Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0080 - Zanos, des Teufels rechte Hand

0080 - Zanos, des Teufels rechte Hand

Titel: 0080 - Zanos, des Teufels rechte Hand
Autoren: A.F. Morland
Vom Netzwerk:
huschte sie aus dem Zimmer. Kurz darauf hörte er sie an die Nachbartür klopfen. Enzo murmelte. Dann ächzte die Tür nebenan. Irene kicherte verhalten. Die beiden verließen das Haus. Herbert lief zum Fenster. Irene und Enzo schritten durch das silberne Mondlicht zum Strand hinunter. Beide splitterfasernackt. Herberts Herz krampfte sich zusammen.
    Diese Erniedrigung konnte er sich nicht mehr gefallen lassen. Das war einfach zuviel für ihn. Er holte sein Messer und schlich hinter den beiden her. Sie badeten. Irene war ausgelassen und lachte viel. Sie gebärdeten sich wie Kinder. Sie bespritzten sich, jagten einander auf dem Sandstrand, und als Enzo das Mädchen erwischte, quietschte sie auf, fiel, Enzo fiel auf sie… Und dann passierte es.
    Herbert war so unglücklich, daß er die Sterne vom Himmel herunterschreien wollte. Es geschah vor seinen Augen. Warum hatte das nur geschehen müssen.
    Er schlich näher an die beiden heran. Irene stöhnte. Sie stammelte unzählige Kosenamen in Enzos Ohr. Herbert krampfte es das Herz zusammen. Ganz klein wurde er in seinem Versteck. Am liebsten hätte er sich das Messer selbst in den Leib gestoßen.
    Später sagte Enzo: »Wir müssen es ihm sagen.«
    Irene winkte ab. »Er wird es schon merken.«
    »Das wäre ihm gegenüber nicht fair«, sagte der Italiener in hartem Deutsch.
    Irene setzte sich mit einem schnellen Ruck auf und blickte Enzo wütend an. »Wozu sollen wir ihm gegenüber denn fair sein, kannst du mir das sagen? Er ist nichts, hat nichts, geht mich nichts an. Ich habe ihn in Bombay kennengelernt und bin mit ihm ein Stück des Weges gezogen. Schön, wir haben zusammen geschlafen, aber Spaß hat es mir mit ihm niemals gemacht. Er kann das nicht so gut wie du, hat keine Erfahrung, der Junge. Wozu soll ich also meine Zeit noch weiter an einen Stümper vergeuden, wenn ich einen Meister in diesem Fach haben kann.«
    Sterben müssen sie! schrie es in Herbert Schwarz in diesem Moment. Alle beide. Sie haben auf dieser Welt nichts mehr zu suchen. Sie sind es nicht wert, zu leben.
    Der junge Mann sprang mit einem weiten Satz hinter dem Busch hervor, hinter dem er sich versteckt hatte. Irene sah ihn zuerst. Ihre Augen weiteten sich. Sie stieß einen unterdrückten Schrei aus. Das Überraschungsmoment war eindeutig auf Herberts Seite. Der kräftige Enzo zuckte herum. Da war Herbert aber bereits bei ihm. Das Messer sauste durch die Luft, ehe sich der muskulöse Italiener erheben konnte. Enzo Merrino stieß einen gurgelnden Schrei aus und kippte dann schlaff in den Sand.
    »Wahnsinniger!« schrie Irene wie von Sinnen. »Du verrückter Teufel! Was hast du getan? Du hast Enzo umgebracht!«
    Herbert sagte nichts. Blut tropfte von seinem Messer. Er zitterte am ganzen Leib. Seine Augen starrten Irene haßerfüllt an. Jetzt erst begriff sie, daß ihr dasselbe Schicksal bevorstand.
    »Nein!« kreischte sie verzweifelt auf. Mit einem Satz war sie auf den Beinen. Sie rannte los. Herbert jagte mit blutunterlaufenen Augen hinter ihr her. Und als er sie eingeholt hatte, riß er sie gnadenlos zu Boden und tötete auch sie.
    Die darauffolgende Stille schmerzte ihn seelisch. Er floh vom Strand, mit der Mordwaffe in der Hand. Er konnte den Anblick der beiden Toten nicht ertragen. Nun waren sie vereint, und zwar für immer - und er, Herbert, hatte ihnen das ermöglicht.
    Er rannte in die Stadt und stellte sich dort der Polizei. Ein Inspektor Singh hörte sich seine Geschichte an. Singh war ein drahtiger Mann mit olivfarbener Haut und schwarzen Kohleaugen. Er trug einen sorgfältig gestutzten Kinnbart, den er unentwegt streichelte, als wäre er in ihn verliebt. Herbert dachte, man würde sein Motiv zwar nicht gutheißen, aber verstehen können. Er war kein professioneller Killer, er hatte aus Eifersucht getötet. Deshalb rechnete der junge Mann damit, daß man ihn nicht allzu hart bestrafen würde.
    Doch das Gericht von Male enttäuschte den jungen Mann aus Darmstadt ein paar Wochen später mit einer Strafe, von der der deutsche Botschafter auf Ceylon behauptete: »Ein Leben lang in einem deutschen Gefängnis wäre dagegen das reinste Paradies.«
    Es wurde die lebenslängliche Verbannung auf eine einsame Koralleninsel ausgesprochen.
    Ein Polizeiboot sollte ihn auf einer namenlosen Insel aussetzen und ihn sich selbst überlassen. An Flucht würde nicht zu denken sein, denn Schwarz würde weder ein Boot haben, noch Werkzeug, um eines zu bauen.
    Und ringsum im Meer lauerten die Haie…
    ***
    Am Tag,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher