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0097 - Das Höllentor

0097 - Das Höllentor

Titel: 0097 - Das Höllentor
Autoren: Dieter Saupe
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andere Männer und Frauen am Boden hockten oder schliefen.
    Das Mädchen sagte sich, daß man die Gefangenen in Schichten arbeiten ließ.
    Als Faziah sich umsah, waren ihre Entführer verschwunden. Nur zwei der Bewacher standen im Eingang zur Höhle.
    Nein, von hier würde sie nicht mehr entkommen, dachte das Berbermädchen bei sich.
    Also war sie ausgeliefert. Auf Gedeih und Verderben. Ausgeliefert jenen Männern, mit denen ihre eigene Sippe seit unzähligen Jahren und Generationen in Feindschaft lebte.
    Und sie war, wie ihre Mitgefangenen, gezwungen, den Menschen ihrer eigenen Sippe das Wasser aus der Oase zu rauben. Sie würde dazu beitragen, daß der brennende Durst ihre Kehlen austrocknen würde, langsam, aber mörderisch.
    Dann sah sie sich nach einem freien Platz um und ließ sich mit einem schmerzlichen Seufzer auf dem kühlen Steinboden nieder.
    »Wie heißt du?« richtete sich ein junger Mann ihr gegenüber an sie.
    »Ich bin Faziah, die Tochter des Yamun.«
    Die Augen des Mannes leuchteten auf.
    »Dann kommt die Rache bald«, sagte der Mann feierlich.
    »Wie meinst du das?« fragte Faziah.
    »Dein Vater ist der Nachkomme des Magur. Und Magur ist der Große Berber, der Geist deiner Sippe. Er wird uns fürchterlich rächen und die Araber vernichten.«
    »Ich weiß nicht, ob er so mächtig ist«, sagte Faziah ohne Hoffnung. »Ich weiß nur, daß wir gefangen sind, und daß mir ganz elend ist.«
    »Der Geist der Berber wird uns helfen«, sagte der Mann fast feierlich.
    »Ich fürchte, die Araber bauen ebenfalls auf einen ihrer Geister, auf einen ihrer mächtigen Ahnen. Wie heißt du, der du so voller Hoffnung bist?«
    »Mein Name ist Ahmed Gul, und ich bin aus der Sippe der tapferen Gul, wie du aus der Sippe des großen Rächers bist. Wir werden befreit, Faziah. Der große Magur wird uns nicht im Stich lassen.«
    ***
    Zur gleichen Zeit, und etliche hundert Kilometer von dem Tempel und dem unterirdischen Labyrinth entfernt, stand ein Mann an seinem Schreibtisch. Er hatte sich auf die Hände gestützt. Jetzt studierte er eine Karte von Nordafrika.
    Das hübsche, blondhaarige Mädchen, das sich neben ihm auf einem Sofa räkelte und das süße Nichtstun pflegte, war seine Sekretärin, Nicole Duval.
    »Vorbei mit der Ruhe, nicht wahr?« fragte sie ahnungsvoll.
    »Ja, Nicole, leider. Ich fürchte, du mußt deine süßen Beinchen in Bewegung setzen.«
    Er gönnte sich einen ausgiebigen Blick auf diese attraktiven Beine, riß seinen Blick aber gleich wieder los und sah auf die Zeitungen, die auf dem Schreibtisch umher lagen.
    »Die Meldungen häufen sich, Nicole. In der kleinen Oase muß eine Panik ausgebrochen sein. Wir reisen, denn ich muß wissen, was dort unten vorgeht.«
    »Wie Zamorra befiehlt«, sagte das Mädchen, nicht ohne einen Blick der Bewunderung für ihren Meister, den Herrn der magischen Kunst, den Jäger der Dämonen in aller Welt.
    Mit einem Schwung ihrer Beine brachte sie die Füße auf den Boden, erhob sich und strich ihren Rock glatt.
    »Wann befehlen der Meister abzureisen?« fragte sie. Sie wußte, daß er sich wieder einmal auf sie verlassen würde. Abflugzeiten, das Buchen der Tickets, und so weiter und so weiter.
    »Die Oase ist unweit von Fes«, erklärte der Professor. »Und ich meine, wir sollten uns zuerst dort umsehen. Also sollten wir ein Flugzeug nach Rabat nehmen. Rufe bitte beim Flughafen an, Mädchen. Falls eine Verbindung nach Rabat nicht sehr bald möglich ist, buche für Casablanca. Wir werden uns dort…«
    »… einen Mietwagen nehmen, bis nach Fes fahren und uns von da aus zur Oase durchfragen«, vollendete Nicole Duval den Satz.
    Sein Blick war ein einziges Lob.
    »Großartig, Nicole. Packe die letzten Zeitungen ein. Vielleicht können wir einen dieser Berichte bei unseren Nachforschungen brauchen.«
    Nicole ging mit leicht wippender Figur hinüber zum Telefon. Zamorra hörte nur halb hin, als sie sich nach den Verbindungen erkundigte. So merkte er nicht, daß sie noch ein weiteres Gespräch führte.
    Der Professor war noch in die Zeitungsberichte vertieft, als Nicole wieder neben ihm stand.
    »Morgen früh«, gab sie bekannt. »Ab Paris neun Uhr sechzehn. Direktflug nach Rabat. Wenn wir gleich einen Wagen bekommen, können wir in Fes bereits zu Mittag essen. Und ein Hotel habe ich auch schon für uns«, verkündete sie stolz.
    »Großartig!« sagte er anerkennend. »Hübsche Zimmer, ja? Mit Ausblick aufs Gebirge, oder auf die Wüste?«
    »Mit direktem Ausblick auf uns,
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