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0097 - Das Höllentor

0097 - Das Höllentor

Titel: 0097 - Das Höllentor
Autoren: Dieter Saupe
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geschickt.«
    Lächelnd nahm Zamorra neben dem Jungen Platz. Der startete sofort, und der Jeep brachte die beiden Männer aus der Stadt.
    »Die Yamuns können sich auf dich verlassen, nicht wahr?«
    »Ja, Sidi. Einer auf den anderen. Die Gefahr ist groß. Der Feind ist tückisch, mächtig und hinterhältig.«
    »Habt ihr eine Ahnung, wohin man die geraubten jungen Männer und Mädchen bringen könnte?«
    »Nein, Sidi. Ich glaube, Sidi Yamun hat einen Verdacht. Aber ich kenne ihn nicht.«
    »Seit wann gibt es diese mysteriösen Entführungen?« fragte Zamorra.
    »Seit mehr als acht Wochen. Zuerst haben sich die Berber gerächt. Sie sind in die Kashbahs der Araber eingedrungen, haben junge Mädchen geraubt. Aber sie haben sie immer gegen ein geringes Lösegeld freigegeben. Wie ein kleines Kriegsspiel unter halbreifen Jungen, könnte man sagen. Nicht ganz ernst zu nehmen. Aber dann schlugen die Araber zu. Sie raubten Menschen und Gut. Und sie haben unsere Männer und Mädchen verschleppt. Niemand weiß, wo sie sie hinbringen.«
    Darauf hing Zamorra seinen Gedanken nach. Er sah nicht viel von der ziemlich tristen Landschaft, aber auch nichts von der Schönheit dieses Nachmittags, von der Sonne, die auf den Schultern des Atlasgebirges entlangrollte.
    »Die Oase«, sagte Sim, der Fahrer, nach einer guten Stunde.
    »Und das wird Yamun sein«, meinte Zamorra, als er einen älteren Mann aus einem der Zelte treten sah.
    »Ja, Sidi. Das ist unser Herr. Der Älteste und der Beste von uns.«
    Zamorra stieg aus und ging auf den würdig aussehenden Mann zu. Als er seinen tiefen, reinen Blick sah, wußte er, welches Vertrauen und welche Verehrung dieser Mann bei seinem Stamm genießen mußte.
    »Ich danke Ihnen, daß Sie kommen«, sagte Yamun schlicht. »Ich bitte Sie in mein Nebenzelt, dort sind wir ungestört. Was darf ich Ihnen anbieten? Dattelwein? Milch? Einen Tee?«
    »Ein Tee wäre gut«, sagte Zamorra. »Sehr heiß, wenn ich bitten darf, und nicht sehr süß. Für einen Franzosen ist es ziemlich heiß hier.«
    Yamun lächelte und nahm mit Zamorra auf zwei geflochtenen Hockern Platz.
    »Nur die Sprache verrät Sie als Franzosen, Zamorra. Äußerlich sind Sie ein perfekter Berber.«
    Dann rief er nach Sim. Der Junge trat ein.
    »Tee für meinen Gast und mich«, sagte Yamun. »Sag Yurina Bescheid.«
    »Sofort, Sidi«, sagte der Fahrer und entfernte sich.
    »Warten wir auf den Tee«, schlug Yamun vor. »Dann spricht es sich besser.«
    Den heißen, duftenden Tee brachte ein Mädchen von geradezu orientalischer Schönheit.
    »Das ist Yurina, meine Jüngste«, stellte Yamun sie vor. »Die letzte von dreien, die ich habe. Raita und Faziah sind…« Er hielt inne und konnte nicht weitersprechen.
    Das Mädchen stellte das Tablett mit Tassen und Teekanne und Zubehör auf einem kleinen Tisch in der Mitte des Zeltes ab. Dann schenkte sie ein und reichte den Männern je eine Tasse.
    »Sind deine Schwestern auch so schön wie du?« fragte Zamorra.
    »Sie sind beide schöner als ich, Sidi«, kam die bescheidene Antwort.
    »Dann werde ich sie für dich wiederfinden, Yurina.«
    Das Mädchen verbeugte sich und verließ das Zelt.
    »Sie ist die Schönste«, sagte Yamun.
    »Sie und keine andere. Ich will sie nicht auch noch verlieren.«
    Zamorra probierte den Tee und fand ihn ausgezeichnet. Er war köstlich und belebend.
    Dann sah er auf Yamun.
    »Ich muß einiges erfahren«, sagte er.
    Yamun nickte, nahm einen Schluck seines Tees und stellte die Tasse fast feierlich auf den kleinen Untersatz zurück.
    »Ich spreche, Sie hören und fragen, Professor. Sie werden alles hören, was Sie wissen müssen.«
    ***
    »Steh auf!« hörte das Mädchen Faziah im Halbschlaf eine Stimme. Sie öffnete die Augen, sah schlaftrunken zwei der Wächter mit Fackeln vor sich stehen.
    »Du sollst dich erheben!« sagte der eine ungeduldig und mit rauher Stimme.
    Faziah kam der Aufforderung nach.
    »Was ist?« fragte sie ängstlich. »Was wollt ihr von mir?«
    »Die Herrin will dich sehen. Wir werden dich zu ihr bringen. Stelle jetzt keine weiteren Fragen. Folge mir.«
    Zu ihrem Erstaunen sah Faziah, daß außer ihr keiner der Gefangenen in der Höhle war. Bestimmt hatte man sie zu den Arbeiten geholt.
    Faziah ging dem Wächter nach. Der zweite folgte direkt hinter ihr.
    Sie durchquerten einen langen Gang. Dann kamen sie an ein Portal, vor dem zwei weitere Männer mit Fackeln Wache hielten. Der erste ihrer Führer klopfte gegen das Portal. Sofort erscholl von innen ein
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