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01 - Tage der Sehnsucht

01 - Tage der Sehnsucht

Titel: 01 - Tage der Sehnsucht
Autoren: Marion Chesney
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einen langen Brief
an Mr. Sinclair zu schreiben, er solle sich keine Sorgen machen, denn sie werde
...
    Sie richtete sich
ruckartig auf. Es gab ja ein gewaltiges, unüberwindliches Hindernis für ihre
Heirat mit Sir Edward Kirby, wurde ihr plötzlich bewußt. Sie liebte Lord
Harrington und würde ihn immer lieben. Ein anderer Mann, und sei er auch noch
so liebenswürdig, vermochte diese starke Sehnsucht niemals auszulöschen.
    jetzt empfand sie
auch Gewissenbisse darüber, dass sie Mr. Sinclair zurückgelassen hatte. Er
trank zu viel und würde nicht mehr lange leben, wenn sie nicht um ihn war und
ihn vom Trinken abbrachte. Sie würde ihren ganzen Mut zusammennehmen und Sir
Edward sagen müssen, dass alles ein Irrtum gewesen war.
    Fiona konnte kaum
erwarten, ihre Kleidung zu wechseln, da sie ihr am Körper klebte. Sie zog die
Fensterblenden hoch, ließ die Scheibe herunter und atmete die warme Luft in
tiefen Zügen ein.
    Die Kutsche
verlangsamte ihr Tempo. Sie rumpelten durch den Torbogen eines Gasthofs und
kamen vor dessen Tür zum Stehen. Fiona dachte peinlich berührt daran, dass sie
Sir Edward zu einer Menge unnützer Ausgaben veranlasste.
    Dieser öffnete den
Schlag und lächelte sie an. Sie lächelte zurück, obgleich er im Augenblick in
ihren Augen eher abstoßend aussah. Rinnsale von Schweiß hatten sich durch die
Staubschicht gegraben, die sein Gesicht bedeckte.
    »Warten Sie hier
ein wenig, Miß Sinclair«, sagte er, »während ich mich um die Bestellung unserer
Zimmer kümmere.«
    Fiona saß nach
seinem Weggang geduldig da und übte im Geist verschiedene Reden ein. In der
engen Kutsche war es jedoch sehr stickig. Deshalb stieg sie schließlich aus und
sah sich interessiert um.
    Stallknechte
blieben plötzlich im Hof stehen, Kutscher kamen aus den Ställen, und aus dem
Haus traten Dienstboten. Alle sahen sie Fiona an. Als Sir Edward mit dem Wirt
erschien und den Auflauf von Bewunderern um Fiona bemerkte, murmelte er einen
Fluch vor sich hin. Er hatte vergessen, wie überwältigend ihre Schönheit auf
alle wirkte, die sie sahen.
    »Bitte ziehen Sie
sich die Kapuze über den Kopf«, fauchte er, während er herbeigeeilt kam.
    Mit einem Anflug
von Trotz sah sie ihn an. »Nein, es ist mir zu heiß«, erwiderte sie.
    Er murmelte irgend
etwas Unanständiges und drängte sie ins Haus. »Zunächst wollen wir essen«,
erklärte er.
    »Mir ist heiß, und ich
bin ganz staubbedeckt«, entgegnete Fiona energisch. »Ich muss mich umziehen und
baden.«
    »Ich bin hungrig«,
gab er ärgerlich zurück. »Ich habe uns außerdem einen Privatsalon reservieren
lassen. Da wird niemand Sie sehen.«
    Fionas große graue
Augen, die gewöhnlich mit dem Ausdruck staunender Unschuld in die Welt sahen,
wandten sich Sir Edward zu. Diesmal blickten sie hart wie Stahl. »Ich habe
gesagt, dass ich mich zunächst baden und umkleiden möchte. Danach habe ich
Ihnen etwas mitzuteilen, Sir Edward.«
    Da die Dienstboten
jedes Wort hören mussten, gab er widerwillig nach.
    Als der Gastwirt
Fiona hinauf ins Schlafzimmer führte, fiel Sir Edward ein, dass sie dort sein
Gepäck vorfinden würde. Er hatte nämlich wie gewöhnlich nur ein Schlafzimmer
gemietet. Wozu sollte er unnötig Geld für zwei Räume ausgeben, wenn er ein
Mädchen verführen wollte? Trotzdem begab er sich zunächst in den Schankraum, um
ein Bier zu trinken, das er dringend nötig hatte. Es würde ihm schon eine
Ausrede einfallen.
    Der Wirt führte
Fiona in ein großes Schlafzimmer im ersten Stock. Sie trat ans offene Fenster
und blickte hinaus. Auf der Rückseite waren ein hübscher Garten und ein Teich.
    »Ist alles in
Ordnung?« ließ sich der Gastwirt vernehmen.
    »Ja, danke«,
erwiderte Fiona und drehte sich um. »Einen Augenblick noch«, sagte sie mit
scharfer Stimme. »Diese Koffer dort gehören mir nicht. Sie haben mir das
falsche Zimmer gegeben.«
    »Nun, das sind Sir
Edwards Koffer«, entgegnete der Wirt mit einem glatten Lächeln.
    Fiona zog ihre
feinen Augenbrauen in die Höhe. »Dann bringen Sie sie in sein Zimmer«, sagte
sie.
    Der Wirt schob
einen Finger in seinen Hemdkragen. Es war weniger Fionas ungewöhnliche Schönheit
als ihre starke Persönlichkeit, die einschüchternd auf ihn wirkte. »Verzeihung,
gnädiges Fräulein. Dies hier ist sein Zimmer.«
    »Dann bringen Sie
mich bitte in mein Zimmer!«,
    Es folgte ein
langes Schweigen. Fiona sah den Wirt durchbohrend an, als wolle sie in seiner
Seele lesen. Plötzlich sagte sie mit einem verbindlichen Lächeln:
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