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0078 - Die Straße zum Schafott

0078 - Die Straße zum Schafott

Titel: 0078 - Die Straße zum Schafott
Autoren: Die Straße zum Schafott
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Gangster.
    »Ich hab’ was für dich«, kicherte er. »Wie viel zahlst du, Bill?«
    Celham warf ihm einen prüfenden Blick zu. Er schob die Unterlippe vor und brummte: »Rück schon raus! Den Preis kann ich erst machen, wenn ich weiß, was es ist.«
    Der Bettler beugte sich vor.
    »Heute Morgen hat einer deinen Bruder mit sich genommen. Ich kam gerade vorbei, als das Taxi in der 124. Straße hielt. Sah höllisch aus, dein Bruder, Bill. Verdammt höllisch, das muss ich sagen!«
    Celhams Augen blieben starr. Er verriet mit keinem Wimpernzucken, ob ihn die Nachricht berührte oder gleichgültig ließ.
    »Wie sah der Kerl aus, der meinem Bruder bei sich hatte?«
    »War neu in Harlem. Hat wohl nur ein Zimmer hier genommen, weil er woanders nicht schnell genug eins kriegen konnte. Ist ein bisschen kleiner als du, Bill und benimmt sich wie ein Pinkel. Er trug deinen Bruder auf den Schultern ins Haus.«
    »Ist das alles?«
    Der Bettler grinste breit.
    »Dafür wäre ich keinen Schritt gegangen«, kicherte er. »Pass auf, es geht noch weiter! Nach einer Stunde vielleicht ging der feine Pinkel zur Police Station. Dort blieb er lange Zeit. Dann kam er mit Stringer wieder raus. Du weißt doch, der Lieutenant von der Kriminalabteilung.«
    »Ja, ja, ich weiß«, nickte Celham ungeduldig. »Mach weiter!«
    »Sie fuhren zu dem Pinkel. Ich benutzte ein paar Höfe und war schneller da als der Funkstreifenwagen. Ich habe mich ein bisschen im Haus umgehört. Dein Bruder ist tot, Bill. Mausetot. Nichts mehr dran zu machen.«
    Die fünf Gangster sahen scheu zu ihrem Boss. Wie würde er reagieren? Zwar wussten sie alle, das er selbst den Auftrag gegeben hatte, Joe »fertigzumachen«, aber immerhin war es sein Bruder gewesen, und vielleicht tat es ihm jetzt schon wieder leid.
    Sie wurden enttäuscht. Bill Celham verzog nicht einmal das Gesicht. Er ließ sich überhaupt keine Reaktion anmerken. Als handele es sich um einen wildfremden Menschen, fragte er gleichmütig: »Ist das sicher?«
    »Absolut sicher, Bill. Ich habe nämlich gesehen, wie ihn die Cops abtransportieren. Sie hatten eine Decke über ihn gebreitet, und die Decke lag sogar auf seinem Gesicht. Das tun sie nur bei Toten.«
    »Noch etwas?«
    Der Bettler kicherte.
    »Ich habe an der Tür gelauscht. Du weißt, dass ich mich auf so etwas verstehe, Bill. Ich war früher Kundschafter für Capone, das weißt du. Damals…«
    »Meine Güte«, unterbrach ihn Bill Celham grob, »wie oft willst du uns noch erzählen, dass deine Glanzzeiten in Chicago waren, als Al Capone noch lebte und du für ihn gespitzelt hast! Komm zur Sache! Was hast du gehört?«
    »Der Pinkel ist ein Reporter, habe ich inzwischen im Haus gehört. Und er war genauso zugeknöpft, wie es alle Reporter sind, wenn sie ein heißes Eisen schmieden. Stringer fragte ein paar Mal, ob Joe denn nichts von den Plänen gesagt hätte, die du hättest und die er ausgekundschaftet hatte. Aber der Reporter sagte immer wieder ›No!‹ - aber wenn du mich fragst, Bill: Das war ’ne glatte Lüge. Ich kenn’ diese Sorte. Die halten dicht wie ein Panzerschrank, wenn sie was erfahren haben, was sie veröffentlichen wollen. Die verkaufen ihre eigene Mutter für die Titelseite.«
    Celham starrte vor sich hin. Nach einer Weile hob er den Kopf und murmelte: »Du meinst also, Joe hätte ausgepackt, bevor er endgültig über den Jordan ging?«
    »Garantiert, Bill. Er hat bestimmt geredet. Ich merke das, ob einer lügt oder die Wahrheit sagt. Und der Reporter hat gelogen, als er immer wieder sagte, Joe hätte nichts weiter gesagt. Ich glaube, Stringer hat es auch gemerkt, 18 aber er konnte ja nichts machen. Man kann keinen Menschen zwingen, den Mund aufzumachen, wenn man nicht Methoden anwenden will, die die Polizei wohl nicht anwenden darf. Schon gar nicht bei einem Reporter.«
    »Okay, Alter.«
    Als Bill Celham sah, dass der Bettler nichts Nennenswertes weiter zu berichten hatte, griff er in die Jackentasche und suchte einen Zehn-Dollar-Schein heraus. Er drückte ihn dem Alten in die gierig zugreifende Hand.
    »Donnerwetter, Bill!«, staunte der Alte. »Ich sag’s ja immer wieder. Du bist ein verdammt anständiger Kerl. Es hat nie jemand gegeben, der großzügiger als du die geleisteten Dienste bezahlt hätte. Capone vielleicht noch, aber das war auch der einzige…«
    »Ja, ja, schon gut. Verschwinde jetzt, Alter! Und halte die Augen weiter offen! Du weißt, ich interessiere mich für alles, was bei uns in der Gegend vorgeht.«
    »Yes,
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