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0079 - Der Tyrann von Venedig

0079 - Der Tyrann von Venedig

Titel: 0079 - Der Tyrann von Venedig
Autoren: Richard Wunderer
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so schnell weggelaufen? Und was ist mit Mr. und Mrs. Califfo?«
    »Ich habe Ihnen eine Frage gestellt, und ich möchte eine Antwort!« fauchte ich. »Also?«
    Er wurde nun tatsächlich einen Schein blasser. Das war keine Einbildung. »Miß Collins sagte, sie hätte dringend etwas zu erledigen.« Bisher hatte er nicht gestottert. Jetzt tat er es. »Sie sollten sich keine Sorgen machen, das sagte sie auch noch. Es könnte länger dauern.«
    »Ach so, dann ist alles in Ordnung.« Ich nickte und grinste unbekümmert. »Was unternehmen wir als nächstes?«
    Drei Personen sahen mich ziemlich ungläubig an. Suko, Shao und Tarrant. Offenbar verstand keiner von den Dreien, daß ich nicht weiter nachhakte.
    »Mittagessen im Hotel!« verkündete Joe Tarrant laut. »Ladies und Gentlemen, bitte folgen Sie mir, die Futtertröge sind gefüllt!«
    Allgemeines Gelächter antwortete ihm, und die Herde schloß sich ihm willig an, als er sich hastig in Bewegung setzte. Ich wartete, bis alle an uns vorbei waren, dann bildeten wir drei die Nachhut.
    »Erschreckend, wie sie ihm blind folgen«, stellte Shao fest. »Ich glaube, sie würden ihm auch hinterherlaufen, ginge er mit ihnen direkt in die Hölle.«
    »So ungefähr kommt mir das auch vor«, stimmte ich zu.
    »John!« Suko war aufgeregt und mußte sich bemühen, leise zu sprechen. »John, der Kerl war unsicher wie ein Seiltänzer ohne Seil! Da steckt doch etwas dahinter! Wieso hast du seine Erklärung so einfach geschluckt?«
    »Habe ich das?« fragte ich leise und kämpfte gegen meine Nervosität an. »Tarrant konnte mir vor lauter schlechtem Gewissen nicht in die Augen sehen. Mit Jane ist etwas geschehen, das fühle ich ganz deutlich.«
    Suko blieb überrascht stehen. »Das sagst du so ruhig und unternimmst nichts?« rief er und senkte sofort seine Stimme. »John, wir müssen etwas tun!«
    »Das werden wir auch!« Ich trieb meine Begleiter zur Eile an. »Nur nicht auffallen! Wir sind Touristen, die einen Bärenhunger haben und an nichts anderes denken, als im Hotel gut und ausgiebig zu speisen. Okay? Und diesen Tarrant lassen wir keine Sekunde mehr aus den Augen. Wir wissen nicht, wo wir Jane suchen können, also muß Tarrant uns zu ihr führen.«
    Suko atmete erleichtert auf. »Ich dachte schon, einer der Gondolieri hätte dich mit dem Ruder an der Birne erwischt«, sagte er grinsend.
    »Wenn du solche Sprüche klopfst, landet gleich ein Ruder auf deiner Birne!« drohte ich freundschaftlich und beschleunigte meine Schritte, damit wir den Anschluß zu Joe Tarrant nicht verloren. »Ich bin gespannt, welche Rolle dieser Kerl spielt! Ist euch aufgefallen, daß er sich gar nicht weiter nach dem Ehepaar Califfo erkundigt hat? Dabei ist er doch für diese Leute verantwortlich!«
    Suko warf mir einen bezeichnenden Blick zu. »Wir sollten uns erkundigen, wer die Reisegruppen geführt hat, aus denen die drei anderen Touristen verschwanden!«
    »Gute Idee!« Ich nickte Suko anerkennend zu. »Das mache ich, sobald wir im Hotel sind.«
    Ein Telefongespräch mit dem Londoner Büro von SUN-AND-FUN-Reisen genügte. Bei der traditionellen Vorspeise, bestehend aus Spaghetti mit Soße, teilte ich Suko und Shao das Ergebnis mit.
    »Der Reiseleiter war in allen Fällen Joe Tarrant!«
    ***
    Während des Essens war es nicht schwer, Tarrant im Auge zu behalten. Er saß mit drei älteren Ladies an einem Tisch und unterhielt sich blendend.
    »Alles nur Maske«, murmelte Suko mit verhaltener Wut. »Sieh dir an, wie er immer zu uns herüber schielt.«
    »Wir tun so, als wäre alles in Ordnung«, antwortete ich. Inzwischen waren wir bei Schokoladeneis angelangt. »Es wird bald losgehen.«
    Mein Gefühl trog mich nicht. Es gab Espresso, danach zogen sich die Reisenden zu einer einstündigen Pause auf ihre Zimmer zurück. Was lag näher, als das auch Tarrant, der Reiseleiter, sich eine Stunde lang entspannte.
    Weit gefehlt. Er verließ das Hotel, und genau damit hatte ich gerechnet. »Bleib bei Shao«, riet ich Suko. »Es genügt, daß Jane verschwunden ist. Jemand sollte auf Shao aufpassen.«
    Suko wollte mich anfangs nicht allein gehen lassen, aber ich konnte mich auf keine langen Diskussionen einlassen. Ich wollte den Reiseleiter nicht aus den Augen verlieren.
    Er eilte hastig durch die schmalen Gassen, in denen um die Mittagzeit nur wenige Leute unterwegs waren. Dadurch wurde eine Beschattung besonders schwer, vor allem weil er sich ständig umwandte. Er rechnete damit, verfolgt zu werden.
    Nicht umsonst
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