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0079 - Der Tyrann von Venedig

0079 - Der Tyrann von Venedig

Titel: 0079 - Der Tyrann von Venedig
Autoren: Richard Wunderer
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und unter der Seufzerbrücke hindurch verlief die Fahrt normal. Dann bog Shaos Gondel scharf ab und verschwand in einem schmalen Seitenkanal. Unser Fahrer gab Gas. Shaos Boot legte einen Zahn zu, daß es uns schwindelte.
    »Der Gondoliere!« rief Suko. »Er ist ein Dämon!«
    Auch ich sah den bleichen Totenschädel unter dem schwarzen Hut mit den bunten Bändern. Knochenhände umspannten das Ruder.
    Wir blieben dran! Der dämonische Gondoliere wechselte mehrmals die Richtung, aber es nutzte ihm nichts. Shao hielt sich bewundernswert. Sie klammerte sich zwar fest und sah sich mehrmals nach uns um, aber sie schrie nicht und versuchte auch nicht zu fliehen.
    Plötzlich hielt die Gondel an, als wäre sie gegen eine unsichtbare Mauer geprallt. Rötliches Flimmern entstand rings um sie, und im nächsten Moment versank sie in einem wasserlosen Schacht inmitten der Fluten des Canale! Es widersprach allen Naturgesetzen, daß das übrige Wasser nicht nachfloß!
    Unser Boot wurde von seinem Fahrer hart abgebremst. Die Gondel berührte inzwischen den schlammigen Grund. In den Fundamenten eines verfallenen Palastes mit vernagelten Fenstern entstand eine große Öffnung, durch die Shao mitsamt der Gondel verschwand. Im nächsten Moment lag der Canale wie vorher vor uns.
    Wir brauchten uns nicht abzusprechen. Suko und ich sprangen an Land, und Commissario Bennato gab über Funk Großalarm. Während er noch seine Leute zusammenzog, sprintete mein Freund und ich auf den Palast zu.
    Die letzte Runde hatte begonnen. Jetzt hieß es: der Schwarze Doge oder wir!
    ***
    Wir fanden eine morsche Tür. Suko warf sich wie ein Panzer dagegen und flog mit den Trümmern in einen dunklen Flur. Ich schnellte mich durch die Öffnung, das Silberkreuz auf der Brust, in der Linken den Silberdolch, in der Rechten die entsicherte Beretta.
    Nichts rührte sich, doch von oben hörten wir Poltern, als wir tiefer in den Flur eindrangen. Eine Frau schrie gellend auf, dann eine zweite.
    »Jane und Shao!« brüllte Suko. Er flog eine Treppe hinauf, ich dicht hinter ihm. Im ersten Stock stürmten wir wie Berserker durch offene Flügeltüren in den Saal, in dem ich schon einmal gewesen war.
    Sofort wurden wir von den entführten und versklavten Menschen umringt. Sie gingen kreischend und fauchend auf uns los, wichen jedoch vor meinem Silberkreuz zurück. Zumindest kamen sie nicht sofort näher, sondern rückten nur langsam vor.
    Ein Blick durch den Saal genügte. »Er hat uns reingelegt!« schrie ich Suko zu. »Sie sind nicht mehr hier!«
    Der Saal war bis auf die entführten Venezianer und Touristen leer. Der Schwarze Doge war mit Shao und Jane und seinen Knochenmännern geflohen. Suko und ich sprangen an ein Fenster. Ich hämmerte mit dem Ellbogen ein Brett los und blickte nach unten. Tatsächlich! Das Wasser schwand aus dem Canale. Die riesige Gondel des Grauens glitt durch das Fundament nach draußen und hob sich bis auf normale Wasserhöhe. Der Schwarze Doge winkte höhnisch lachend zu uns herauf. Jane und Shao lagen gefesselt und von Skeletten bewacht auf den Planken. Andere Skelette legten sich in die Riemen und trieben die schwarze Gondel rasend schnell durch den Canale davon.
    Wir hetzten wieder nach unten. Die Entführten hatten nur die Aufgabe gehabt, uns abzulenken. Sie kamen hinter uns her, rufend und winkend, allen voran Antonio Gianelli und Signora Sina. Ich blieb einen Moment stehen. Die Menschen waren wieder sie selbst, aus dem Bann entlassen.
    »Ich komme mit euch!« schrie Antonio und drängte uns weiter. Gemeinsam rannten wir ins Freie und sprangen in Commissario Bennatos Boot. Ich stieß den Fahrer von seinem Platz und ließ den Motor aufheulen. Mit schäumender Bugwelle raste ich hinter dem Schwarzen Dogen her. Dabei schrie ich dem Commissario zu, was mit den Entführten geschehen war. Über Funk schickte er Hilfsmannschaften zu dem verfallenen Palast.
    Der Himmel trübte sich ein.
    Eine halbe Meile vor uns jagte die Gondel des Grauens mit dem Schwarzen Dogen und seinen Geiseln an Bord in Richtung offenes Meer. Ich holte alles aus dem Motor heraus. Wild tanzte unser Boot auf den Wellen.
    »Wir holen auf!« schrie Suko gegen den Sturm an. Er ballte die Faust und drohte dem Schwarzen Dogen, der hohnlachend auf seinem Thron hockte.
    Das Lachen verging ihm, als ich unser Boot längsseits brachte. Suko jagte eine Silberkugel zu ihm hinauf, daß der Dämon in Deckung gehen mußte. Mit einem Satz war mein Freund an Bord der Gondel des Grauens.
    Ich
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