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0080 - Ich und die Zeitungshyänen

0080 - Ich und die Zeitungshyänen

Titel: 0080 - Ich und die Zeitungshyänen
Autoren: Ich und die Zeitungshyänen
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ich die Hände noch richtig in die Höhe gebracht hatte, hatten sie mir die Websterpistole aus der Tasche gefischt, mir die Brieftasche abgenommen und Been, der der Kräftigste von ihnen war, legte mir von hinten den Arm um den Hals, während Baber mir eine Pistole in die Seite bohrte.
    Clearance Coon war noch drei Schritte weiter in den Raum hineingegangen, hatte sich umgedreht und wartete gelassen ab, bis ich völlig wehrlos war. Dann nahm er mit einer langsamen Bewegung seine Brille ab, und zum ersten Mal sah ich seine Augen richtig. Sie waren von der Farbe schmutzigen Eises, recht unschön. Jetzt kam mir der ganze Mann auf eine vertrackte Weise bekannt vor, ohne dass ich hätte sagen können, wo und wann ich ihn gesehen hatte.
    »Keine Spur mehr von Kurzsichtigkeit, wie?«, fragte ich. Genauer gesagt, röchelte ich den Satz, denn Been drückte mir ziemlich die Luft ab.
    »Ja, es ist lästig, das Ding zu tragen«, sagte er in seiner alten, lässigen Art, nur klang seine Stimme jetzt nicht mehr heiser, sondern völlig normal. »Aber es war notwendig. Criss hätte sich sonst gewaltig gewundert.«
    Er kam auf mich zu und blieb in Reichweite vor mir stehen.
    »Wie war die Sache mit meinem Bruder?«, fragte er ruhig.
    »Wovon sprichst du?«, fragte ich zurück.
    Ganz plötzlich verzerrte sich sein Gesicht, sein Mund klaffte auf und während er heulte: »Du Hund, ich werde es dir zeigen«, knallte seine Faust hart und brutal in mein Gesicht.
    Mein Kopf flog zurück. Ich versuchte, loszukommen, aber Been drückte so kräftig, dass mir die Luft knapp wurde, und während ich nach Atem schnappte, schlug Coon noch zweimal mit aller Kraft zu. Er brüllte dabei wie ein Tobsüchtiger.
    »Du kannst mich nicht täuschen. Die Boys hier haben mir erzählt, dass du in der gleichen Nacht noch mit Lender gesprochen hast, dass du alles wusstest. Du, du hast ihn auf dem Gewissen.«
    »Das wird Lender aber wenig gefallen, dass seine Jungs so geschwätzig sind«, stieß ich zwischen zwei mühseligen Atemzügen hervor.
    Er brachte noch einen Faustschlag an, dann drehte er sich brüsk um, ging hinter die Bar, nahm eine Flasche aus dem Regal, goss sich ein Glas ein und kippte es hinunter. Dann goss er das Glas noch einmal voll und kam wieder auf mich zu.
    Er schien sich beruhigt zu haben.
    »Lender?«, sagte er verächtlich. »Glaubst du, Lender könnte mir das Wasser reichen?«
    Ich begriff, was in den drei Tagen, die ich in Washington gewesen war, passiert war.
    »Willst du mir jetzt sagen, was mit meinem Bruder geschehen ist?«, wiederholte Coon.
    »Okay, ich sag’s dir«, knurrte ich. »Er kam auf die Hell Gate Bridge, und er trug eine Aktentasche, vollgepackt mit Sprengstoff unter dem Arm. Von oben wollte er sie Lender und seinen Leuten, den gleichen Leuten, die jetzt hier dir Hilfestellung leisten, auf den Kopf werfen. Ich hielt ihm meine Pistole unter die Nase und hinderte ihn daran. Aber wenig später warf er das Zeug nach mir. Es fiel übers Geländer und explodierte unten, allerdings hatten sich die vorgesehenen Opfer bis auf einen, Rabuzzo, in Sicherheit bringen können. Dein Bruder, Clearance, türmte. Er hatte es so eilig, dass er nicht aufpasste. Dann kam ein Zug, und er stieß mit ihm zusammen. Dem Zug hat es nicht geschadet.«
    Ich werde Ihnen nicht beschreiben, was jetzt passierte. Clearance Coon bekam einen waschechten Tobsuchtsanfall, aber einen Anfall mit Zielrichtung, und das Ziel war ich. Er machte mich so fertig, dass ich mehr als halb ohnmächtig in den Armen von Been hing. Der Gangster ließ mich los, als Coon endlich müde wurde. Ich fiel auf das Parkett. Ten Baber stand Gummi kauend über mir und zielte mit der Pistole auf meinem Kopf.
    Ich lag auf dem Boden, wischte mir das Blut aus dem Gesicht und machte mir Sorgen über meine Zukunft. Am ekelhaftesten waren die Glassplitter, denn als Coon loslegte, hatte er mir zuerst das Whiskyglas ins Gesicht geschleudert, um die Hände freizubekommen.
    Ich richtete mich so weit auf, dass ich wenigstens saß'. Clearance Coon stand in wenigen Schritten Entfernung und atmete schwer.
    »Wer hat die Brieftasche von dem Kerl?«, fragte er.
    Pao Castro trat vor und gab ihm meine Papiere und die Websterpistole.
    Der Chef blätterte die Brieftasche durch. So elend ich mich im Augenblick fühlte, so versäumte ich doch nicht, sein Gesicht sorgfältig zu beobachten. Er musste den FBI-Ausweis finden, und ich wartete gespannt darauf, was für ein Gesicht er ziehen würde.
    Jetzt sah ich,
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