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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut
Autoren: Deborah Crombie
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der sah, daß ihm die Entscheidung abgenommen worden war. Er war bereit, sich treiben zu lassen.
      »Ihr Apartment«, sagte Sebastian in spöttischer Reiseleiterimitation, »heißt Sutton-Suite, weil Sie von Ihrem Balkon aus den Blick auf Sutton Bank haben. Originell, nicht wahr? Die Apartments haben alle so unglaublich einfallsreiche Namen. Das ist sehr viel persönlicher, hat so den heimeligen Touch, wie wenn jemand seine Doppelhaushälfte im dichtbesiedelten Vorort >Bellevue< nennt. Direkt unter Ihnen befindet sich die Thirsk-Suite, derzeit Eigentum unseres aufstrebenden jungen Abgeordneten Patrick Rennie und seiner Gemahlin Marta mit dem ewigen Pferdeschwanz und der schwarzen Samtschleife. Sehr schick. Sie haben hier mehrere Wochen, über das Jahr verteilt.«
      Kincaid band vor dem Spiegel im Wohnzimmer die Krawatte, schlüpfte insjackett und klopfte auf die Taschen, um zu prüfen, ob er Brieftasche und Schlüssel mit hatte.
      »Das Apartment neben dem Ihren«, fuhr Sebastian fort, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten und die drei Stufen zum Hauptkorridor hinunterstiegen, »das Rich-mond, wird seit heute morgen von Hannah Alcock bewohnt, einer Wissenschaftlerin, die sehr professionell und sehr tüchtig aussieht. Außerdem recht attraktiv, auf eine etwas knochige Art, wenn man für intelligente Frauen was übrig hat.« Er warf Kincaid einen Blick blitzender Boshaftigkeit zu.
      »Sie nicht?«
      »O doch, ich finde viele Frauen vom rein ästhetischen Standpunkt aus attraktiv«, antwortete Sebastian in dem zweideutigen Ton, an den Kincaid sich schon zu gewöhnen begann. »So, diese Tür hier, unmittelbar rechts von Ihnen, führt auf den Balkon oberhalb des Swimming-Pools hinaus.« Er öffnete sie und ließ Kincaid den Vortritt.
      Feuchtigkeit und scharfer Chlorgeruch wehten Kincaid entgegen, und sein erster Eindruck, als er die kleine Galerie betrat, war der eines Südseeparadieses en miniature. Der Boden war mit glasierten roten Ziegeln gepflastert, grüne Pflanzen wucherten überall, und über ein schwarzes schmiedeeisernes Gitter hinweg konnte man unten das Wasser sehen.
      »Genial, finden Sie nicht? Ein Ausblick, von dem aus Sie unsere Gäste beobachten können, wie sie sich fröhlich im Pool tummeln, diesem absoluten Schlager unseres Angebots. Macht sich bei den Rundgängen mit Interessenten echt gut, kann ich Ihnen sagen. Schlimm wird’s nur, wenn der Gast eine Gästin ist, zwei Zentner wiegt und einen Tanga trägt.«
      Kincaid lachte. »Mich scheinen Sie ja nicht gerade für einen ernst zu nehmenden Interessenten zu halten.«
      Sebastian betrachtete ihn einen Moment, und als er sprach, fehlte seiner Stimme ausnahmsweise der ätzende Unterton. »Nein. Ich würde sagen, Sie lassen sich durch Wohlanständigkeit nicht so leicht verführen. Sie haben vielleicht andere Schwächen, hm? Aber das hier würden Sie sicher nicht wählen, wenn man Ihnen einen Urlaub schenkte.«
      Kincaid dachte darüber nach. »Nein. Sie haben recht, so angenehm es ist, ich würde es mir wahrscheinlich nicht aussuchen. Es ist mir zu strukturiert. Zu gemütlich. Ich komme mir ein bißchen wie ein Kind vor, das ins Ferienlager geschickt wird.«
      »Wenn du brav bist, gibt’s nach dem Abendessen einen Pudding. Hm. Kommen Sie. Sie sollten die Erfahrung jetzt gründlich auskosten, wenn Sie nicht die Absicht haben, sie zu wiederholen. Am hinteren Ende des Korridors«, sagte er mit einer Geste zur anderen Seite, »ist eine Treppe, die zum Pool-Eingang hinunterführt. Der Pool hat auch ein warmes Sprudelbad. Es befindet sich direkt unter uns. Die Sprudeldüsen kann man selbst aufdrehen, wenn man Lust dazu hat. Ich geh’ da oft hinunter. Einer der Vorteile dieses Jobs.«
      Kincaid konnte sich vorstellen, daß Sebastian Wade, im ständigen Machtkampf mit der Geschäftsleitung, sämtliche Vorteile des Jobs aus Prinzip wahrnahm.
      Sie überquerten den Balkon und traten durch die Tür in die kühlere Atmosphäre des gegenüberliegenden Korridors. »Der Grundriß ist nicht symmetrisch.« Sebastian wies zum rückwärtigen Teil des Hauses. »In diesem Apartment wohnen die Lyles, aus Hertfordshire oder einer ähnlich tristen Gegend. So ein pingeliges kleines Männchen, ehemaliger Soldat - er wirkt absolut lächerlich. Mich hat er bereits stundenlang mit seinen Erlebnissen in Irland gelöchert. Wenn man ihm zuhört, könnte man glauben, er hätte die iRA ganz allein in die Knie gezwungen. Meiner Ansicht
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