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0101 - Die Menschentiger

0101 - Die Menschentiger

Titel: 0101 - Die Menschentiger
Autoren: Franc Helgath
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auch nicht. Die Natur hat den Tisch hier zum Glück reichlich gedeckt.«
    »Du glaubst nicht, daß sie… daß sie wiederkommen?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Nicht, um Nicole zu beruhigen. Er glaubte es wirklich nicht. Sie hatten es ganz offensichtlich nur auf sein Amulett abgesehen gehabt. Blieb nur die Frage, warum sie dann Nicole hatten ertränken wollen. War ihnen die Französin auf irgendeine Weise in die Quere gekommen?
    Aber er wollte sie im Augenblick nicht an diesen unschönen Zwischenfall erinnern. Dafür fing Nicole selbst damit an.
    »Ich glaube es auch nicht, daß sie wiederkommen«, meinte sie grübelnd. »Ich muß dir übrigens noch eine Menge beichten.«
    »Beichten?«
    Nicole wurde leicht rot. Sie suchte nach Worten.
    »Ich habe schon erwähnt, daß ich gestern nacht nicht schlafen konnte«, begann sie. »Genau genommen habe ich kein Auge zugetan.« Und nach einer Pause: »Die Frösche quakten so irrsinnig laut…«
    Zamorra unterbrach sie nicht. Nicoles Einschlaf Schwierigkeiten hatten ganz andere Gründe, die mit dem schlichten Wörtchen Eifersucht ganz einfach auf einen Nenner gebracht werden konnten.
    »Nun — ich wälzte mich stundenlang von einer Seite auf die andere. Und dann fiel mir ein, daß mit dir vielleicht etwas geschehen sein könnte.« Sie wurde noch roter. »Etwas Schlimmes, meine ich. Das brachte mich auf die Idee, einmal nachzusehen. Also stand ich auf. Ich denke, es ging schon auf den Morgen zu. Eine ganze Zeit bin ich in der Pagode herumgeirrt. Ich hatte mich verlaufen. Keine von diesen Fackeln brannte mehr. Trotzdem fand ich die Halle, in der wir noch gemeinsam zu Abend gegessen hatten. Dort rief ich nach dir, aber du kamst nicht. Dafür tauchte plötzlich diese Shurina auf. Wie aus dem Boden gewachsen. Sie hat mich ohne Vorwarnung geohrfeigt. Ich wollte ihr die Augen auskratzen dafür, aber die Frau war ungeheuer stark. Ich konnte überhaupt nichts gegen sie erreichen. Sie hat mich unter den Arm genommen und abgeschleppt wie ein Baby. Da wurde mir endlich klar, daß sie kein menschliches Wesen sein konnte. Kein richtiges menschliches Wesen. Nicht einmal du könntest mich mit einer derartigen Leichtigkeit wegtragen.«
    Nicole hatte die Lider schuldbewußt gesenkt.
    »Sie brachte mich in einen winzigen Raum ohne Fenster, jedoch mit einer Tür davor. Dort hat sie mich gefesselt. Dabei sagte sie nicht einen einzigen Ton zu mir. Nur als sie ging, warnte sie mich, ich solle mich nicht vom Fleck rühren. Man müsse mich sonst töten.«
    Nicole schüttelte sich in Erinnerung daran.
    »Aber ich bin nun mal nicht gerne gefesselt. Außerdem machte ich mir Sorgen um dich.«
    Wieder dieses verdächtige Zucken in ihren Mundwinkeln. So, als wolle sie jeden Moment losheulen. Doch sie überwand sich.
    »Ich brauchte meiner Schätzung nach um die zwei Stunden, bis ich die Seile durchgebissen hatte. Darüber wurde es Tag. Die Tür war nur angelehnt, und jetzt fand ich mich besser zurecht. Vom Eingang aus sah ich, wie die drei sich verdrücken wollten, und du warst nicht bei ihnen. Da bin ich zu ihnen gerannt, und sie packten mich, und ich schrie, und…«
    »Laß es gut sein, Nicole«, meinte Professor Zamorra. »Den Rest kenne ich. Du hast gerade noch zur rechten Zeit geschrien.«
    ***
    Khan Raf Shuks Körper versteifte sich, als sich die Pistolenmündung in seine Rippen grub. Ohne eigens dazu aufgefordert zu werden, nahm er die Hände über die Schultern und rief seinen Leuten etwas in seiner unverständlichen Sprache zu.
    An ihrer Reaktion erkannte Bill, daß Shuk die richtigen Worte getroffen hatte. Keiner von ihnen machte Anstalten, nach einem der herumstehenden Gewehre zu greifen oder den Dolch zu zücken, den jeder von ihnen deutlich sichtbar im Gürtel trug.
    »Sagen Sie ihnen, daß sie die Gewehre über Bord werfen sollen!« befahl Bill. »Sie sollen sehr vorsichtig dabei sein. Wenn ich erschrecke, könnte ich versehentlich abdrücken und Sie erschießen.«
    »Sie werden sich nicht von ihren Gewehren trennen«, erwiderte Raf Shuk gepreßt. »Kein richtiger Mann trennt sich von seinem Gewehr.«
    »Ich werde ihnen genügend Geld geben, daß sich jeder von ihnen eine nagelneue Maschinenpistole kaufen kann. Ihre Flinten wären im Museum ohnehin besser aufgehoben.«
    Raf Shuk ging nicht darauf ein.
    »Sie wollen immer noch… dorthin?«
    »Haben Sie den Eindruck, ich bedrohe Sie zum Spaß?« antwortete Bill Fleming mit einer Gegenfrage.
    »Dann schießen Sie schon«, sagte Khan Raf Shuk
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