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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut
Autoren: Deborah Crombie
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gewesen war. Die Spannung der letzten Wochen schien sich gelöst zu haben. Sie wirkte locker, ihre Hände lagen ruhig und entspannt in ihrem Schoß.
      »Was ist passiert, Gemma? Das hat nichts mit dem Fall zu tun, nicht wahr? Sie haben eine Entscheidung getroffen.«
      Sie lächelte. »Aha, der große Detektiv zeigt seine umwerfende Kombinationsgabe. Ich habe heute morgen einen Immobilienmakler angerufen. Ich verkaufe das Haus. In Wanstead habe ich hübsche Wohnungen gesehen, die Toby und mir völlig reichen würden. Ich habe auf einmal erkannt, daß dieses hartnäckige Festhalten an dem Haus meine Art des Festhaltens an Rob ist. Das Haus war seine Idee; so, meinte er, müsse eine richtige Familie leben. Vielleicht hätte er nicht so große Angst zu haben brauchen, wenn er andere Möglichkeiten gesehen hätte.«
      »Und Toby?«
      »Auch in Wanstead sind wir noch nahe genug bei meinen Eltern, so daß meine Mutter mir ein bißchen mehr helfen kann. Aber nur ein bißchen, wohlgemerkt.« Lachend sah sie zu ihm auf, und er verspürte eine unerklärliche Erleichterung, als lasteten nun Jasmines und Felicitys Geschichte nicht mehr ganz so schwer auf seinem Leben.
      »Ich habe Ihnen einen Spaziergang in der Heide versprochen.«
      »Stimmt.« Sie stand auf und sprang leichtfüßig zum Bürgersteig hinunter. Er folgte ihr.
     
    Kincaid drückte die widerspenstige Katze mit einer Hand an seine Brust, während er mit der anderen die Tür zu seiner Wohnung aufsperrte. Sobald er drinnen war, ließ er locker, und Sid sprang mit einem Satz zu Boden, wobei er zwei blutige Kratzer auf seinem Handrücken hinterließ.
      »Das nenne ich Dankbarkeit«, brummte Kincaid und leckte an seiner Hand. »Ich sehe schon, ganz einfach wird das mit uns beiden nicht werden.«
      Sid hatte sich unter dem Sofa verkrochen, und Kincaid ließ ihn dort, um ihm Zeit zu lassen, sich einzugewöhnen. Nachdem Gemma gegangen war, hatte er die Katzensachen nach oben gebracht und in Jasmines Wohnung mit einem Gefühl von Endgültigkeit Ordnung gemacht.
      Eines blieb noch. Er hatte es nicht für notwendig gehalten, das blaue Schreibheft als Beweisstück zu den Akten zu geben, da Felicity Howarth ein umfassendes Geständnis abgelegt hatte. Jetzt ließ er die Jalousien herunter, schenkte sich einen Whisky ein und setzte sich mit dem Heft in einen Sessel am Couchtisch. »Glenfiddich, Sid«, sagte er. »Nur für besondere Gelegenheiten.« Während er trank und die Wärme des Whiskys genoß, die sich in seinem Inneren ausbreitete, beobachtete er den Kater, der vorsichtig unter dem Sofa hervorkroch, um seine neue Umgebung auszukundschaften.
      Er blätterte gedankenvoll die Seiten durch, die mit der vertrauten zierlichen Schrift bedeckt waren. Der letzte Eintrag trug das Datum von Jasmines Todestag.
     
    »Ich merkte plötzlich, daß der heutige Tag gar nicht so schrecklich war; daß auch der Tag davor und die anderen, früheren Tage gar nicht so schrecklich gewesen waren. Wenn ich jeden Augenblick meines Lebens mit der gleichen Wachheit und Intensität gelebt hätte wie diese letzten Wochen, wäre es ein über die Maßen reiches Leben gewesen.
      So aber scheint mir ein ganz eigenes Zeitgefühl geschenkt worden zu sein, in dem die Zeit sich verlangsamt und öffnet, so daß Erleben und Reflexion gleichzeitig möglich sind. Eine physikalische Laune, eine Bewußtseinsveränderung - was immer auch der Ursprung sein mag, es ist ein Geschenk, das ich nicht ablehnen werde.«
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