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0079 - Der Tyrann von Venedig

0079 - Der Tyrann von Venedig

Titel: 0079 - Der Tyrann von Venedig
Autoren: Richard Wunderer
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ein langes, schwerfälligeres Schiff. Es gehorchte nicht ganz so, wie ich es wollte.
    Ich kam von der Gondel nicht los! Da war sie, schwarz und mächtig und drohend.
    Der mumienhafte Dämon stieß wieder das schauerliche Lachen aus, das ich schon auf dem Grund des Canal Gande gehört hatte. Krachend rammte der Bug unser Boot, streifte es aber nur und versetzte ihm einen gewaltigen Stoß.
    Meine Freunde warfen sich rechtzeitig in Deckung. Noch im Fallen schossen Suko und Jane.
    Die Kugel erwischte den Gondoliere. Und dann ging es richtig los!
    Das geweihte Silber vernichtete den Mann auf der Stelle. Noch im Stehen zerfiel er zu Staub.
    Ich ließ den Motor heulen. Die Schiffsschraube tauchte für Sekundenbruchteile aus dem Wasser und drehte sich pfeifend in der Luft. Dann verschwand sie wieder in dem brodelnden Wasser und trieb unser Schiff vorwärts.
    Wir schrammten an der Bordwand der schaurigen Gondel entlang.
    Die Gondel des Grauens war steuerlos. Sie drehte sich hilflos. Der mumienhafte Dämon brüllte Worte, die ich nicht verstand.
    Jetzt fuhr die Geistergondel langsamer. Wir hätten es geschafft, wären nicht die Tauben gekommen.
    »John, Vorsicht!« schrie Jane und feuerte über meinen Kopf hinweg.
    Ich blickte alarmiert nach oben. Aus dem tiefblauen Himmel stürzte sich ein Taubenschwarm auf unser Boot herunter. Die Tiere zählten nach Hunderten, vielleicht sogar Tausenden. Und sie waren ganz schön wild, von dem schwarzen Dämon angestachelt!
    Es war wie bei dem berühmten Hitchcockfilm ›Die Vögel‹, nur daß es diesmal kein Film sondern grausige Wirklichkeit war. Suko stieß Shao zu Boden und schützte sie mit seinem massigen Körper. Jane floh in die Kabine am Heck. Und ich riß schützend die Arme über den Kopf.
    Doch das alles half nichts. Die Tauben fielen über uns her. Ich spürte die Krallen und Schnäbel, hörte meine Freunde schreien und verlor die Herrschaft über das Boot.
    Schüsse peitschten. Ich erkannte den scharfen Knall der Astra-Pistole und das satte Krachen der Beretta. Aber das half alles nichts. Zu viele Tauben gehorchten den Befehlen des schwarzen Dämons auf seiner fluchbeladenen Gondel!
    Ich kam nicht an mein silbernes Kreuz heran. Es hing unter dem T-Shirt, das ich mir übergestreift hatte, und die flatternden und aggressiven Vögel behinderten mich. Aber meine Finger ertasteten den Silberdolch in meinem Gürtel. Ich riß die Waffe hervor und schlug damit blindlings um mich.
    Kreischend flohen die vom Teufel besessenen Tauben und ließen mir ein wenig Spielraum. Dafür stürzten sie sich verstärkt auf die Kabine am Heck. Die Glasscheiben splitterten, die Tür wurde durch die unzähligen Leiber eingedrückt.
    Jane schrie in höchster Not auf!
    Ich mußte das Steuer verlassen, zerrte hastig das Kreuz unter dem T-Shirt hervor und ließ es frei auf meiner Brust baumeln. Das half! Sofort zogen sich die besessenen Vögel vor mir zurück.
    Suko bekam Luft, als ich an ihm vorbei zum Heck lief.
    Von Jane war nichts zu sehen. Sie lag auf dem Boden der Kabine, von den Tauben zugedeckt, die auf sie einhackten und mit den Flügeln und Krallen nach ihr schlugen.
    Mit dem Dolch fuhr ich dazwischen, schleuderte die Vögel mit der freien Hand aus der Kabine und stieß sie durch die zerbrochenen Fenster. Die Macht des Silberkreuzes vertrieb sie ebenfalls, und nach wenigen Sekunden beugte ich mich zu Jane Collins hinunter.
    Ihre wunderschönen blonden Haare waren zerzaust. Blut sickerte über ihre Stirn, und in ihren Augen flackerte das Entsetzen über den gräßlichen Angriff. Ich half ihr auf die Beine, und im nächsten Moment landeten wir beide auf dem Kabinenboden.
    Unser Boot neigte sich weit auf die Seite und drohte zu kentern. Wir rutschten gegen die Wand. Vergeblich versuchte ich, auf die Beine zu kommen.
    Vor den zerbrochenen Fenstern wurde es dunkel. Der Bug der schwarzen Gondel preßte sich gegen das Motorboot. Der mumienhafte Dämon rammte uns und versuchte, uns zum Kentern zu bringen!
    Ich wäre zu spät ans Steuerrad gekommen, doch Suko griff ein. Er warf sich mit einem Hechtsprung auf den Sitz, ließ den Motor kommen und kurbelte am Lenkrad.
    Schon drückte die Geistergondel unser Heck unter Wasser. Wir bekamen eine große Welle voll ab, daß wir schon wieder bis auf die Haut durchnäßt wurden. Doch dann gehorchte unser Schiff und drehte sich. Wir tauchten unter der Geistergondel hervor und glitten an ihr entlang.
    Skelette tauchten auf und schlugen mit Riemen nach uns. Suko nahm
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