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0095 - Yama, der Totengott

0095 - Yama, der Totengott

Titel: 0095 - Yama, der Totengott
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Bedarf an Trouble ist zur Zeit auch gedeckt.«
    Die beiden Männer flogen die Strecke Washington D.C. - New York - Hin- und Rückflug - heute bereits zum zweiten Mal. Am Morgen waren sie in eine Schlechtwetterzone geraten. Selbst Weismann, der ein erfahrener Pilot war und sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließ, hatte dabei ein paar graue Haare bekommen.
    Patsy Moreno, die hübsche kaffeebraune Stewardess kam in die Kanzel und erkundigte sich, ob die beiden Piloten Kaffee wollten.
    Stanton grinste. »Kaffee, Patsy?«, echote er. »Bring uns ’nen anständigen Whisky, ’nen doppelten natürlich!«
    Das Girl machte große Augen. »Whisky, Sir? Ist das wirklich Ihr Emst?«
    »Na klar!«
    »Wenn… wenn Sie meinen…« Die Stewardess machte Anstalten, sich, zu entfernen.
    Weismann wandte den Blick von den Armaturen ab und drehte sich zu dem Mädchen um.
    »Langsam, Patsy«, hielt er die braunhäutige Zuckerpuppe in ihrer schmucken Uniform zurück. »Merken Sie nicht, dass er Sie nur auf den Arm nehmen will?«
    Patsy Moreno, die noch vor kurzem hinter einer Schreibmaschine gesessen hatte und erst seit ein paar Tagen dem Stewardessenkorps der Western Airways angehörte, blieb unsicher stehen. »Wie… wie meinen Sie das, Sir?«
    »Ich meine, dass das Flugpersonal der Western Airways während der Arbeit nicht trinkt«, gab ihr Weismann Bescheid. »Es gibt zwar Piloten, die sind immer halb betrunken, wenn sie im Cockpit sitzen, aber nicht bei uns, klar?«
    »Ja, Sir!«, sagte Patsy Moreno. Sie sah jetzt so aus, als ob sie am liebsten gleich weinen würde.
    »Mach dir nichts draus«, tröstete sie der Copilot. »Statt Whisky trinken wir auch genauso gerne einen Kaffee.« Und zu Weismann gewandt, fügte er flüsternd hinzu: »Leuteschinder!«
    Die Stewardess ging. Aber nicht weit. Die Piloten sahen noch ihren angenehm gerundeten Po, als sie die Cockpit-Tür öffnete und darin stehen blieb.
    »Die Toiletten liegen im hinteren Teil der Maschine, Sir«, hörten sie sie sagen.
    »Ich weiß, ich weiß«, ertönte eine Männerstimme. »Da will ich aber gar nicht hin.«
    »Hier geht es zur Kanzel, Sir, Sie können nicht…«
    »Doch«, unterbrach sie die Männerstimme. »Ich kann nicht nur, ich muss sogar.«
    Die beiden Piloten, die alles mitbekommen hatten, waren sofort alarmiert. Sie tauschten einen schnellen Blick. Ein Mann, der ins Cockpit eindringen wollte? Die große Zeit der Kuba-Entführer war zwar inzwischen vorbei, aber ein neuer Typ von Flugzeug-Hijackern machte sich im Augenblick breit: Lösegeldgangster. Erst vor kurzem hatte einer dreihundert Passagiere als Geisel genommen und sie erst freigelassen, nachdem man ihm die Möglichkeit gegeben hatte, mit zwei Millionen Dollar und einem Fallschirm zu türmen.
    Eine ganze Reihe von Fluggesellschaften war dazu übergegangen, jeden Flug von einem oder gar mehreren bewaffneten Privatcops begleiten zu lassen. Western Airways war jedoch eine sehr sparsame Gesellschaft. Hier waren Schutzmänner und Piloten identisch.
    Lewis Stenton griff sofort unter seine Jacke, wo er in einem Schulterholster eine automatische Pistole bei sich führte.
    »Langsam«, raunte Weismanh. »Vielleicht ist es nur einer, der sich mal in den Pilotensessel schwingen und mit dem Steuerknüppel in der Hand fotografiert werden will.«
    »Ja, vielleicht«, meinte der Copilot, ließ die rechte Hand jedoch unter der Uniformjacke ruhen.
    Die Stewardess trat einen Schritt zurück. »Bitte, Sir…«, setzte sie ein, drang aber nicht durch. Ein, Mann schob sich an ihr vorbei und drängte in die Kanzel.
    Es war ein junger Mann, fast noch ein Halbwüchsiger. Siebzehn bis achtzehn Jahre alt etwa. Er hatte ein schmales, blasses Gesicht mit glatten, noch wenig charakteristischen Zügen.
    Weismann atmetet auf. Der Bursche hatte keine Pistole oder sonst irgendein Mordinstrument in der Hand. Und er machte in keiner Weise den Eindruck eines Flugzeugentführers.
    Auch Stanton entspannte sich. Seine Rechte kroch wieder unter der Jacke hervor.
    »Tut mir leid, Sir«, sprudelte Patsy Moreno hervor, »aber dieser Herr ....«
    »Schon gut, Patsy!« Weismann musterte den jungen Mann. »Sie wünschen, Mister?«
    Ein seltsames Leuchten trat in die dunklen Augen des Burschen, als er noch weiter ins Cockpit hereinkam. »Mein Name ist Birch«, sagte er hastig. »Edgar Birch.«
    »Ein hübscher Name«, erwiderte Weismann.
    Der junge Mann bekam die Ironie entweder nicht mit oder überhörte sie.
    »Kapitän«, sagte er drängend.
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