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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter
Autoren: Betty Mahmoody
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der aus ein ausgefahrener Weg in ein entferntes Dorf führte, das aus ein paar Hütten bestand. Der Junge stieg aus und lief den Weg entlang. Wir fuhren weiter Richtung Van. Mir wurde bewusst, dass ich im allgemeinen Durcheinander bei unserer Abfahrt vom Bauernhaus keine Gelegenheit gehabt hatte, mich von Mosehn zu verabschieden oder mich bei ihm zu bedanken. Einen Augenblick lang quälte mich ein schlechtes Gewissen. Dann fiel mir wieder das Päckchen ein, das er mir gegeben hatte. Ich hatte es ungeöffnet in meine Handtasche gesteckt. Nun kramte ich es hervor, wickelte es aus dem Zeitungspapier und fand unsere Pässe, mein Geld und meinen Schmuck. Meine gesamten US-Dollar waren da, und die iranischen Rial waren in einen dicken Haufen türkischer Lire umgetauscht worden. Mosehn hatte bis auf meine goldene Halskette alles zurückgegeben. Es war ein merkwürdiges Ende eines kurzen, seltsamen Zusammentreffens. Ich verdankte mein und Mahtabs Leben Mosehn. Geld und Schmuck waren mir nicht mehr wichtig. Mosehn hatte sich anscheinend ausgerechnet, dass die goldene Halskette ein angemessenes Trinkgeld war. Wir hielten an einem anderen Weg, der auch in ein schäbiges Dorf führte. Mosehns Mutter steckte sich an der Kippe der eben zu Ende gerauchten eine neue Zigarette an. Sie hüpfte aus dem Auto, und damit war auch sie ohne Lebewohl verschwunden.
    Nun fuhren nur noch wir mit unserem Fahrer eilig Richtung Van. Irgendwann während unserer Fahrt, mitten im öden Land, hielt der Fahrer am Straßenrand und machte uns mit Gesten verständlich, dass wir die äußeren Schichten unserer Kleider ausziehen sollten. Wir zogen uns bis auf die amerikanische Kleidung aus. Nun waren wir amerikanische Touristen, wenn auch ohne die richtigen Stempel im Pass. Als wir uns wieder auf den Weg machten, sah ich, wie die vorüberflitzenden Dörfer größer und zahlreicher wurden. Bald erreichten wir die Vororte von Van. »Zum Flughafen.«, versuchte ich dem Fahrer zu sagen. Mahtab fand das entsprechende Wort in Farsi, und das Gesicht des Fahrers hellte sich auf, als er verstand. Er hielt vor einem Büro, dessen Fenster mit Reiseplakaten geschmückt war, und bedeutete uns, dass wir im Auto bleiben sollten, während er hineinging. Nach wenigen Minuten kehrte er zurück und sagte mir mit Hilfe von Mahtab, das nächste Flugzeug nach Ankara gehe in zwei Tagen. Das war zu lange. Wir mussten sofort nach Ankara, ehe uns jemand Fragen stellte. 
    »Bus?«, fragte ich hoffnungsfroh. Der Fahrer schaute irritiert. »Otubus?« »Ah.«, der Fahrer seufzte verstehend. Er rammte einen Gang rein und röhrte durch die Straßen von Van, bis er das Busdepot fand. Wieder sollten wir im Auto bleiben. Er ging in den Busbahnhof und kam ein paar Minuten später wieder, um zu fragen: »Lire?« Ich nahm das Bündel türkischer Lire aus meiner Handtasche und hielt sie ihm hin. Er nahm sich ein paar Scheine und verschwand. Schon bald war er wieder am Auto, grinste breit und winkte mit zwei Fahrscheinen nach Ankara. Er sprach, mit seinem Farsi kämpfend, mit Mahtab. »Er sagt, der Bus geht um vier Uhr.«, sagte Mahtab. Er würde nicht vor Mittag des nächsten Tages in Ankara ankommen. Ich sah auf die Uhr. Es war erst eins. Ich wollte nicht drei Stunden am Busbahnhof herumhängen, und da die größere Nähe zur Freiheit mich ein bisschen entspannter machte, äußerte ich das eine Wort, das, wie ich wusste, auch Mahtab beschäftigte. »Chaza.«, sagte ich und hob meine Hand an den Mund. »Essen.« Seitdem wir das sichere Haus in Teheran verlassen hatten, waren Brot und Sonnenblumenkerne, die wir mit Tee hinunterspülten, unsere einzige Nahrung gewesen. Der Fahrer sah sich in der Nachbarschaft um und winkte uns, mit ihm zu gehen. Er führte uns in ein Restaurant. Dann als wir saßen, sagte er: »Tamum, tamum.«, und rieb seine Hände aneinander. »Erledigt.« So gut wir konnten, dankten wir ihm für seine Hilfe. Er war den Tränen nahe, als er ging.
    Mahtab und ich bestellten fremdartiges Essen von einer unverständlichen Speisekarte in einem fremden Land und waren nicht sicher, was uns aufgetischt werden würde. Wir wurden mit einem köstlichen Hühnergericht und Reis überrascht. Es war himmlisch. Wir hielten uns lange an der Mahlzeit fest, aßen den letzten Krümel, schlugen die Zeit tot und redeten aufgeregt über Amerika. Insgeheim machte ich mir um Dad Sorgen. Mein Magen war zwar gefüllt, aber ich hungerte immer noch nach Nachrichten von der Familie.
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