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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut
Autoren: Deborah Crombie
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nach hat er allenfalls seine Untergebenen zur Weißglut gebracht, wenn er welche hatte.«
      Kincaid mußte lächeln, daß ausgerechnet der akribische Sebastian mit seinem indiskreten Blick für das Detail einen anderen als pingelig bezeichnete.
      »Das Apartment hier ist eine Art Maisonette. Da wohnen die Hunsingers, Maureen und John. Späte Hippies, die in Manchester einen Naturkostladen betreiben. Sie sind letzte Woche mit ihren ungeheuer gesunden Kindern hier angekommen.« Sebastian sah Kincaid fragend an. »Sie wissen, daß nicht alle Gäste zur gleichen Zeit ankommen und abreisen?«
      Sie gingen durch den Flur zum vorderen Treppenabsatz. »Die Frazers zum Beispiel, die die Suite hier vorn haben, sind auch schon seit einer Woche hier. Vater und Tochter.« Kincaid wartete auf eine schnippische Bemerkung, aber es kam keine. Das Gesicht abgewandt, stieß Sebastian die Tür zur Treppe auf.
      »Und was sind das für Leute?« erkundigte sich Kincaid, dessen Neugier geweckt war.
      »Ich überlasse es Ihnen, sich eine Meinung zu bilden«, antwortete Sebastian ein wenig brüsk. Doch nach einem kurzen, etwas unbehaglichen Schweigen gab er nach. »Eine schmutzige Scheidung. Angela ist gerade fünfzehn, und sie ist der Zankapfel. Dabei will keiner von beiden sie in Wirklichkeit haben, und sie weiß das auch.« Die Maske maliziöser Unbekümmertheit war abgefallen, die helle Stimme klang bitter.
      Kincaid hatte das Gefühl, daß er zum zweiten Mal an diesem Abend einen Blick hinter die spröde Fassade erhascht hatte. Doch mehr, so schien es, würde es auch nicht werden, denn schon auf dem Weg die Treppe hinunter zum Vestibül setzte Sebastian seinen bissigen Monolog fort.
      »Bleibt noch das Erdgeschoß. Das vordere Apartment steht diese Woche leer. Es heißt übrigens das Herriot. Reiner Zufall, daß wir nicht auch noch Siegfried und Tristan haben. Wir bemühen uns selbstverständlich, aus unserer einheimischen Prominenz Kapital zu schlagen, wo es geht. Von den Rennies habe ich Ihnen bereits erzählt, und in dem hinteren Apartment auf der anderen Seite wohnen die Schätze dieser Woche, die Schwestern MacKenzie aus Denham Vale. Die guten Damen haben die erste Woche ihres Besuchs ungeheuer genossen - es ist richtig herzerwärmend.« Als er Kincaids verstehendes Lächeln sah, fügte er hinzu: »Ich sehe, Sie haben die beiden Damen schon kennengelernt. Aber lassen Sie sich vom Schein nicht trügen. Ich glaube nicht, daß Emma wirklich der alte Haudegen ist, der sie zu sein scheint, und die reizende Penny ist auch nicht ganz so verhuscht.«
      Sie hatten das Portal erreicht und blieben stehen. »Und die Bungalows?« fragte Kincaid.
      »Leer. Außer Cassies.« Ebenfalls ein Tabuthema, dachte Kincaid in Anbetracht von Sebastians kurzer Antwort. »Den Empfangsraum haben Sie gesehen. Dahinter ist der Salon mit der White-Rose-Bar. Sie soll die Eigentümer zum geselligen Beisammensein anregen. Die Bezahlung ist Ehrensache, aber es gibt immer welche, die nicht zahlen, und man erkennt sie sofort. An dem verstohlenen Blick nach dem Einschenken, wenn sie prüfen, ob jemand bemerkt hat, daß sie kein Geld in die Schale gelegt haben.«
      Sebastian musterte sich im Spiegel, schnippte mit den Fingerspitzen eine helle Haarsträhne aus der Stirn und prüfte den Sitz seiner Leinenhose. »Also, auf, auf zum fröhlichen Jagen. Soll ich Sie zur Schlachtbank führen?« Sein Blick, so verschwörerisch wie ein Zwinkern, hinterließ in Kincaid das unangenehme Gefühl, daß Sebastian Wade ihn genauso durchschaute wie alle anderen armen Irren dieser Welt.
     
    Die Luft im Salon war zum Schneiden, und verschlimmert wurde die unangenehme Muffigkeit noch durch die trockene Hitze der rotglühenden Heizrohren im offenen Kamin. In Grüppchen standen die Gäste auf dem rot-grün gemusterten Teppich, und ihre Stimmen vermischten sich zu einem unverständlichen Chor.
      Sebastian führte ihn an den Tresen und schenkte ihm ein Lager ein. Während Kincaid wartete, bemerkte er hinter der Bar einen Raum, den Sebastian nicht erwähnt hatte. Im Gegensatz zum stilvoll eingerichteten, gepflegten Empfangsraum, in dem Cassie Whitlake ihn empfangen hatte, war dies ein Büro, in dem offensichtlich gearbeitet wurde. Statt eleganter Stilmöbel gab es hier einen grauen Metallschreibtisch, Aktenschränke, einen stabilen Schreibtischstuhl und einen alten hölzernen Garderobenständer. Die Addiermaschine war kaum noch zu sehen unter Bergen von
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