Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0101 - Die Menschentiger

0101 - Die Menschentiger

Titel: 0101 - Die Menschentiger
Autoren: Franc Helgath
Vom Netzwerk:
zum Einbruch der Dunkelheit Weiterreisen wollten. Ich hatte immerhin den Eindruck, daß Sie meine Erklärungen nicht einfach in den Wind geschlagen haben. Wir dürfen nicht mehr weiter. Nach zwei, drei Kilometern beginnt das Land der Menschentiger.«
    »Hm«, machte Bill gedankenverloren. »Ich denke ständig daran.«
    »Sie haben mir immer noch nicht gesagt, warum Sie ausgerechnet in dieses Gebiet wollen, beziehungsweise wollten. Sie haben mir doch versprochen, keinen Meter weiter in das Gebiet einzudringen, als ich das für richtig halte.«
    »Habe ich das?« fragte Bill und zog seine Pistole aus dem Hosenbund.
    Er bedrohte Khan Raf Shuk nicht damit. Er hebelte nur schnappend den Sicherungsflügel herum und betrachtete die Waffe, wobei er sie wie zufällig auf Shuk richtete.
    »Sie haben!« stièß Khan Raf Shuk hervor. »Und Sie gaben mir Ihr Wort als Ehrenmann!«
    »Nur so ähnlich«, wiegelte Bill ab. »Ich erinnere mich, in diesem Zusammenhang gesagt zu haben, daß mein Wort genausoviel gelte wie das Ihre. Nur — Mr. Shuk — Sie sind durch und durch kein Ehrenmann. Ich halte Sie eher für einen gewissenlosen Gangster.«
    Jetzt zeigte die Waffe wieder auf den Bengalesen. Raf Shuk schluckte schwer an diesem Brocken, den Bill Fleming ihm zum Verdauen hingeworfen hatte.
    Dann straffte sich seine Gestalt. Er zog den Bauch ein, und sein Gesicht lief dunkel an. »Das werden Sie noch bereuen, Mister!« stieß er wütend hervor. »Das können Sie mit mir nicht machen. Ich…«
    Bill Fleming zog amüsiert die Augenbrauen hoch. Er wußte, daß er so arrogant aussah, aber er wollte wissen, wie weit die Angst dieses Mannes wirklich ging.
    »Ja, Mr. Shuk? Sprechen Sie ruhig weiter.«
    »Sie, Sie sind ebenso dumm wie alle Ihre Landsleute, Mister. Ein paar Stunden haben Sie mich getäuscht. Damit ist jetzt Schluß. Sie haben die Pistole, aber Sie machen keinen Eindruck damit auf mich.« Khan Raf Shuk schleuderte ihm diese Worte kalt und leidenschaftslos entgegen. »Sie sind ein Narr, Mr. Fleming, wenn Sie glauben, mich mit dieser lächerlichen Waffe zwingen zu können, auch nur noch eine Meile weiterzufahren. Ich dachte, ich hätte mich schon heute vormittag deutlich genug zu diesem Punkt geäußert. Und jetzt schießen Sie. Ich habe keine Angst vor dem Tod. Nicht vor dem Tod durch eine Pistolenkugel. Aber nichts ist schlimmer, als zu einem Tigermenschen zu werden, für alle Zeiten verflucht und verfemt zu sein. Vielleicht habe ich nicht immer nach den Gesetzen gelebt, aber ich lasse mich nicht von einem Dämon richten.«
    Bill war beeindruckt, seine Zweifel waren beseitigt. Khan Raf Shuk meinte es ernst. Theatralisch riß er sich das Hemd auf und bot Bill die nackte Brust zum tödlichen Schuß.
    »Machen Sie’s kurz, Sie verdammter Narr. Hoffentlich können Sie wenigstens schießen, wenn Sie schon kein Gehirn im Schädel haben.«
    Bill senkte den Lauf der Waffe geringfügig. Und das war ein Fehler. Raf Shuk sah in dieser Geste noch eine letzte Chance.
    Mit einem wilden Aufschrei stürzte er sich auf Zamorras Freund, die Hände ausgestreckt, um damit Bills Hals zu umkrallen.
    Bill hätte immer noch schießen können, doch er tat es nicht. Er brachte es nicht fertig, die Waffe auf einen Unbewaffneten abzufeuern.
    Statt dessen steppte er einen Schritt beiseite und ließ ein Bein stehen. Khan Raf Shuk stolperte auch prompt darüber, ruderte wild mit den Armen und fiel über das Heck des Bootes ins Wasser. Bill hatte sich wohlweislich immer dort aufgehalten, um ständig den Rücken frei zu haben, und jetzt gratulierte er sich zu dieser Vorsichtsmaßnahme.
    Doch er konnte sich nicht darum kümmern, was Raf Shuk im Wasser trieb, denn nun erwachten auch die anderen Gestalten aus ihrer Lethargie. Hinter ihrem Handeln steckte System. Raf Shuk hatte sich nachmittags immer wieder halblaut mit seinen Leuten unterhalten und sie dabei wohl auf einen Fall dieser Art vorbereitet. Jedenfalls standen die fünf restlichen Galgenstricke strategisch geschickt verteilt. Zwei von ihnen waren gar nicht zu sehen. Die drei anderen hielten plötzlich Messer in den Händen, doch sie trauten sich noch nicht so recht, den Fremden mit der Pistole anzugreifen.
    Sie sollen mich nur ablenken, schoß es Bill durch den Kopf. Die eigentliche Gefahr geht von den beiden anderen aus!
    Bill hatte richtig gedacht. Rechts und links vom Steuerhaus tauchten die zwei restlichen Mann aus dem Schatten. Wie nicht anders zu erwarten, hatten sie Gewehre bei sich, und sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher