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0097 - Das Höllentor

0097 - Das Höllentor

Titel: 0097 - Das Höllentor
Autoren: Dieter Saupe
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von uns will.«
    Langsam startete Zamorra den Wagen. Der Peugeot zog leicht an und nahm Fahrt auf.
    Enge Gassen wechselten sich mit hellen Straßen und Plätzen ab. Ein Menschengewirr, wie die beiden es selten zuvor gesehen hatten. Offene Bazars wie im Orient, Teppichhändler auf den Straßen. Marokkaner und Franzosen, Beduinen und Araber, die emanzipierte Jugend der Einheimischen und immer noch die Frauen mit ihren verhüllten Gesichtern. Vergangenheit und Gegenwart in einem bunten Kaleidoskop.
    Sie verließen die Stadt nach Südwesten hin, folgten der Straße nach Meknes, der nächsten größeren Stadt.
    »Wie lange brauchen wir bis Fes?« fragte Nicole unterwegs.
    »Es sind etwa hundertfünfzig Kilometer, also etwa zwei Stunden, falls die Straße weiterhin so gut ist.«
    Kurz vor der Stadt Meknes, auf halbem Wege nach ihrem Ziel, war plötzlich ein alter Buick hinter ihnen, der bei der Stadtdurchfahrt noch dichter aufschloß.
    Zamorra sah in den Innenspiegel.
    »Das ist unser unbekannter Freund«, stellte er fest.
    »Bist du sicher?« wollte Nicole wissen. Ihre Spannung auf das neue Abenteuer wuchs.
    »Ganz sicher«, antwortete Zamorra. »Das ist unser Fensterscheibengesicht von vorhin.«
    Hinter Meknes fiel der Buick zurück, kam manchmal wieder näher, um sich gleich wieder abzusetzen.
    Es folgten nur noch kleinere Ortschaften. Der Verfolger im Buick blieb manchmal minutenlang außer Sicht. Aber bald darauf erschien er wieder. Nun gab es für Nicole keinen Zweifel mehr.
    Sie nahm einen Notizblock und einen Kugelschreiber aus ihrer Handtasche.
    »Was schreibst du da auf?« fragte der Professor.
    »Seine Wagennummer«, war die knappe Antwort.
    »Mademoiselle ist schon ganz im Einsatz«, gab er zurück und sah kurz zu ihr hinüber. Ja, Nicole war mitten in ihrem Job.
    »Es kann losgehen, nicht wahr?« fragte Zamorra.
    Nicole nickte, und es ging los.
    Zunächst glaubten sie, daß der Fremde ihnen bis Fes folgen würde. Aber sie hatten bislang nur das Gesicht des Fahrers gesehen.
    Plötzlich sah Zamorra, wie der Buick zum Überholen ansetzte. Und knapp fünfzig Meter vor ihnen kam er zum Stehen.
    Zamorra war gezwungen, scharf zu bremsen. Der fremde Fahrer hatte den Buick quer über die Straße gestellt. Eine gut gewählte Stelle, dachte der Professor.
    An dem Buick war nicht vorbeizukommen. Und ein schnelles Wenden war an dieser engen Straßenstelle ebenfalls unmöglich.
    Drei Türen des Buick sprangen gleichzeitig auf. Drei Männer kamen zum Vorschein. Zwei von ihnen hatten versteckt im Fond gekauert.
    Der Fahrer kam auf den Peugeot zu. Zamorra ließ die Scheibe ein Stück herunter.
    Der Fremde kam heran.
    »Dies ist kein Überfall, Monsieur«, sagte er in einwandfreiem Französisch. »Dies ist nur eine Warnung an Sie. An Sie und Ihre hübsche Sekretärin, der wir nicht wünschen, daß ihr etwas zustößt.«
    »Sprechen Sie deutlicher«, sagte Zamorra gefaßt.
    »Wir sind gut unterrichtet, Monsieur«, sagte der andere, den der Professor nunmehr als Araber einschätzte.
    »Inwiefern, wenn ich fragen darf?« fragte der Professor gedehnt.
    »Wir waren vorbereitet, Monsieur. Wir wußten, wann Sie Paris verlassen haben. In welchem Flugzeug, und mit welchem Ziel.«
    »Interessant, wirklich interessant«, meinte Zamorra. »Aber was stört Sie an unserem Privatvergnügen, nach Rabat zu fliegen, einen Wagen zu nehmen und nach Fes fahren zu wollen?«
    »Nichts, Monsieur, wenn es eine private Sache wäre. Aber da Sie Zamorra sind, ist es keine private Sache.«
    »Und was wünschen Sie von uns?« fragte Zamorra schließlich. Daß der Fremde seinen Namen kannte, überraschte ihn keineswegs. Er hatte damit gerechnet, als er die Beschattung erkannt hatte.
    »Sie wollen Nachforschungen anstellen, nicht wahr?« sagte der Fremde. »Das möchten wir Ihnen ausreden. Und falls Sie doch etwas über den Verbleib der verschwundenen Personen erfahren möchten, wollen wir uns erst vergewissern, auf welcher Seite Sie stehen.«
    »Auf welcher wäre es Ihnen denn am liebsten?« fragte Zamorra lächelnd. Aber er spürte, daß die Sache sich zuspitzen würde, wenn er den anderen mit Worten provozieren würde.
    »Sie haben die Wahl, Zamorra: Araber oder Berber.«
    »Dann werden Sie verstehen, daß ich mich dazu noch nicht äußern kann.«
    »Jetzt müßten Sie etwas deutlicher werden, Zamorra.«
    »Sehr gern. Ich bin hier, weil ich Araber und Berber kennen lernen will. Ich bin weder für noch gegen die Araber, und ich bin nicht für oder gegen die
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