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0075 - Es geht um Kopf und Kragen

0075 - Es geht um Kopf und Kragen

Titel: 0075 - Es geht um Kopf und Kragen
Autoren: Es geht um Kopf und Kragen
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ihn entdeckt, gibt dem anderen einen unauffälligen Wink.«
    »Okay, Jerry.«
    Wir machten es so, wie ich es vorgeschlagen hatte. Phil betrat als Erster das Lokal, nachdem wir uns schnell noch einmal Coagans Foto angesehen hatten. Unser Verbrecheralbum hatte es uns geliefert. Ich ging zwanzig Schritte weiter bis zum nächsten Eingang.
    Hinter der Windfangtür hing ein dicker Vorhang aus schwerem braunen Wollstoff. Ich schob ihn beiseite und kam in ein gut besetztes Lokal, in dem Küchendünste, Zigarettenrauch und Biergeruch sich vermengten.
    Ich nahm den Hut ab und blieb auf der Schwelle stehen, als ob ich nach einem Platz suchte. Langsam glitt mein Blick mit gespielter Gleichgültigkeit über die Köpfe der Anwesenden.
    Kellner rannten hin und her. Mindestens achtzig Leute waren in der Gaststube, und es herrschte ein entsprechendes Stimmengewirr.
    Ich hatte Glück. Vier Yards vor der Theke, acht Yards vor der Verbindungstür zum Nachbarzimmer saß er.
    Er war älter geworden, natürlich. Aber es war Mark Coagan.
    ***
    Ich schob mich langsam durch die Tischreihen. Coagan sah nicht ein einziges Mal zu mir herüber. Seinerzeit hatte ich noch nichts mit ihm zu tun gehabt, und da er erst vor ein paar Wochen aus dem Gefängnis entlassen worden war, durfte man annehmen, dass er mich nicht kannte. Es sei denn, er hätte mein Foto aus einer Zeitung in Erinnerung behalten. Aber auch das war unwahrscheinlich, denn in den letzten Wochen hatten uns die Presseleute Gott sei Dank verschont, und dass er im Gefängnis Zeitung gelesen hatte, war nicht anzunehmen.
    »Gestatten Sie?«, murmelte ich formell, als ich vor seinem Tisch stand.
    Er sah uninteressiert auf. Da er allein am Tisch saß, konnte er es mir nicht abschlagen, umso mehr als er ja selbst sah, dass kaum noch Plätze frei waren.
    »Ja, ja«, murmelte er nicht gerade freundlich.
    Ich setzte mich und sah mich gelangweilt um. Im Durchgang zum Nachbarzimmer sah ich Phil an einem der Tische sitzen. Er unterhielt sich mit einem, der immer wieder eine Zeitung zurate zog. Wahrscheinlich ging es entweder um Pferderennen oder um Baseball. Eine unmerkliche Kopfbewegung von mir zeigte ihm an, dass ich unseren Mann gefunden hatte.
    Phil strich sich mit der rechten Hand übers Haar. Das war ein Zeichen, dass er mich verstanden hatte. Ich nahm eine Zigarette aus meinem Päckchen und hielt sie ein paar Sekunden lang so, dass sie auf Coagan wies, während ich mit der anderen Hand angeblich meine Streichhölzer suchte, die ich natürlich in der linken Hosentasche hatte wie immer.
    Da sich Phil über die Haare strich, wusste ich, dass er auch mein zweites Signal verstanden hatte. Ich steckte meine Zigarette an und sah von dieser Sekunde an nicht ein einziges Mal mehr zu Phil hinüber.
    »Was darf ich Ihnen bringen?«, fragte ein älterer Kellner mit wässerigen Augen.
    »Ein Bier.«
    »Selbstverständlich, mein Herr.«
    Er schwirrte ab. Coagan hockte vor seinem Whisky und würdigte mich keines Blickes. Ich musterte ihn verstohlen. Er sah sehr schlecht aus, aber das mochte daran liegen, dass er immerhin wieder einmal an die drei Jahre hinter Gittern verbracht hatte.
    Seine Kleidung war sauber, aber nicht mehr modern. Wahrscheinlich waren die Sachen vier bis fünf Jahre alt und hatten in der Kleiderkammer des Gefängnisses schön eingemottet auf ihn gewartet.
    Da Coagan nicht der Mann war, der jemals sein Geld mit ehrlicher Arbeit verdiente, musste man sich fragen, wovon er eigentlich lebte. Aber diese Frage würde er ohnehin gestellt bekommen, wenn er erst einmal in unserem Office saß und das Tonband zur Vernehmung eingeschaltet war.
    Ich bekam mein Bier. Es schmeckte herb und gut. Ich bestellte ein neues. Die Zeit verging langsam, aber Coagan wurde nicht gesprächiger. Es war schon nach zehn, als ein Mann das Lokal betrat, der seiner Kleidung nach überhaupt nicht hier hereinpasste.
    Er trug einen Anzug von verdammt guter Qualität, und wenn ich mich nicht sehr täuschte, war er sogar von einem Maßschneider. Sein Gesicht wirkte hochnäsig, aber es konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass alles Aufmachung war. Der Kerl mochte vielleicht Geld haben, aber eine gute Erziehung hatte er nicht.
    Merkwürdigerweise wurde Coagan lebhaft, als er den Mann eintreten sah. Er winkte ein paarmal, bis ihn der Bursche endlich entdeckte. Er kam sofort auf uns zugesteuert.
    »Hallo!«, rief er in gemachter Leutseligkeit, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich Coagan gegenüber. »Es klappte nicht
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