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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter
Autoren: Betty Mahmoody
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musste. Ich konnte Mosehns Gesicht kaum erkennen, als er vor mir stand und mit dem Finger in eine Richtung zeigte, bis ich weit in der Ferne den trüben Schein von Lichtern erkannte. »Dort wollen wir hin.«, sagte er. Endlich näherten wir uns einem Unterschlupf. Ich kämpfte schwer, nur um für das letzte Wegstück in dieser unglaublich langen Nacht im Sattel zu bleiben.
    Wir ritten etwa zehn Minuten, als ich Hunde hörte, die unsere Ankunft meldeten. Bald kamen wir an ein Haus, das versteckt in den Bergen lag. Mehrere Männer kamen in den Vorhof hinaus, offensichtlich erwarteten sie uns. Beim Näherkommen sah ich, dass das Haus nicht viel mehr war als eine schäbige Hütte, ein einsam gelegener Unterschlupf für Schmuggler an der östlichen Grenze der Türkei. Die Männer am Haus begrüßten unsere Gruppe mit breitem Lächeln und aufgeregtem Gerede. Sie zogen Mosehn und die anderen in ihre Mitte und gratulierten ihnen zu ihrer erfolgreichen Mission. Der Mann, mit dem Mahtab geritten war, setzte sie sanft auf dem Boden ab und gesellte sich dann den Feiernden zu. Unbemerkt, unfähig die Beine vom Pferd zu schwingen, lockerte ich meinen Griff, rutschte zur Seite und fiel auf einen niedrigen Betonvorbau. Ich war bewegungsunfähig. Mahtab lief, um mir zu helfen, aber die Männer - selbst Mosehn - schienen uns ganz und gar vergessen zu haben. Einige kümmerten sich um die Pferde, die anderen gingen ins warme Haus.
    Unter Aufbietung meiner allerletzten Kräfte robbte ich auf meinen Armen weiter und ließ meine nutzlosen Beine hinterherschleifen. Mahtab versuchte, mich zu ziehen. Meine Ellbogen scheuerten auf dem harten, kalten Beton. Meine Augen waren starr auf die Tür gerichtet. Irgendwie schaffte ich es bis zur Schwelle. Erst da bemerkte Mosehn meinen Jammer. Er und die anderen Männer schleiften mich in das bescheidene Haus. Ich heulte vor Schmerz auf, als Mosehn mir die Stiefel von den gefühllosen Füßen zog. Männer trugen mich und Mahtab in die Mitte des Zimmers und legten uns vor einen glühend heißen Holzofen. Es dauerte viele Minuten, bis ich den ersten Muskel rühren konnte. Ich lag still und versuchte, mich an der Wärme des Feuers zu erholen. Die Hitze war ein langsam wirkendes Tonikum, das allmählich meine Lebensgeister weckte. Ich brachte ein Grinsen für Mahtab zustande. Wir hatten es geschafft! Wir waren in der Türkei! Endlich konnte ich mich hinsetzen. Ich bearbeitete meine Zehen und meine Finger, um das Blut wieder in Zirkulation zu bringen. Meine Belohnung bestand in starken, brennenden Schmerzen.
    Mit der Rückkehr meiner Sinne stieg mir der Geruch in die Nase, der im Zimmer herrschte. Und schon kam mir wieder die Angst. Das Haus war voller Männer. Nur Männer, Mahtab und ich, die wir uns vor dem Feuer erholten. Ja, wir waren in der Türkei. Aber es kam mir zum Bewusstsein, dass wir immer noch einer Bande gesetzloser Schmuggler auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren. Hatten diese Männer uns so weit gebracht, nur um uns noch unsäglicheren Torturen auszusetzen? War Mosehn zu so etwas fähig? Vielleicht weil er meine Furcht spürte, brachte einer der Männer Mahtab und mir heißen Tee. Ich legte mir mehrere Zuckerwürfel in den Mund und schlürfte durch sie den Tee, wie die Iraner. Normalerweise mochte ich keinen Zucker im Tee, aber jetzt brauchte ich Energie. Ich ermutigte Mahtab, ebenfalls viel Zucker zu nehmen. Es half.
    Es verging vielleicht eine Stunde, bis ich endlich das Gefühl hatte, wieder laufen zu können. Ich stolperte unsicher auf die Füße. Als er das sah, winkte Mosehn Mahtab und mir, ihm zu folgen. Er führte uns wieder hinaus, in eine eisige Dämmerung, dann um das Haus herum in einen Hinterhof, wo eine zweite Hütte stand. "Wir traten ein und fanden ein Zimmer voll mit Frauen und Kindern. Einige redeten, einige waren in Decken gehüllt und schliefen fest auf dem Fußboden. Bei unserer Ankunft eilten einige Frauen in vielen dicken kurdischen Röcken auf uns zu. In Farsi sagte Mosehn: »Dies ist meine Schwester!« Mosehn legte mehr Holz auf das Feuer. »Morgen bringen wir Sie nach Van.«, sagte er. Dann kehrte er ins Männerhaus zurück.
    Mosehns Schwester gab uns schwere Federdecken und fand einen Platz für uns auf dem vollen Fußboden, direkt an der Wand, weit vom Feuer. Dieses Gebäude war kalt und feucht. Mahtab und ich kuschelten uns unter den Decken zusammen. »Wir sind in der Türkei. Wir sind in der Türkei.« Immer wieder betete ich die Worte für
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