0065 - Schräge Töne - falsche Noten
einen Zettel. Er fiel mir nur auf, weil er unter den Hemden lag. Es war die Lagerbescheinigung einer Speditionsgesellschaft, der zufolge Larry Cough für eine Gebühr von einem Dollar täglich eine Anzahl von Gegenständen dort eingelagert hatte.
Ich merkte mir die Nummer des Scheines, ließ ihn selbst aber an seinem Platz liegen. Noch zehn Minuten Untersuchung erlaubte ich mir, und dann fand ich, dass es Zeit wäre, mich zu verdrücken.
Ich schloss die Jalousie von außen, kletterte über die Trennungswände und gelangte nach einer glatten Rutschpartie am Balken glücklich wieder unten an. Zehn Minuten später betrat ich wieder das Speiserestaurant, wo Phil den inzwischen recht unruhig gewordenen Trompeter mit einem Nachtischwhisky traktierte.
Wir spielten noch ein wenig Komödie.
»War es unser Mann?«, fragte Phil.
»Nicht die Spur. Irgendein harmloser Reisender, der wegen des unfreiwilligen Aufenthaltes mörderisch schimpfte. Ich weiß nicht, wo die Zollbeamten manchmal ihre Augen haben. Der Mann hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit Derbinks.«
Cough sah nach der Uhr. »Ich glaube, ich muss mich jetzt verabschieden. Vielen Dank für die Einladung. Der Puter war ausgezeichnet.«
Wir brachten ihn zu seinem kleinen roten Wagen. Er winkte, als er abfuhr.
»Na?«, fragte Phil.
»Nichts. Nicht einmal ein Schießeisen besitzt der Junge. Ich glaube manchmal, er spielt wirklich nur Trompete. Allerdings hat er eine Menge Zeug bei einer Speditionsgesellschaft eingelagert. Wir werden es uns morgen ansehen.«
***
Der Landstreicher, der sich immer in unserer Nähe aufhielt, machte uns am anderen Morgen Sorgen. Wir wollten nicht, dass er sah, wohin wir fuhren, und am Tag bestand immer die Gefahr, dass er sich ein Taxi nehmen und uns folgen würde. Bevor wir also das Haus verließen, riefen wir die Ortspolizei an.
»Hören Sie«, sagte ich. »Vor unserem Hotel lungert seit Tagen ein verdächtiges Individuum herum, überprüfen Sie den Mann einmal.«
Vom Fenster aus sahen wir befriedigt, wie nach knappen fünf Minuten ein Cop auftauchte, mit unserem Bewacher einen immer heftiger werdenden Wortwechsel führte und ihn schließlich mitnahm. Wir konnten gehen.
»Ich frage mich«, sagte Phil im Auto, »warum man uns ein so minderwertiges Objekt auf den Hals setzt. Wenn der Fälscher sich wirklich in Costaldez herumtreibt, dann dürfte doch auch seine Bande nicht weit sein. Und Targo oder McClean würden ihre Bewachungsaufgabe sicherlich ernster nehmen.«
»Targo und McClean werden sich hüten uns zu überwachen. Sie wissen, dass wir ihre Visagen aus den Akten kennen. Sie können sich ausrechnen, dass Ponchos gesungen hat, und dass wir uns sofort auf sie stürzen, wenn sie nur ihre Nasen blicken lassen.«
»Schön, aber nach Ponchos Angaben gehörten doch noch mindestens zwei Leute zur Bande, die wir nicht kennen.«
»Vielleicht gehören sie jetzt nicht mehr dazu«, antwortete ich mit einem Achselzucken.
Bei dem Direktor der Transportgesellschaft lüfteten wir zum ersten Mal seit unserer Anwesenheit in Costaldez unser G-man-Geheimnis, bis auf Cough natürlich, der es ohnedies wusste.
Ich schärfte dem Direktor ein, dass er über unseren Besuch absolut und jedermann gegenüber den Mund zu halten habe, und er versprach es bei der Richtigkeit seiner Bilanz.
»Führen Sie uns durch Ihren Laden, als wären wir Kunden, die sich nach einem geeigneten Platz für irgendetwas umsehen. Ihre Leute brauchen nicht zu merken, dass wir neugierig sind.«
Er machte seine Sache ganz gut, erklärte uns in den Hallen vor den Ohren seiner Arbeiter, was der Quadratyard koste, versicherte, dass die Räume absolut trocken seien, und flüsterte uns zu: »Das ist das Gepäck, das Sie suchen.«
Ich gestehe, ich war schwer enttäuscht, denn was dort fein säuberlich in einer Ecke aufgestapelt stand, waren Spezialkoffer für Musikinstrumente.
»Die Musikinstrumente seiner auseinandergelaufenen Band«, sagte ich zu Phil. »Klar, dass er sie verwahrt. Ich glaube, solche Instrumente stellen einen nicht unerheblichen Wert da.«
»Sie verwahren ulkiges Zeug«, sagte ich laut zum Speditionsdirektor, ging hin und hob einen Saxofonkasten auf. Er war genau so schwer, wie ich mir ein Saxofon vorstelle, und ich ließ ihn wieder los.
Wir palaverten noch mit dem Direktor, und dann trollten wir uns.
»Was nun?«, fragte ich draußen.
»Abwarten und beobachten«, sagte Phil »Ich hoffe, die Mexikaner tauchen noch einmal auf, und vielleicht läuft
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