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0097 - Das Höllentor

0097 - Das Höllentor

Titel: 0097 - Das Höllentor
Autoren: Dieter Saupe
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hinter uns bringen.«
    Der Begleiter packte das Mädchen wieder am Arm, führte sie bis vor eine steile Steintreppe.
    »Gib Obacht jetzt«, brummte er sie an. »Noch drei Schritte, dann kommt dir erste Stufe.«
    Vorsichtig ging Faziah im Dunkel weiter. Die anderen Männer folgten ihnen wie bisher schweigend.
    Geistesgegenwärtig zählte das Mädchen auch hier die Stufen. Vielleicht könnte dieser Umstand ihr irgendwann helfen. Denn bis jetzt hatte sie die Hoffnung auf Rettung und Flucht nicht aufgegeben.
    Nach der Treppe, die genau achtundsechzig Stufen hatte, ging der kleine Trupp durch einen breiten Gang. Es war ein mächtiges Gewölbe aus Naturstein. Direkt aus dem Berg herausgeschlagen. Und es führte in ein ganzes System von anderen Gängen.
    Nach wenigen Schritten hörte Faziah das Klirren von Metall. Klirren und Schürfen, ganz gleichmäßig. Das waren Hacken und Schaufeln!
    Verwundert lauschte sie nach vorn. Je weiter sie kamen, umso deutlicher wurden diese Geräusche.
    »Die Binde runter«, befahl Ben Jussuf plötzlich.
    Der Mann neben ihr löste die Binde und entfernte sie.
    Und dann sah Faziah etwas, das ihr fast die Sprache raubte.
    ***
    Es übertraf einfach alle Erwartungen.
    Man kannte unter den Wüstenbewohnern alte Wasserspeicher, zum Teil ganze Reservate von Regenwasser, das man unterirdisch in steinernen Becken sammelte. Es war lebenswichtig, dieses Wasser.
    Hier aber war ein ganzer unterirdischer Kanal angelegt. Die Ausmaße übertrafen alles, was Faziah sich in ihrer kühnsten Fantasie ausgemalt hätte.
    Ein richtiger Kanal, ein langgezogenes Becken, ein Dutzend kleiner Nebenarme: alles als Wasserspeicher eingerichtet! Und weiter hinten waren junge Männer und Frauen dabei, ein weiteres Becken auszuheben. Das Klirren der Werkzeuge dröhnte unaufhaltsam hier unten.
    Einer der Männer schob Faziah weiter.
    Sie kamen bei den ersten Arbeitern an. Faziah erkannte zwei aus ihrer Sippe. Geraubt wie sie, zur Arbeit unter Tage gezwungen.
    Wild und verwegen aussehende Männer waren ihre Bewacher. Sie trugen lange Hosen, die in Stiefeln steckten. Die Oberkörper waren nackt und glänzten speckig. Jeder der Aufseher trug eine Peitsche in der Hand, bereit, beim geringsten Ungehorsam auf die Wehrlosen einzuschlagen.
    Und dann stieß Faziah einen spitzen Schrei aus.
    Sie hatten eine Gruppe von jungen Mädchen erreicht. Und unter ihnen erkannte sie ihre Schwester Raita, die schon vor mehr als einem Monat geraubt worden war. Direkt von der Oase weg.
    Raita war damit beschäftigt, losgehackte Steine an der Seite des neuen Wasserbeckens aufzustapeln. Jetzt richtete sie sich auf, als sie die Schritte der Ankommenden hörte.
    Ihre Pupillen vergrößerten sich, dann gab auch sie einen Schrei von sich. Schon aber lagen sich die Schwestern in den Armen, schneller, als es die Aufseher verhindern konnten.
    Sie raunten sich hastig ein paar Worte zu, in der Sprache ihrer Väter, in der Sprache der Berber.
    »Arbeitet ihr täglich hier?« fragte Faziah.
    Raita nickte.
    »Bis zum Umfallen. Oft gibt es Schläge mit der Peitsche.«
    »Und Essen und Trinken?« fragte Faziah weiter.
    »Ganz gut und ausreichend.«
    »Und wo schlaft ihr?«
    »In einer Art Höhle. Sie dient als Gemeinschaftsraum.«
    »Kann man entkommen?« flüsterte Faziah.
    »Unmöglich. Die Bewachung ist ganz scharf.«
    »Wie weit geht dieser Stollen dort drüben?« war die nächste Frage.
    »Bis zur Oase«, hörte das Mädchen seine Schwester antworten.
    Sie wurde noch bleicher, als die Furcht sie gemacht hatte. Die Furcht und der Schrecken, die seit der Verfolgung durch die Araber in ihr waren.
    Da aber trat Ben Jussuf zu ihnen.
    »Sofort hört ihr auf, in der Sprache von Räubern und Banditen zu sprechen. Ich weiß, daß ihr das Arabische ebenfalls beherrscht. Also sprecht arabisch, damit wir hören, was die Töchter einer Berberkröte sich zu erzählen haben.«
    Faziah biß die Zähne zusammen. Eine heftige Erwiderung lag ihr auf den Lippen. Nur mühsam beherrsdite sie sich, weil sie die Schläge mit der Peitsche fürchtete.
    »Wird man uns zusammenlassen?« fragte Raita auf arabisch.
    »Das hängt von euch ab«, brummte Ben Jussuf. »Wenn ich ein Wort aus der Berbersprache von euch höre, werdet ihr für immer getrennt.«
    »Wir werden nur arabisch sprechen«, sagte Raita zu dem Anführer.
    Dann fühlte Faziah einen leichten Stoß im Rücken. Sie ging weiter, nickte ihrer Schwester aber noch aufmunternd zu.
    Man brachte sie in eine geräumige Höhle, wo
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