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01 - Nicht ohne meine Tochter

01 - Nicht ohne meine Tochter

Titel: 01 - Nicht ohne meine Tochter
Autoren: Betty Mahmoody
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fand die Pässe und gab sie Moody. Er ließ sie in die Innentasche seiner Anzugjacke gleiten.
    Bald darauf befand sich das Flugzeug im Anflug auf Teheran. Die Motoren wurden merklich gedrosselt, und die Nase des Flugzeugs neigte sich ungewöhnlich tief nach unten, sodass wir steil und schnell abstiegen. »Wir müssen so schnell hinunter wegen der Berge, die die Stadt umgeben«, sagte Moody. Die ganze Maschine bebte unter der Belastung. Plötzlich aufgeschreckt erwachte Mahtab und umklammerte meine Hand. Beunruhigt sah sie zu mir auf. »Alles in Ordnung«, erklärte ich ihr. »Wir landen gleich.«
    Wie kam ich als Amerikanerin dazu, in ein Land zu fliegen, das sich von allen Ländern der Welt den Amerikanern gegenüber so unverhüllt feindselig verhielt? Warum brachte ich meine Tochter in ein Land, das in einen erbitterten Krieg mit Irak verwickelt war? So sehr ich mich auch bemühte, es gelang mir nicht, die unbestimmbare Furcht zu verdrängen, die mich verfolgte, seit Moodys Neffe Mammal Ghodsi diese Reise vorgeschlagen hatte. Ein zweiwöchiger Urlaub war überall zu ertragen, wenn man sich darauf freuen konnte, danach in die gewohnte Normalität zurückzukehren. Ich aber war von einer Ahnung besessen, die, wie mir alle meine Freunde versicherten, grundlos war: dass Moody, wenn er Mahtab und mich einmal in den Iran gebracht hätte, versuchen würde, uns für immer dort festzuhalten. Das würde er niemals tun, hatten mir meine Freunde versichert. Moody war durch und durch amerikanisiert. Zwei Jahrzehnte lang hatte er in den Vereinigten Staaten gelebt. Sein gesamter Besitz, seine Arztpraxis- die Summe seiner Gegenwart und seiner Zukunft- befanden sich in Amerika. Warum sollte er erwägen, sein vergangenes Leben wieder aufzunehmen?
    Auf einer rationalen Ebene waren die Argumente überzeugend, aber keiner kannte Moodys widersprüchliche Persönlichkeit so gut wie ich. Moody war ein liebevoller Ehemann und Vater und neigte dennoch dazu, mit dumpfer Gleichgültigkeit die Bedürfnisse und Wünsche seiner eigenen Familie zu übergehen. In seinem Kopf saß brillante Intelligenz neben düsterer Verwirrung. Kulturell gesehen war er eine Mischung aus Ost und West; nicht einmal er selbst wusste, welcher der Einflüsse in seinem Leben vorherrschend war. Moody hatte allen Grund, uns nach unserem zweiwöchigen Urlaub wieder nach Amerika zu bringen, und er hatte jedes Recht, uns zum Verbleib im Iran zu zwingen. Warum hatte ich angesichts dieser erschreckenden Möglichkeit in die Reise eingewilligt?
    Mahtab. In den ersten vier Lebensjahren war sie ein glückliches, aufgewecktes Kind gewesen; voller Lebensfreude und mit einer herzlichen Beziehung zu mir, zu ihrem Vater und zu ihrem Hasen, einem billigen, plattgedrückten Stofftier, ungefähr ein Meter zwanzig groß, mit weißen Pünktchen auf grünem Grund. An den Pfoten hatte der Hase Gummis, sodass sie ihn auf ihren Füßen befestigen und mit ihm tanzen konnte.
    Mahtab. In Farsi, der offiziellen Sprache der Islamischen Republik Iran, bedeutet das Wort »Mondschein«. Für mich aber heißt Mahtab »Sonnenschein«. Als die Räder der Maschine auf der Landebahn aufsetzten, sah ich zuerst Mahtab und dann Moody an, und mir war klar, warum ich in den Iran gekommen war.
    Wir traten aus dem Flugzeug in die erdrückende schwüle Sommerhitze von Teheran - eine Hitze, die uns physisch fertigzumachen schien, als wir über das Stück Asphalt vom Flugzeug zu einem wartenden Bus gingen, der uns zum Terminal brachte. Und es war erst sieben Uhr morgens.
    Mahtab klammerte sich fest an meine Hand und nahm mit ihren großen braunen Augen diese fremde Welt auf. »Mommy«, flüsterte sie, »ich muss mal.« »Gut, dann suchen wir eine Toilette.« Als wir in den Terminal kamen und eine große Empfangshalle betraten, wurden unsere Sinne von einer weiteren unangenehmen Wahrnehmung überschwemmt - dem überwältigenden Gestank von Körperausdünstungen, der durch die Hitze noch verstärkt wurde. Ich hoffte nur, dass wir da bald wieder rauskamen, aber in dem Raum waren Passagiere von verschiedenen Flügen zusammengepfercht, und alle drängelten und schubsten zu dem einzigen Passkontrollschalter, der auch der einzige Ausgang aus dieser Halle war. Wir waren gezwungen, uns durchzudrängeln, uns wie die anderen unseren Weg nach vorne zu bahnen. Ich nahm Mahtab auf den Arm, um sie vor den Menschenmassen zu schützen. Um uns herum war schrilles Stimmengewirr. Mahtab und ich waren nassgeschwitzt.
    Ich
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