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0102 - Die Horde aus dem Jenseits

0102 - Die Horde aus dem Jenseits

Titel: 0102 - Die Horde aus dem Jenseits
Autoren: A.F. Morland
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Geraldine.
    »Verdammt noch mal, dann sind wir’s eben. Aber wir haben wenigstens versucht davonzukommen!« Er hob das völlig ausgepumpte Mädchen mit beiden Armen hoch und keuchte mit schweren, stampfenden Schritten weiter. Die Monster brachen hinter ihnen durch das verfilzte Unterholz. Ein ständiges Knirschen und Krachen erfüllte den Wald.
    Walter Sherman fühlte sich elend. Soviel wie heute hatte er seinem Körper noch niemals abverlangt. Er war entschlossen, bis zum Umfallen zu laufen. Geraldine war normalerweise ein Fliegengewicht, das er kilometerweit trägen konnte. Doch in dieser gefährlichen Streßsituation schien sie doppelt soviel wie sonst zu wiegen.
    Sie hing wie ein Klammeräffchen an ihm und weinte.
    »Wir schaffen… es!« keuchte Walter Sherman. »Keine Angst, Geraldine. Wir schaffen es! Diese verdammten Höllenhalunken erwischen uns nicht! Du wirst sehen!«
    Die Bestien holten jedoch beängstigend auf.
    Aus ihren scheußlichen Mäulem kamen feindselige Fauchlaute. Ihre riesigen Augen leuchteten so intensiv, daß davon ihre unmittelbare Umgebung erhellt wurde.
    Der Baumbestand wurde allmählich weniger dicht. Das Ende des Waldes war zu sehen. Walters Herz trommelte wie verrückt gegen die Rippen. »Ich hab’s gesagt, Liebling!« stieß er atemlos hervor. »Ich hab’ dir’s gesagt. Wir schaffen es. Dort vorn ist der Wald zu Ende. Und dann ist es nicht mehr weit bis nach Tunstall. Diese verdammten Ungeheuer werden es nicht wagen, uns bis ins Dorf zu folgen. Wir sind gerettet!«
    In diesem Moment stolperte Walter Sherman über eine armdicke Baumwurzel. Er fiel nach vorn und prallte mit der rechten Schulter gegen den dicken Stamm einer Erle. Ein wahnsinniger Schmerz explodierte in seinem Schultergelenk. Er stöhnte mit verzerrtem Gesicht auf und biß verzweifelt die Zähne zusammen. Sein Arm war ganz taub. Er befürchtete, Geraldine fallen zu lassen.
    Das Fauchen und Zischen hinter ihm war nun schon so bedrohlich laut, daß er sich unwillkürlich umwandte.
    Der Pesthauch der Monster schlug ihm heiß und stinkend ins Gesicht. Er nahm ihm den Atem. Walter wankte.
    Die fünf Monster aus dem Moor bildeten jetzt einen Halbkreis. Sie brachen durch das Dickicht. Ihre schlammigen Klauenhände streckten sich Walter und seinem Mädchen zuckend entgegen. Der Junge wich mit seiner Last schwer atmend zurück.
    Eines der Ungeheuer machte zwei schnelle Schritte auf Walter Sherman zu. Dieser setzte Geraldine blitzschnell ab und schrie: »Lauf, Mädchen. Lauf, so schnell du kannst!«
    Geraldines Gelenke waren weich wie Gummi. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Es war die Angst, die sie zwang, nicht umzukippen. Benommen stand sie da, unfähig wegzurennen.
    »So lauf doch endlich!« brüllte Walter.
    Sie machte ein paar unsichere Schritte zurück, blieb erneut stehen.
    Walter stürzte sich mit einem heiseren Wutschrei auf das ihm gegenüberstehende Monster. Mit den Fäusten drosch er auf das schlammbedeckte Ungeheuer ein. Der Körper des unheimlichen Wesens war morsch und brüchig. Walter schlug ihm in seiner Panik den schmalen Brustkorb ein. Schwarzes Wasser tropfte aus einem aufgebrochenen Loch.
    Indessen machte Geraldine ein paar weitere taumelnde Schritte zurück. Ihre Füße streiften zwei auf dem Waldboden liegende dürre Äste.
    Plötzlich hatte sie eine Idee, die vielleicht die Rettung bedeuten konnte. In Gedankenschnelle bückte sie sich. Ihre Finger schlossen sich um die Äste. Sie sah, wie die anderen Scheusale aufrückten. Walter empfing von seinem Gegner einen gewaltigen Schlag, der ihn umwarf. Geraldines Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Walter hatte Mühe, wieder hochzukommen.
    Das Mädchen nahm all seinen Mut zusammen und kehrte mit den beiden kurzen Ästen zu Walter zurück.
    Es mußte gelingen, sonst waren sie beide verloren.
    Geraldine wollte die schrecklichen Bestien mit dem Symbol des Guten abhalten - mit dem Kreuz, das mit zwei Ästen, wenn man sie aufeinanderlegt, leicht zu bilden ist.
    Sie tat es in diesem Moment.
    Zitternd vor heilloser Angst hob sie den häßlichen Ungeheuern das Kreuz entgegen. Sie konnte nur hoffen, daß sich die erwartete Wirkung einstellte. Ihre angegriffenen Nerven vibrierten. Sie preßte die Kiefer zusammen und schritt auf die Bestien zu.
    »Bleib, wo du bist, Geraldine!« stieß Walter Sherman heiser hervor.
    Sie hörte nicht auf ihn.
    »Komm nicht näher!«
    Sie konzentrierte sich auf die Monster.
    »Um Himmels willen, bleib stehen, Geraldine!«
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