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0065 - Schräge Töne - falsche Noten

0065 - Schräge Töne - falsche Noten

Titel: 0065 - Schräge Töne - falsche Noten
Autoren: falsche Noten
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der Strecke bis zur Grenze versuchte er weiter, mich auszuhorchen. Vor allen Dingen interessierte ihn, wer mich angeblich drüben erwartete, aber ich wich seinen Fragen immer wieder aus.
    Ich war jetzt schon mit meinem Trick ganz zufrieden. Für einen Musikimpresario interessierte sich der schnurrbärtige Gentleman entschieden zu viel für meine angeblichen Schmugglerabsichten, und seine Fragen verrieten eine erstaunliche Sachkenntnis.
    Die Zöllner prüften unsere Papiere, sahen sich jedoch unseren Wagen nicht genauer an.
    Sobald wir den Schlagbaum hinter uns hatten, seufzte ich: »Wenn wir das Zeug bei uns gehabt hätten, wären wir ohne Weiteres durchgekommen.«
    »Warten Sie ab«, lachte er, denn jetzt tauchte der mexikanische Schlagbaum vor uns auf.
    Tatsächlich stürzten sich die mexikanischen Beamten auf das Fahrzeug, ließen uns aussteigen, hoben die Polster vom Sitz und untersuchten die Karre sehr gründlich.
    »Sehen Sie«, sagte der Schnurrbärtige, der gelassen zusah. »Was hätten Sie gemacht, wenn Ihnen das passiert wäre.«
    »Ich hätte Vollgas gegeben«, antwortete ich. »Der Schlagbaum wäre von einem anständigen Stoß zersplittert.«
    Er sah mich nachdenklich an.
    »Wirklich, Ihre Ware muss Ihnen eine Menge Risiko wert sein.«
    Nach erfolgloser Durchsuchung fuhren wir weiter. Sobald wir Sgereros erreichten, bat ich beim Anblick der ersten besten Cafeteria zu stoppen.
    »Hier bin ich verabredet«, sagte ich. »Vielen Dank fürs Mitnehmen.«
    Er gab mir die Hand, eine weiche, fette Pfote. Dann fuhr er weiter.
    Ich setzte mich in die Cafeteria. Ich erwartete, dass noch einiges passieren würde. Richtig erschien nach einiger Zeit ein Mann, der sich an einen Tisch setzte, eine Zeitung vor sich ausbreitete und angestrengt las, wobei ich sicher war, dass er mich beobachtete, denn er hielt die Zeitung sehr nahe vor die Nase, und es ist ein beliebter Trick, einen Mann durch eine mit kleinen Löchern gespickte Zeitung zu beobachten.
    Ich musste dem Jungen etwas bieten, und als jetzt ein Mann mit einer Brille den Eingang betrat, stand ich auf, ging auf diesen mir völlig unbekannten Mann zu, ergriff seine Hand, schüttelte sie und zog ihn zu meinem Tisch.
    Der Mann war völlig überrascht und ließ sich mit offenem Mund widerstandslos mitziehen.
    Ich redete mit Händen und Füßen auf ihn ein, winkte zwischendurch dem Kellner, bestellte etwas zu trinken und erzählte dem Fassungslosen einiges über den Stand der Baseballspiele. Ich sprach tiefsten Bronx-Slang, und ich hatte das Glück, dass mein Opfer offenbar nicht genügend Englisch konnte, um diesen Slang zu verstehen. Es schien ihm zu dämmern, dass ich völlig betrunken sein musste, und weil wir Amerikaner bei den Mexikanern leider den Ruf genießen, gefährlich und unberechenbar zu sein, wenn wir einen sitzen haben, so entschloss sich der Bebrillte zu nicken, hin und wieder zu lächeln. Nur zögernd wagte er, sich den Angstschweiß abzuwischen.
    Ich trieb das Spielchen knappe zehn Minuten, schlug meinem Partner zum Abschied kräftig auf die Schulter, schüttelte ihm die Hand und ging.
    Der Mann mit der Zeitung ließ sein Blatt nicht sinken, aber ich war sicher, dass er die ganze Szene beobachtet hatte. Vielleicht würde er anschließend den Bebrillten ansprechen, aber selbst wenn dieser feierlich erklärte, mich nicht zu kennen, so würde man ihm das nicht ohne Weiteres glauben.
    ***
    Ich suchte mir ein Taxi, das mich nach Costaldez zurückfuhr. Während der Fahrt pfiff ich zufrieden vor mich hin. Ich war jetzt ziemlich überzeugt, dass Coughs mexikanische Freunde nicht das Geringste mit schräger Musik zu tun hatten, aber vielleicht mit falschen Noten, kurz: dass es mexikanische Gangster waren.
    Ich hatte keine Angst, dass der schnurrbärtige Cadillac-Besitzer wusste, wer ich wirklich bin. Wenn Cough mit ihm Geschäfte machen wollte, so würde er sich sehr gehütet haben, ihm zu erzählen, dass sich zwei G-men in Costaldez herumtrieben.
    Als wir die Grenze passierten, fiel es mir ein, den Posten ein wenig zu befragen.
    »Hören Sie«, sagte ich, »ich bin vorhin von einem mexikanischen Gentleman mit über die Grenze genommen worden. Sie haben uns kontrolliert. Der Mann hat mir seinen Namen nicht genannt, aber ich möchte mich gern bei ihm bedanken. Kennen Sie ihn vielleicht?«
    »Wir ihm kennen alle«, sagte der Zöllner in grauenvollem Englisch.
    »Nun, und wie heißt er?«
    »Juan Gómez, Señor, aber er nicht Gentleman!«
    »Wieso nicht? Er fährt
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