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0078 - Die Straße zum Schafott

0078 - Die Straße zum Schafott

Titel: 0078 - Die Straße zum Schafott
Autoren: Die Straße zum Schafott
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hatten? Sein Blick glitt prüfend über das Bett.
    Und dann sah er die rostbraunen Flecke, die von Joe Celhams Blut zurückgeblieben waren.
    Das rief ihm -alles sehr deutlich ins Gedächtnis zurück. Es war kein Traum gewesen. Er hatte tatsächlich einen jungen Mann aus den Händen dreier Gangster befreit. Nur war er zu spät gekommen.
    Eigenartig, dachte er. Um elf soll sich in Correns Garage an der Ecke zur Third Avenue Bridge irgendetwas abspielen, was mit einem gewissen Bruce zu tun hat. Natürlich hätte ich es der Polizei erzählen können. Vielleicht hätte ich es sogar tun müssen. Aber ich bin Reporter. Kann es mir jemand übel nehmen, wenn ich mir diese Chance nicht entgehen lassen will?
    Ich werde allein hingehen. Und gleichgültig, was auch immer passieren mag, es wird eine Sache sein, die für eine Zeitung interessant ist. Joe Celham hat gesagt: »Sie wollen Bruce - Bruce - soll ni…«
    Was sollte es heißen? Bruce umbringen?
    Vielleicht. Vielleicht auch etwas anderes. Jedenfalls war es gut, wenn er frühzeitig zur Stelle war. Noch besaß er den Colt, den er dem Schläger abgenommen hatte. Er brauchte sich also nicht einmal waffenlos in die Höhle des Löwen zu wagen. Aber er würde außerdem eine Waffe mitnehmen, von der er viel mehr hielt: seine Kamera. Er wollte erbarmungslos hineinleuchten in diesen Sumpf von Verbrechertum, Ungesetzlichkeit und Brutalität. Erbarmungslos. Die Leute hier in New York waren ja schon viel zu abgestumpft. Sie nahmen die Existenz des Gangstertums wie etwas hin, das nun einmal vorhanden war und nicht zu ändern war. Er würde sie wachrütteln. Er würde flammende Protestartikel veröffentlichen, die den Lesern das kalte Grauen über den Rücken treiben sollten.
    In zwei Jahren würde er sich »nach vorn geschrieben haben«, wie es die Kollegen nannten, wenn einer sich in die Spitzengruppe der amerikanischen Reporter schob.
    Zufrieden verließ er sein Zimmer und suchte sich ein Speiserestaurant in der Nähe. Er verzehrte eine Kleinigkeit, ging beim Polizeirevier vorbei und unterschrieb das von Stringer vorbereitete Protokoll. Der Lieutenant erkundigte sich noch einmal eindringlich, ob ihm nicht inzwischen etwas eingefallen sei, was Joe Celham vielleicht doch von den Plänen der Gangster erwähnt haben könnte.
    »No«, sagte Steve. »Er hatte es vielleicht vor. Aber er kam nicht mehr dazu. Er starb zu schnell.«
    Stringer musste sich wohl oder übel damit zufrieden geben.
    In der Redaktion herrschte der übliche Betrieb. In kluger Voraussicht stöhnte Steve den ganzen Abend über, dass er heftige Kopfschmerzen hätte. Obgleich es nur eine Notlüge war, nahm er sogar zwei Tabletten, als wüsste er nicht, dass der Chefredakteur gerade hinter ihm ins Zimmer getreten war.
    Um zehn Uhr schien er es nicht mehr auszuhalten. Kurz danach schickte ihn der Schriftleiter vom Dienst nach Hause. Steves Plan hatte geklappt. Er tastete in die Hosentasche, wo er den Colt hatte. Die Waffe lag warm von der Körperwärme in seiner Hand. Sie gab ihm ein Gefühl der Überlegenheit, das ihn wie eine Welle durchflutete.
    Mit einem Taxi ließ er sich die Third Avenue entlang nach Nordosten fahren.
    Ein paar Häuserblocks vor der Brücke in die Bronx ließ er anhalten, zahlte und stieg aus.
    Seine Kamera baumelte an dem Riemen um seinen Hals. Er zündete sich eine Zigarette an und machte sich auf den Weg.
    Er fand die Garage mühelos.
    Dass er bereits erwartet wurde, konnte er nicht ahnen.
    ***
    Bill Celham saß seit sechs Stunden regungslos in dem Korbsessel, der in der hintersten Ecke jenes Kellerraumes stand, der den Boys der Celham-Gang als Gang-Home diente. Niemand von seinen Leuten wagte, ihn anzusprechen. Düster starrte er vor sich hin.
    Er mochte ungefähr dreißig Jahre alt sein. Sein Haar war kurz geschnitten und hing ihm in ein paar Strähnen nach vorn in die Stirn. Die Augen waren von dunkler Farbe und hatten einen tückischen Glanz. Über dem brutalen Kinn stand ein voller, sinnlicher Mund.
    Es war morgens gegen elf Uhr, als es an der Metalltür viermal hintereinander klopfte. Nach einer kurzen Pause wurde noch zweimal geklopft.
    Die fünf Gangster sahen fragend zu Bill Celham.
    »Mach auf«, sagte er leise, wobei er kaum die Lippen bewegte.
    Jemand zog den Riegel zurück.
    Ein alter Bettler trat über die Schwelle. Er trug alte, ausgefranste Kleidung und eine in den Nähten aufgeplatzte Schiebermütze. Aus rotgeränderten Augen sah er sich rasch um, dann watschelte er zu dem Boss der
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