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0097 - Das Höllentor

0097 - Das Höllentor

Titel: 0097 - Das Höllentor
Autoren: Dieter Saupe
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läßt Ihnen dieses Paket überbringen. Er bittet Sie, zu ihm zu kommen. Er wird alles erklären. Nur wählen Sie bitte einen Ausgang, den Ihnen der Chefportier zeigen wird. Er ist unser Freund und Vertrauter. Er wird Sie durch einen Keller führen, Sidi. In dem Paket finden Sie alles, um sich als Berber zu verkleiden. Dann fallen Sie nicht auf, wenn Sie zur Oase fahren.«
    »Aber wie soll ich zur Oase fahren? Selbst in Verkleidung wird man mich erkennen, wenn ich meinen Leihwagen nehme.«
    »Sie werden ihn bitte nicht nehmen, Sidi. Ich erkläre Ihnen: Madame wird den Peugeot fahren, allein, bitte. Dann vermutet man, daß Sie Einkäufe macht und Sie selbst im Hotel sind.«
    »Sehr gut. Jedenfalls ein paar Minuten lang. Denn dann werden die Leute Jussufs Verdacht schöpfen.«
    »Dann wird es zu spät sein, Sidi. Sie finden außer den Kleidern einen Stadtplan und eine Karte von Marokko, in kleinem Maßstab, mit allen Einzelheiten. Auf dem Stadtplan, hundert Schritt vom Hotel, ist ein Kreuz eingezeichnet. Dort wird ein Jeep stehen. Die Nummer können Sie sich einprägen, sie steht auf einem Zettel. Fragen Sie den Chauffeur nach seinem Namen. Er muß sagen: ›Ich heiße Sim und werde von Sidi Elgad geschickt.‹ Dann können Sie einsteigen. Er wird Sie zur Oase von Talaf fahren.«
    »Sie haben an alles gedacht«, sagte Zamorra anerkennend.
    »Wir müssen das tun. Wir haben gefährliche Gegner. Und auch Sie haben diese Gegner von heute an.«
    Zamorra zögerte eine Sekunde. Prüfend sah er auf seinen Gast.
    »Elgad, woher wissen Sie, daß ich denke wie Sie? Daß ich auf Ihrer Seite bin?«
    »Weil die Araber, diese Hunde von Entführern, mit Recht Ihre Feindschaft fürchten. Und Ihre Kunst. Sie arbeiten für das Recht, für eine friedliche Welt, Sidi. Die Räuber aber arbeiten mit Gewalt, und Zamorra haßt die Gewalt, ob von Menschen oder von Dämonen.«
    Zamorra mußte diese kleine feierliche Ansprache über sich ergehen lassen. Unbemerkt prüfte er Gesten und Stimme und Blick des anderen.
    Als Elgad Yamun zu Ende gesprochen hatte, wußte Zamorra, daß er einen ehrlichen Verbündeten in ihm haben würde.
    Der Sohn des Sippenvaters der Yamun erhob sich.
    »Verzeihung, Madame. Verzeihung, Sidi. Ich muß gehen. Mich rufen Geschäfte in der Stadt. Ich werde Sie noch bei meinem Vater sehen.«
    »Eines noch«, sagte Zamorra. »Wie werde ich in die Stadt und ins Hotel zurückkommen?«
    »Wie auf dem Hinweg, Sidi. Der Fahrer wird Sie auf einer Nebenstraße herbringen. Und der Chefportier weiß ja Bescheid.«
    »Danke, Elgad. Ich bin bereit.«
    Ein Händedruck, und Elgad ging eilends davon.
    Zamorra ließ sogleich das bestellte Essen auftragen. Er aß mit wenig Appetit.
    »Laß dir Zeit, bitte«, sagte er zu Nicole Duval. »Ich hingegegen habe keine Zeit zu verlieren. Ich werde nach oben gehen und meine Verkleidung vornehmen. Iß bitte zu Ende, dann gehe zum Wagen. Suche irgendetwas, nimm irgendetwas heraus und gehe zurück ins Hotel. Das wiegt die Burschen in Sicherheit. Nach einer halben Stunde gehst du zum Wagen und fährst ein wenig durch die Stadt. Aber niemals aussteigen, bevor du beim Hotel zurück bist. Erwarte mich am Abend, nach Eintritt der Dunkelheit.«
    »Der erste Akt für dich allein«, gab Nicole zurück. »Vom zweiten Akt an möchte ich dich begleiten.«
    »Du hast ja gehört, wie sich das alles verhält, Nicole. Du wirst deinen Teil Arbeit schon noch bekommen.«
    Er stand auf, beugte sich zu ihr hinunter, küßte sie auf Stirn und Wangen. »Bis zum Abend, Cherie.«
    Schon war er aus dem Speisesaal.
    ***
    Die Verkleidung war perfekt. Aus Zamorra war ein älterer, mürrisch dreinschauender Berber geworden, auf den niemand in der Stadt achten würde.
    Auf dem Plan fand er die angegebene Stelle.
    Da war der Jeep mit der Nummer, die sich Zamorra gemerkt hatte.
    Ein lang aufgeschossener Jüngling saß hinter dem Steuer und döste.
    »Wartest du auf mich, mein Junge?« fragte Zamorra.
    Der Junge gab keine Antwort.
    »Kannst du nicht antworten?« bohrte Zamorra weiter. »Ich sehe genau, daß du meine Sprache verstehst. In Marokko spricht jeder ein paar Worte Französisch. Nun, wie ist es?«
    Wieder keine Antwort.
    »Soll ich dir Anstand beibringen?« donnerte Zamorra los. Aber es zeigte keine Wirkung. Der Bursche war clever.
    Endlich stellte der Professor die vereinbarte Frage.
    »Wie heißt du?«
    Der Junge richtete sich auf, sah Zamorra voll ins Gesicht.
    »Ich heiße Sim und werde von Sidi Elgad
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