du hast noch eine Chance! Er lügt, wenn er das Gegenteil behauptet! Er tut das nur, um dich zu entmutigen! Du darfst ihm nicht glauben! Du kannst es noch schaffen! Du kannst ihm noch entkommen!
    Von weitem schon sah Flo Danning das erhellte Fenster im Erdgeschoß.
    Dort war noch jemand wach.
    Dort war noch jemand, den sie um Hilfe bitten konnte.
    Das gab dem Mädchen für kurze Zeit neue Kräfte. Sie hastete auf das Licht zu, erreichte es mit ausgetrockneter, schmerzender Kehle, ballte die Hände zu Fäusten und schlug gegen die Scheibe.
    »Hallo! Hallo! Machen Sie auf! Bitte… Ich flehe Sie an, öffnen Sie! Ich brauche Ihre Hilfe! Ich werde verfolgt, Sie müssen mir helfen…!«
    Sie sah einen Schatten. Es war der Schatten eines großen Mannes, der über den weißen Vorhang wischte.
    »Hallo!« schrie sich das Mädchen die Seele aus dem Leibe. »So hören Sie doch!«
    Sie trommelte so heftig gegen das Glas, daß es eigentlich hätte brechen müssen. Aber es blieb ganz, und Flo Dannings hämmernde Schläge wurden im Inneren der Wohnung nicht gehört.
    Draußen war niemand.
    Niemand schlug gegen das Fenster.
    Der Mann hatte also nicht die geringste Veranlassung, ans Fenster zu kommen und es zu öffnen.
    Das spöttische Gelächter des unheimlichen Hexenjägers ließ Flo Danning heftig zusammenfahren. Flo hetzte kreischend weiter, erreichte eine Fußgängerunterführung, stolperte die Stufen hinunter, wäre zweimal beinahe gestürzt, konnte sich gerade noch am Geländer abfangen, erreichte das Ende der Treppe, rannte durch den Tunnel…
    Aber dann passierte etwas, das dem Mädchen die Haare zu Berge stehen ließ.
    Sie hatte erst zwei Drittel des Tunnels zurückgelegt, da prallte sie plötzlich zurück.
    Hämisch grinsend stand der unheimliche Hexenjäger auf der anderen Seite des Tunnels.
    Dort, wohin Flo Danning unterwegs war.
    Er hatte sie überholt, und wenn sie weitergelaufen wäre, wäre sie ihm direkt in die Arme gerannt.
    In ihrer Ratlosigkeit machte das Mädchen kehrt.
    Als sie das Straßenniveau erreichte, vernahm sie das Brummen eines Motors. Ihr Kopf flog herum. Sie sah einen Autobus. Das war die Rettung. Mit einem wilden Satz sprang sie auf die Fahrbahn. Sie warf die Arme hoch und winkte, während sie schrie: »Anhalten! Halt! Halt! Halt!«
    Der Fahrer schien sie nicht zu sehen.
    Existierte sie denn nicht mehr auf dieser Welt?
    »Halt!« schrie Flo Danning verzweifelt, und sie ruderte wie verrückt mit den Armen durch die Luft, doch der Busfahrer nahm keine Notiz von ihr. Er saß mit gelangweilter Miene hinter seinem Lenkrad und steuerte den mächtigen Kasten, in dem nur wenige Personen saßen, die Straße entlang. Flo stellte entsetzt fest, daß der schwere Autobus sie überrollen würde, wenn sie auch nur eine Sekunde länger auf der Fahrbahn stehenblieb.
    Sie brachte sich mit einem verstörten Sprung in Sicherheit.
    Der Bus knurrte an ihr vorbei. Der Fahrtwind fauchte dem Mädchen ins Gesicht und nahm ihr den Atem.
    Wieder verwandelte das Lachen des grausamen Hexenjägers ihr Blut zu Eiswasser.
    »Hast du endlich begriffen, Flo Danning?«
    Er kam langsam auf sie zu. Er
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