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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter
Autoren: Betty Mahmoody
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erklärte mir, dass die Pläne geändert werden mussten. Am Nachmittag, als unser Auto beschossen und von dem Soldaten angehalten worden war, waren wir nur durch die Gewitztheit unseres Fahrers entkommen, der sich eine Erklärung für unsere Anwesenheit im kriegerischen Grenzgebiet aus den Fingern gesogen hatte. Der Vorfall hatte alle in Alarmbereitschaft versetzt. Mosehn befand nun, es sei zu gefährlich, die Grenze in einer Ambulanz zu überqueren und sich einer erneuten Befragung auszusetzen. Deshalb würden wir zu Pferd weiter müssen und weit abseits von allen Straßen über die kahlen, gefährlichen Berge in die Türkei reiten.
    »Lassen Sie Mahtab mit einem der anderen Männer auf einem anderen Pferd reiten.«, sagte Mosehn in Farsi. »Nein, ich will nicht.«, weinte Mahtab plötzlich. Nach fünf Tagen auf der Flucht, nach endlosen Stunden voll Hunger, Schmerzen und Verwirrung, brach sie schließlich zusammen. Die Tränen strömten ihr über die Wangen und bildeten kleine Eiszapfen auf ihrem Schal. Es war das erste Mal, dass sie weinte, der erste Moment der Verzweiflung, seitdem sie sich damit abgefunden hatte, ohne ihren Hasen nach Amerika zu gehen. Mein tapferes kleines Mädchen hatte dies alles ohne Klagen überstanden, bis jetzt, bis ihr eine Trennung von mir drohte. »Ich will bei dir bleiben, Mommy.«, schluchzte sie. »Schhhh.«, sagte ich zu ihr. »Nun sind wir schon so weit. Wir sind direkt an der Grenze. Wenn wir es nur noch ein kleines Stück schaffen, sind wir über die Grenze, und dann können wir nach Amerika. Sonst müssen wir zurück zu Daddy. Bitte, versuch es für mich.« »Ich will nicht alleine auf ein Pferd.«, schluchzte sie wieder. »Ein Mann wird bei dir sein.« »Ich will nicht ohne dich auf ein Pferd.« »Du musst. Die Leute wissen, was das Beste ist. Bitte tu es. Hab Vertrauen.«
    Irgendwo in ihrem tiefsten Inneren fand Mahtab die Kräfte, die sie brauchte. Sie trocknete ihre Tränen und fasste wieder Mut. Sie würde tun, was Mosehn sagte, aber erst wenn eine Kleinigkeit erledigt war. »Ich muss mal.«, sagte sie. Dort auf dem Berg, im Dunkel der Nacht, von fremden Männern umgeben, inmitten eines wütenden Eissturmes, verschaffte sie sich Erleichterung. »Mahtab.«, sagte ich. »Mir tut alles so schrecklich Leid. Ich wusste nicht, dass es so anstrengend werden würde. Ich weiß nicht, wie du dies schaffen wirst. Ich weiß nicht, ob ich es schaffen werde oder nicht.« Obwohl sie erschöpft war und vor Hunger und Kälte in der eisigen Winterluft zitterte, hatte sich Mahtab jetzt wieder gefasst. »Ich kann es schaffen.«, sagte sie voller Entschlossenheit. »Ich bin stark. Ich kann alles, was ich muss um nach Amerika zu kommen.« Dann fügte sie hinzu: »Ich hasse Daddy, weil er uns gezwungen hat, das zu tun.« Sie ließ es zu, dass sie auf den Schoß eines Mannes gehoben wurde, der schon auf einem frischen Pferd saß. Mosehn half mir auf ein anderes Pferd, und ein neuer Mann ergriff die Zügel. Die Männer gingen alle zu Fuß, führten Mahtab und mich und zwei Reservepferde. So ging es weiter. Ich sah mich um, um zu sehen, wie es Mahtab erging. Ich konnte den Schritt ihres Pferdes hören, aber ich konnte es nicht sehen, und Mahtab auch nicht.  Sei stark, mein Kind , sagte ich stumm zu ihr und zu mir. Die endlose, furchtbare Nacht dauerte an. Die Berge waren noch viel steiler als vorher. Bergauf, bergab. Wann würden wir die Grenze erreichen? Waren wir schon auf der anderen Seite? Ich machte meinen Führer auf mich aufmerksam: »Türkei? Türkei?«, flüsterte ich und zeigte auf den Boden. »Iran, Iran.«, flüsterte er.
    Nun kamen wir an einen Berg, der zu steil war, als dass die Pferde eine Last tragen konnten. Mosehn befahl uns, abzusteigen und zu Fuß unseren Weg zu suchen, bergauf über das Eis. Ich rutschte vom Pferd. Meine Beine waren zu schwach, um mich zu halten. Mein Fuß verfing sich in meinen langen Röcken, und meine Stiefel rutschten auf dem Eis ab. Schnell fing mich einer der Männer auf, bevor ich zu Boden stürzte. Er stützte mich. Dann half er mir, indem er mich am Arm festhielt, bergauf zu stapfen. Hinter mir hob ein anderer Mann Mahtab auf seine Schultern und trug sie Huckepack. Ich mühte mich entschlossen weiter, aber ich hielt die ganze Gruppe auf, weil ich ausglitt, abrutschte und ständig über meine Röcke stolperte. Als wir schließlich den Kamm erreichten, kam meinem erschöpften Verstand der Gedanke, dies könnte die Grenze sein, weil dies
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