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0101 - Die Menschentiger

0101 - Die Menschentiger

Titel: 0101 - Die Menschentiger
Autoren: Franc Helgath
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richteten die Flinten auf Bill.
    Noch mehr Rücksichtnahme hätte Bills eigenes Leben gekostet. Und anbetrachts der Tatsache, daß man ihn ursprünglich hatte ermorden wollen, um ihn anschließend einem feuchten Grab in den Sümpfen zu übereignen, hegte Bill keinerlei Sympathien mehr für diese braunhäutigen Gangster.
    Die Automatic-Pistole bellte kurz hintereinander zweimal hell auf. Feuerlanzen stachen aus dem Lauf und zuckten auf die beiden Heckenschützen zu, denen Bill keine Chance gelassen hatte.
    Getroffen brachen sie zusammen. Das Gewehr des einen fiel über Bord, das des anderen auf die Planken. Sein nächststehender Kumpan war unbeherrscht und dumm genug, sich darauf zu stürzen. Bill schoß ein drittes Mal und traf den Mann in den Oberschenkel. Das Gewehr hatte er nicht mehr erreicht. Er brüllte wie am Spieß und wälzte sich zwischen Bordwand und Deckaufbauten, hielt mit den Händen die Schußwunde umkrampft.
    Doch das war nicht sein Problem. Der Mann hatte den Schuß provoziert.
    Die beiden letzten Männer standen für einen Augenblick noch unschlüssig da. Ihre Gesichter waren grau vor Schrecken. Dann warfen sie ihre Messer freiwillig weg, wandten sich wortlos von Bill ab und hechteten mit einem Kopfsprung ins Wasser. Bill sah sie auf eine nahe Insel zukraulen. Die war er ein für alle Mal los.
    Ein kratzendes Geräusch in seinem Rücken ließ ihn herumfahren. Gerade noch früh genug, um Khan Raf Shuks Kopf zu erkennen, der über die Bordwand ragte. Neben dem Kopf ein Arm mit einer Hand und einem Messer. Raf Shuk wollte den Stahl schleudern.
    Bill warf sich im letzten Augenblick zur Seite, nahm kurz ein mattes Glitzern dicht an seinen Augen wahr, dann schepperte das Messer über das Deck.
    Bevor Shuk wieder auf Tauchstation gehen konnte, war Bill bei ihm, griff nach seinem Arm und zog und zerrte daran.
    »Das hast du dir fein ausgedacht, Bürschchen«, sagte er grimmig. »Aber so leicht wirst du mir nicht davonkommen. Ich kann Leute nicht ausstehen, die mit Messern nach mir werfen.«
    Die Pistole steckte wieder im Hosenbund, als Bill Shuks Gürtel in die Finger bekam und den Mann daran wie eine nasse Katze aus dem Wasser zog, um ihn aufs Deck knallen zu lassen.
    Dort ließ er ihn nicht lange liegen. Bills aufgestauter Zorn brauchte ein Ventil. Er hätte mit sich reden lassen, die Bengalesen vielleicht irgendwo an Land gesetzt, um die Fahrt allein fortzusetzen. Im Steuerhaus hatte er einen Sextanten entdeckt, mit dessen Hilfe es ihm möglich sein sollte, die Stelle auf der Karte auch allein zu finden, denn mit Booten konnte er schon von Jugend an umgehen.
    Bill bückte sich, um den Bengalesen auf die Beine zu bringen. Der Mann mit der Kugel im Bein schrie immer noch, doch sein Schreien wurde bereits schwächer. Er verlor ziemlich viel Blut. Man mußte ihm die verletzte Ader abbinden.
    Deshalb kam Khan Raf Shuk glimpflicher davon, als Bill es eigentlich beabsichtigt hatte. Bill verprügelte ihn gerade so, daß der Mann sich noch auf den Beinen halten konnte, doch er sorgte andererseits dafür, daß er die nächsten Tage kaum mehr aus den Augen sehen konnte. Bill fand, das war er dem Mann für diesen heimtückischen Angriff schuldig.
    Zum Schluß gab er ihm noch einen Stoß, der Shuk in die Nähe des Verletzten beförderte.
    »Versorge ihn«, befahl Bill. »Aber bleib vorerst, wo du bist. Ich weiß, wo der Verbandskasten steckt.«
    Raf Shuk hinderte ihn nicht daran, die drei ausgetretenen Stufen zum Steuerhaus hochzusteigen, in dem ein Verbandskasten an der Wand hing. Bill nahm heraus, was Raf Shuk zur ersten Versorgung seines Komplizen benötigte. Er war früher Offizier gewesen, hatte wohl auch im Bürgerkrieg 1971 mitgekämpft, und danach war zu erwarten, daß er mit dem Zeug auch umgehen konnte.
    Der Bengalese fügte sich. Bevor seine Augen noch ganz zuschwollen, hatte er einen fachmännischen Verband angelegt.
    Bill warf einen Blick hinaus auf die beiden anderen, die von seinen Kugeln getroffen worden waren.
    Dem einen war nicht mehr zu helfen. Er lag verrenkt auf den Planken inmitten einer riesigen roten Lache. Seine Augen starrten gebrochen in den rasch dunkel werdenden Himmel.
    Der andere konnte durchkommen. Die Kugel hatte seinen Oberkörper in Höhe des linken Schlüsselbeins durchschlagen. Aber er war noch bewußtlos. Die Schockwirkung eines aus nächster Nähe abgefeuerten Neunmillimetergeschosses war nicht zu unterschätzen.
    Bill drosselte die Motorleistung. Der Mond ging bereits auf. Sein
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