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01 - Tage der Sehnsucht

01 - Tage der Sehnsucht

Titel: 01 - Tage der Sehnsucht
Autoren: Marion Chesney
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Vergeblich!
Schließlich fiel ihm Mrs. Middletons kleiner Salon ein.
    Er stieg die
Küchentreppe bis zu dem Absatz auf halber Höhe hinauf und stieß die Tür auf.
Der Raum war klein, aber blitzblank und funkelte nur so vor Sauberkeit. Aus dem
Stockwerk über ihm drang plötzlich ein Ächzen und ein Fluch.
    Mr. Sinclair!
Natürlich! Blenkinsop hatte ja nichts davon gesagt, dass Miß Sinclair oder der
alte Mann mit in der Kutsche bei den Dienstboten waren. Noch hastiger als
vorher begann er alles durchzuwühlen und die Behältnisse einfach auf den Boden
zu leeren. Und plötzlich war das Gesuchte da. Es hatte die ganze Zeit vor
seiner Nase gestanden: ein schwarzlackiertes Kästchen auf dem Fensterbrett. Er
öffnete es mit einem Ruck. Bis zum Rand war es mit Zwanzig-Shilling-Münzen
und Banknoten gefüllt. Ein kleines Vermögen! Palmer pfiff überrascht durch
seine kaputten Zähne, klemmte sich das Kästchen unter den Arm und machte, dass
er hinauskam.

    Fiona verschlief den größten Teil des
Tages, und Sir Edward legte keinen Wert darauf, sie beim Pferdewechsel an den
Poststationen zu wecken. Er wollte sie ja so weit wie möglich weg von London
haben, falls sie beim Erwachen anderen Sinnes würde.
    Er hatte nicht die
Absicht, sie in irgendein abgelegenes Gasthaus zu bringen. So etwas hatte er zu
Beginn seiner Karriere als Verführer gemacht. Inzwischen aber hatte ihn seine
Erfahrung gelehrt, dass gerade die Wirte der kleinen Gasthöfe dazu neigten,
sich puritanisch zu geben. Die Inhaber teurer Herbergen an den Poststationen
hingegen waren gegen Geld durchaus bereit, ein Auge zuzudrücken. Fiona hatte
ihm versichert, dass sie nichts Schriftliches zurückgelassen und auch niemandem
erzählt habe, was sie plane und wohin sie fahre. Er rechnete daher mit
keinerlei Verfolgung.
    Heute nacht würde
er mit ihr das Bett teilen. Wenn sie einverstanden war, umso besser.
Andernfalls musste er sie betäuben. Wie auch immer, der Ruf Fiona Sinclairs
würde am anderen Morgen ruiniert sein. Er dagegen befände sich dann schon auf
dem Rückweg nach London, um seine Belohnung abzuholen.
    Nur noch eine
Meile, und sie konnten ihr Nachtquartier beziehen. Eigentlich fühlte er sich
todmüde, aber es gab noch einiges für ihn zu erledigen. Lady Disher sollte
genau erfahren, wie sehr er sich eingesetzt hatte, um sich die Belohnung zu
verdienen. Gott sei Dank war Fiona Sinclair eine friedfertige Pute. Anscheinend
schlief sie immer noch, denn sie gab keinen Laut von sich.
    In Wirklichkeit,
war Fiona schon seit zwei Stunden wach. Zunächst hatte sie bekümmert an Lord
Harrington gedacht, sich dann aber auch an alles erinnert, was sie über Sir
Edward Kirby gehört hatte. jetzt kamen ihr Dinge in den Sinn, die ihr
bedenklich erschienen.
    Als sie ihn
beispielsweise gebeten hatte, mit ihr zu fliehen, hatte er nicht ein Wort von
Liebe verlauten lassen, sondern nur bereitwillig zugestimmt. Und während er
sich dem Spiegel zuwandte, um seine Krawatte zu binden, hatte Fiona, die ihn im
Spiegel sehen konnte, einen höchst selbstzufriedenen Ausdruck auf seinem
Gesicht bemerkt.
    Dann hatte er eine
Kutsche gemietet. Der Besitzer war selbst vorgefahren und hatte mit einem
anzüglichen Lachen davon gesprochen, dass er das Fahrzeug wie gewohnt in zwei
bis drei Tagen zurückerwarte. Fiona hatte dem zunächst keine besondere
Bedeutung beigemessen. Aber jetzt machte es sie stutzig.
    Ihre Gedanken
kehrten zu Lord Harrington zurück. Ihn hatte sie unwiderruflich verloren. Wenn
je eine Chance bestanden hatte, seine Zuneigung zu gewinnen, dann war sie jetzt
für immer verspielt.
    Der Earl hatte sie
zwar schändlich behandelt. Aber er hatte eben in ihr eine Diebin vermuten
müssen. Allerdings war das kein Grund, zudringlich zu werden. Er hätte, wenn
er, wie er sagte, in keinen Skandal verwickelt werden wollte, sie durch seine
Diener hinausweisen lassen können. Merkwürdig blieb auch, dass er mit keinem
Wort eine Kenntnis ihrer Vergangenheit verraten hatte.
    Ihre Gedanken
wandten sich wieder Sir Edward zu. Auch wenn man durchbrannte, grübelte sie,
war es ungewöhnlich, keine Diener bei sich zu haben. Zweifellos wäre es
vernünftig gewesen, Diener auf die lange, gefährliche Reise nach Gretna Green
an der schottischen Grenze mitzunehmen, wo sie vom Hufschmied über seinem Amboss
getraut werden sollten.
    Fiona biss sich auf
die Lippen. Nach dem langen Schlaf konnte sie wieder klar denken. Sie nahm sich
vor, sobald : sie für die Nacht ein Quartier bezogen hätten,
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