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0079 - Der Tyrann von Venedig

0079 - Der Tyrann von Venedig

Titel: 0079 - Der Tyrann von Venedig
Autoren: Richard Wunderer
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sich Höllenpack eingenistet. Ich will es bekämpfen.«
    Bennato winkte großspurig ab. »Ich weiß, ich weiß, der Schwarze Doge!«
    Jetzt war die Reihe an mir zu staunen. »Der Schwarze Doge? Davon habe ich noch nichts gehört.«
    »Eine Legende, weiter nichts. Signor Sinclair, waren Sie schon einmal im Dogenpalast? Erinnern Sie sich an den Saal mit den Bildern sämtlicher Dogen von Venezia?«
    Mein Gedächtnis arbeitete auf Hochtouren. »Eines der Bilder ist schwarz übermalt.«
    »Esatto, exakt, Signor Sinclair!« Der Commissario schnalzte verächtlich mit der Zunge. »Dieser Doge hat Venezia verraten. Dafür wurde er aus dem Gedächtnis dieser Stadt gestrichen. Die Legende erzählt, daß sein Geist ruhelos herumstreicht und als Schwarzer Doge die Menschen in Angst und Schrecken versetzt.«
    »Wie soll dieser Schwarze Doge aussehen?« fragte ich atemlos.
    »Er wird sich mit einem schwarzen Umhang und einem schwarzen Schlapphut kleiden.« Der Commissario lächelte nachsichtig, als habe er ein dummes Kind vor sich. »Eine leggenda, eine Legende, weiter nichts.«
    »Eine sehr konkrete Legende«, widersprach ich. »Erinnern Sie sich an den Toten aus dem Canal Grande! Das Gesicht auf den Rücken gedreht! Der Schwarze Doge hat mich in den Canal Grande gezogen und wollte mich ersäufen. Er hat uns auch mit seiner Gondel bei der Überfahrt angegriffen. Wir konnten ihn in letzter Sekunde abwehren!«
    Commissario Bennato starrte mich wie einen Verrückten an. Um seine Mundwinkel zuckte es, als wolle er jeden Moment in schallendes Gelächter ausbrechen. Ich glaube, nur die Höflichkeit dem Gast aus England gegenüber hinderte ihn daran.
    »Per caritá!« rief er aus und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Signor Sinclair! Sincero! Im Ernst! Das meinen Sie doch nicht ernst!«
    »Genauso ernst, wie drei frühere Teilnehmer von SUN-AND-FUN Reisen in Venedig verschwunden sind«, erwiderte ich grimmig. »Das ist genau so wenig Legende wie die Angriffe des Schwarzen Dogen auf uns. Ist in letzter Zeit sagen wir in den vergangenen vier, fünf Monaten in Venedig etwas Besonderes vorgefallen? Eine Katastrophe? Ein rätselhaftes Unglück?«
    Der Commissario runzelte die Stirn und sah mich nachdenklich an, »Nun, da war dieser Sturm, im Februar… ein ungewöhnlich starker Sturm, verstehen Sie? Die Wellen schlugen sogar gegen das Portal von San Marco! Die ganze Kirche bebte! Sehr ungewöhnlich!«
    »Na bitte!« Ich steckte Beretta und Dolch wieder zu mir. »Haben Sie vielleicht in jenen Tagen auch die Meldung erhalten, daß eine überdimensionale Gondel gesehen wurde?«
    Die Augen des Commissario wurden immer größer. Er brauchte mir gar nicht zu antworten. Ich wußte auch so Bescheid, daß mein Verdacht stimmte.
    »Richtig!« rief er bestürzt. »Einige Leute haben behauptet, sie hätten am nächtlichen Himmel einen riesigen schwarzen Totenschädel mit hell schimmernden Augen gesehen, also ganz ähnlich dem Schwarzen Dogen!«
    Ich biß die Zähne zusammen und nickte. »Das war der Schwarze Tod. Die beiden scheinen eng miteinander verwandt zu sein, Commissario! Machen Sie sich in Ihrer hübschen Stadt in der nächsten Zeit auf einiges gefaßt! Der Schwarze Tod hat den Schwarzen Dogen nach Venedig geschickt, und sein Plan läuft bestimmt nicht darauf hinaus, nur ein paar Touristen zu erschrecken!«
    Ich wollte schon zur Tür gehen, als mir noch eine Idee kam.
    »Commissario! Sind seit Februar in Venedig viele Vermißtenanzeigen eingegangen?«
    Er wurde unter seiner dunklen Haut einen Schein blasser. »Zehnmal so viel wie normal! Was hat das zu bedeuten? Wissen Sie es?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Noch nicht, aber ich werde es herausfinden! Kann ich auf Ihre Hilfe zählen?«
    Commissario Bennato streckte mir beide Hände entgegen. »Volentieri, herzlich gern! Rufen Sie mich an, bei Tag und bei Nacht! Ich bin immer für Sie da!«
    Ich schlug ein. Diese Sorge war mir abgenommen. Die Polizei von Venedig würde mir keine Schwierigkeiten machen.
    Ich verabschiedete mich hastig von dem Kollegen und lief in die Halle hinunter, wo sich die Reisegruppe bereits zum Abendessen sammelte.
    »Ärger mit der Polizei?« erkundigte sich Joe Tarrant fürsorglich.
    Ich grinste den jungen Mann unbekümmert an. »Der Kommissar wollte mir dumm kommen, von wegen herumballern und so! Aber mit so einem werde ich mit der linken Hand fertig!«
    Ein paar Mitreisende lachten, und Tarrant schlug mir auf die Schulter. »Gut gemacht, Mister!« rief er in
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