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0107 - Die Hand des Hexers

0107 - Die Hand des Hexers

Titel: 0107 - Die Hand des Hexers
Autoren: A.F. Morland
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hatte den Eindruck, die Fratze würde leben.
    Ja, es war tatsächlich Leben in ihr. Die häßliche Visage verzerrte sich plötzlich zu einem hohntriefenden Grinsen. Der gemeine Mund öffnete sich. »Flo!« krächzte die unheimliche Erscheinung. »Flo Danning, deine Uhr ist abgelaufen!«
    Flo schüttelte entsetzt den Kopf. »Nein!« keuchte sie, während eine schlimme Hysterie in ihr erschreckend schnell anschwoll und sich in wenigen Sekunden schon ihrer Kontrolle entziehen konnte. »Nein… Neiiin!«
    »Du wirst den vorgezeichneten Weg gehen!«
    »Ich will nicht!«
    »Du hast keine andere Wahl!«
    »Ich will nicht sterben!« preßte Flo gequält hervor. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Die abscheuliche Teufelsfratze stieß ein höhnisches Lachen aus, das schaurig durch das Treppenhaus hallte. Flo hob den Kopf. Irgend jemand im Haus mußte dieses laute Gelächter doch gehört haben. Der alte Mr. Biggs im ersten Stock. Er klagte doch immer über seinen leichten Schlaf. Erst neulich hatte er behauptet, daß ihn sogar das Husten einer Maus wecken könnte.
    Es blieb still im Haus.
    Man wollte nichts hören.
    Flo wich vor der furchterregenden Erscheinung Schritt um Schritt zurück. Sie stieß mit dem Rücken gegen das Haustor.
    Plötzlich berührten sie unsichtbare Hände.
    Sie fühlte sich überall abgetastet, an den Schenkeln, im Gesicht, am Hals, an den Brüsten…
    Ekel übermannte sie.
    Sie stieß einen gellenden Schrei aus, der jedoch gegen die unheimliche Teufelsfratze prallte, diese nicht zu durchdringen vermochte und von ihr wieder zurückgeworfen wurde. Kein Mensch konnte Flo Dannings Schrei hören.
    Das entsetzte Mädchen wollte das nicht wahrhaben.
    Als ihr eine von diesen unsichtbaren Händen unter den Rock faßte, schrie sie mit vollen Lungen im Hilfe.
    »Hilfe! Hilfe! Hiiilfeee!«
    Angewidert warf sie sich herum.
    Sie riß das Haustor auf und stürmte auf die Straße hinaus.
    »Hilfe!« schrie sie wieder, doch eine unsichtbare Macht sorgte dafür, daß die hysterischen Schreie, ausgestoßen in größter Panik, von niemandem vernommen wurden.
    Flos Augen irrlichterten umher.
    Wenn doch nur Abel Cimarron noch hiergewesen wäre, aber sie hatte ihn ja nach Hause geschickt, und er war mit seinem Wagen abgefahren.
    Die Straße war menschenleer.
    Niemand war auf den Gehsteigen unterwegs, an den sich das verzweifelte Mädchen um Hilfe wenden konnte.
    Sie war allein.
    Allein mit ihrer namenlosen Angst, die sie grausam umzubringen versuchte.
    »Dambir! Dambir war an alldem schuld!«
    Flo Danning blickte über die Schulter zurück. Die schreckliche Teufelsfratze war verschwunden. Und keine von diesen widerlichen unsichtbaren Händen tastete sie mehr ab. Dennoch wußte Flo, daß sie keinen Grund hatte, erleichtert aufzuatmen, denn was sie erlebt hatte, war nur ein Vorspiel gewesen. Das eigentliche Grauen lauerte noch irgendwo im Schutze der dunklen Nacht. Wie ein gefährlicher Panther. Zum Sprung geduckt. Jederzeit bereit, tödlich züzuschlagen.
    Flo rieselte es eiskalt über den Rücken.
    Sie erinnerte sich an die schrecklichen Alpträume, die sie in der Vergangenheit so häufig gequält hatten.
    Wortfetzen jagten durch ihren Kopf:
    »Hexe… Du bist eine Hexe…«
    »Du wirst das den Hexen gebührende Ende nehmen…«
    »Hyram Bell wird sich deiner annehmen…«
    »Der Hexenjäger wird dich eines Tages holen…«
    Eines Tages! dachte Flo Danning mit fiebernder Stirn. Eines Tages - das ist heute! Das ist jetzt! Das Mädchen fühlte sich plötzlich abermals angestarrt. Der aggressive Blick war zu spüren wie der schmerzhafte Druck von harten Fingern. Flo zuckte verstört herum. Schweiß brach ihr aus allen Poren. Der hämmernde Puls drohte ihre Handgelenke zu zersprengen.
    Sie sah ihn zum erstenmal und wußte dennoch sofort, wen sie vor sich hatte.
    Hyram Bell!
    Er war der grausamste, unerbittlichste, erfolgreichste Hexenjäger aller Zeiten.
    Breitbeinig stand er da.
    Eingehüllt in ein knöchellanges, scharlachrotes Gewand, auf dem Kopf einen schwarzen Hut, der mit einer langen Fasanenfeder geschmückt war, und in der Rechten eine lange Lederpeitsche, die er nun ganz langsam zum ersten Schlag hochhob…
    ***
    Pfeifend sauste die Peitsche durch die Luft und traf das entsetzte Mädchen. Flo Danning stieß einen schrillen Schrei aus, warf sich herum und begann, um ihr Leben zu rennen. Sie hörte hinter sich das grausame Lachen des Unheimlichen, der nicht von dieser Welt war. Seine donnernde Stimme flog hinter ihr
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