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0101 - Die Menschentiger

0101 - Die Menschentiger

Titel: 0101 - Die Menschentiger
Autoren: Franc Helgath
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lauen Nachtwind überging. Die Wasser glätteten sich und lagen da wie ein Spiegel. Der Mond schien herab auf den Ternpelvorplatz.
    Rahndra sagte nichts. Doch sie alle drei konnten erkennen, daß dicke Tränen ihre Wangen herabliefen und wie Diamanten schimmerten.
    Das Mädchen winkte.
    Zamorra bedeutete ihr mit einer Geste zu warten, und sie senkte ihren Kopf.
    »Sie brauchen mich«, sagte Zamorra zu Nicole und Bill. »Deshalb haben sie mich geholt. Sie dachten, das Amulett allein würde ihnen helfen, und jetzt haben sie erkannt, daß das falsch war. Das Medaillon nützt ihnen nichts. Sie sind vom Bösen durchdrungen. Trotz all ihrer guten Absichten. Sie können nichts dafür. Sie dachten, sie könnten sich damit von einem jahrtausendealten Joch befreien. Sie schaffen es nicht allein. Wartet hier auf mich. Euch wird nichts passieren.«
    Zamorra wartete keine Antwort ab. Er ging auf die Pagode und auf Rahndra zu. Kraftvoll und federnd.
    Das Mädchen verbeugte sich vor ihm. Zamorra faßte es sanft an den Schultern.
    »Gehen wir«, sagte er fast zärtlich. »Ich bin bereit.«
    »Es ist nicht ungefährlich«, antwortete das Mädchen.
    »Das habe ich nicht erwartet.«
    Und nach einer Pause meinte sie: »Wir haben nicht gewußt, daß du ein so starker Magier bist. Wir dachten, daß das Medaillon allein…«
    »Schweig«, sagte Zamorra. »Ich werde euch helfen.«
    Rahndra gehorchte. Sie ging voraus. Zamorra kannte den Weg. Sie kamen in die künstliche Schlucht, an deren Ende der Dämonenjäger Rahndra zum ersten Mal erblickt hatte.
    Wie schon in der Nacht zuvor brannten auch diesmal Fackeln. Rahndra betrat die Grotte als erste. Durghas Arme schienen sich zu bewegen. Ihre gemeißelten Augen schauten drohend auf Zamorra herab. Natürlich konnte eine Statue keinen echten und vor allem keinen wechselnden Ausdruck in den Augen haben. Trotzdem gewann Zamorra den Eindruck, sie würden angstvoll und entsetzt auf ihn herunterstarren. Das machte ihm endgültig den Mut, den er in den nächsten Minuten unbedingt brauchen würde.
    Auch in die Tigeraugen im Schädel, der ihr Zepter krönte, lag ein Ausdruck beginnender Panik. Zamorra wurde ruhig und ruhiger. Hier bewegte er sich in Gefilden, in denen er mit der Zeit heimisch geworden war. Er wußte um seine Kraft, und Rahndra hatte sie ihm auf eine unnachahmliche Art bestätigt.
    Sie kamen ohne ihn nicht aus…
    Zamorra und sein Amulett waren im Laufe der Jahre zu einer untrennbaren Einheit verschmolzen. Zusammen waren sie zu einer Kraft, zu einer Macht geworden, die mit der Urgewalt einer Atombombe in den Zwischenreichen einschlug.
    Zusammen…
    »Warte noch«, sagte der Dämonenjäger und hielt Rahndra am Arm zurück. »Einige Dinge mußt du mir noch erklären.«
    »Du weißt sie schon, Magier aus dem Westen.«
    »Ich ahne die Zusammenhänge vielleicht. Aber ich möchte sie aus deinem Munde hören.«
    »Die Zeit schwindet dahin, Magier.«
    »Wir werden sie einholen.«
    »Dann frage.«
    Zamorra erinnerte sich daran, wie Bill Khan Raf Shuks Erzählung wiedergegeben hatte: »Und die Priester des Tigers haben sich aufgelehnt gegen ihn. Sie wurden furchtbar dafür bestraft…«
    Jetzt lehnten sie sich wieder auf, wagten einen letzten verzweifelten Versuch, ihrem Schicksal zu entrinnen.
    Dem Schicksal der bis in alle Ewigkeiten Verdammten…
    »Wie habt ihr mich aus dem Flugzeug geholt?«
    Rahndra zuckte mit ihren schmalen Schultern. »Entmaterialisation und Materialisation. Von uns beherrscht das jeder. Wir müssen manchmal Tiger, manchmal Menschen werden. Der große Rat hat die Wunderkraft eines Amuletts geortet. Wir haben uns zusammengetan, und so kamst du hierher. Und das Mädchen, das dich liebt. Sie hat sich an dich geklammert. Wir konnten euch nicht trennen.«
    »Warum wolltet ihr Nicole töten?«
    »Sie war nicht wichtig. Sie hat gestört.«
    »Und warum habt ihr mich nicht getötet?«
    Rahndra sah bei der Antwort Zamorra nicht in die Augen.
    »Es ging nicht«, sagte sie kaum vernehmbar. »Du hast Kratzer am ganzen Körper. Wir konnten nicht an dein Fleisch. Du und dein Amulett — ihr seid nicht zu trennen. Es hat dich geschützt, als ich es schon längst an mich gebracht hatte. Hilfst du uns trotzdem?«
    »Ich wäre sonst nicht hier«, antwortete Zamorra mit trockener Kehle.
    »Können wir dann gehen?«
    Zamorra nahm noch einen tiefen Atemzug.
    »Wir können, Rahndra. Was erwartet mich?«
    »Ein Kampf«, erwiderte sie. »Ein schlimmer Kampf…«
    ***
    Rahndra trat vor zu Durghas
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