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0075 - Es geht um Kopf und Kragen

0075 - Es geht um Kopf und Kragen

Titel: 0075 - Es geht um Kopf und Kragen
Autoren: Es geht um Kopf und Kragen
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früher, alter Junge! Sei nicht böse, Coagan!«
    »Okay, okay.«
    »Wollen wir noch ein Spielchen machen? Oder ist es schon zu spät dafür?«
    »Warum?«, erwiderte Coagan. »Auf mich wartet ja niemand. Machen wir eins!«
    Er zog ein Päckchen Spielkarten heraus, das in einem Lederetui steckte. Ich trank mein drittes Bier und sah ihnen gelassen zu. Dass sich zwei Amerikaner zusammensetzen, um ein paar Runden zu pokern, das ist keine Seltenheit. Was hätte ich daran finden sollen?
    Die beiden schienen nicht viel Lust zu haben, denn schon nach einer knappen halben Stunde sagte Coagan: »Ich habe genug für heute. Bin müde. Auf ein andermal.«
    »Okay«, nickte der Dandy, schob die Karten zusammen und steckte sie ins Etui. Dann steckte er das Etui ein. Ich sah es ganz beiläufig, wie man eben etwas sieht, was zufällig an dem Tisch geschieht, an dem man sitzt. Aber ich sah genau, dass er es in seine rechte Jackentasche schob.
    »He, lass mir mein Spiel«, brummte Coagan.
    »Oh, entschuldige! Ganz in Gedanken geschehen!«
    Der Dandy griff in die linke Tasche und brachte das Spiel zum Vorschein. War es wirklich das Spiel, das er eingesteckt hatte? Ich hatte doch gesehen, dass er es in die rechte Tasche schob? Und jetzt kam es aus der linken? Es sah dem Ersten täuschend ähnlich, oder war es wirklich das Erste und ich hatte mich getäuscht?
    Ich wusste es nicht zu entscheiden. Coagan griff ganz gleichmütig danach und steckte es nun in seine Hosentasche. Mich kümmerte es nicht weiter. Selbst wenn sie versehentlich ein Kartenspiel ausgetauscht hatten, das von der gleichen Art war, spielte es keine Rolle, da beide neuwertig waren und sich völlig ähnlich sahen.
    Obgleich der Dandy nicht von Müdigkeit gesprochen hatte, verschwand er als Erster. Kurz darauf ging Coagan. Ich wartete, bis er die Tür erreicht hatte, dann zahlte ich und ging ihm nach.
    Phil war schon gegangen, als sich Coagan erst die Rechnung hatte machen lassen. Er konnte also gar nicht entwischen. Phil würde ihn auf der Straße in Empfang nehmen, wenn er ein Auto besteigen sollte. Im anderen Fall würden wir ihm folgen, um zu entdecken, wo seine Behausung lag.
    Als ich draußen ankam, lehnte Phil an der Hauswand. Coagan ging ungefähr zwanzig Schritte vor uns. Wir warteten, bis er noch zehn Yards weiter war, dann setzten wir uns ebenfalls in Marsch.
    Coagan ging raschen Schrittes die 98. Straße entlang. Überall flutete auf der Straße der übliche Autoverkehr, den New York bei jeder Tages- und Nachtzeit aufzuweisen hat. Es scheint, als ob von den acht Millionen hier zwei immer unterwegs wären.
    »Hast du das mit den Spielkarten beobachtet?«, fragte Phil plötzlich.
    »Du meinst das Vertauschen des Spiels?«
    »Ja.«
    »Ja, das habe ich gesehen. Aber ich dachte, ich hätte mich getäuscht«, gab ich zu.
    »Ich dachte auch, ich hätte mich getäuscht«, gab Phil zu. »Aber da wir es beide beobachtet haben, ist das wohl nicht gut möglich. Er schob es in die rechte Jackentasche und brachte es aus der linken wieder zum Vorschein. Er muss es vertauscht haben gegen ein völlig Gleiches.«
    »Wenn ich jetzt darüber nachdenke, kommt mir die ganze Sache spanisch vor«, murmelte ich. »Dieser Dandy passte nicht in die Kneipe. Und das ganze Zusammentreffen war reichlich seltsam. Trifft man sich abends um zehn, nur um eine halbe Stunde zu pokern? Wenn es leidenschaftliche Spieler gewesen wären, die die ganze Nacht durch an ihren Karten gesessen hätten, dann wäre mir das noch in den Kopf gegangen, aber so…?«
    »Na, wir werden es ja sehen, wenn wir ihn im Office haben«, trosteté Phil. »Er wird uns die Karten mal zeigen müssen…«
    »Ja«, nickte ich.
    Wir konnten beide nicht wissen, dass wir Coagan nie in unserem Office haben würden. Denn wir waren nur ungefähr zwanzig Schritte weitergegangen, da geschah es.
    Plötzlich knallten vor uns Pistolenschüsse. Es mögen drei oder vier gewesen sein, wir waren so überrascht, dass wir sie nicht zählten.
    »Verdammt!«, rief Phil. »Das galt Coagan!«
    Wir setzten uns in Trab. Coagan stand mitten auf dem menschenleeren Bürgersteig und sackte langsam in sich zusammen. Ein Automotor heulte auf, und dann sahen wir Schlusslichter eines Wagens in rasender Fahrt um eine Straßenecke jagen.
    Als wir bei ihm ankamen, ertönten in der Ferne die ersten Sirenen der Streifenwagen. Sie mussten so nahe gewesen sein, dass sie die Schüsse gehört hatten.
    Phil knipste seine Taschenlampe an. Ich kniete nieder.
    Mark
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