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0062 - Die blauen Zwerge

Titel: 0062 - Die blauen Zwerge
Autoren: Unbekannt
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hätte.
    Das war ohne Zweifel der sicherste Weg. Aber Mullon hatte Vertrauen zu dem jungen Mann gefaßt und sagte sich, daß er kein allzu großes Risiko einging, wenn er Chellish mit zu den Zwergen nehme - vorausgesetzt, daß diese überhaupt bereit waren, einen vierten Mann zu transportieren. Man konnte Chellish die Pistole vorenthalten, und welchen Schaden sollte er dann noch anrichten können?
    Auch Fraudy schloß sich dieser Meinung an. Milligan wurde überstimmt, und allein das Argument, daß in dieser Situation jeder zusätzliche Mann von hohem Nutzen war, vermochte ihn ein wenig zu trösten.
    Eigentlich mißtraute er Chellish nicht, aber das Risiko, das er mit seinem Vertrauen einging, war ihm zu groß.
    Kurz nach Sonnenuntergang erhob sich Chellish wieder und kam herbei.
    „Guten Abend", sagte er höflich. „Haben Sie sich schon entschieden?"
    „Ja", antwortete Mullon. „Wir nehmen Sie mit, falls unsere Transportmöglichkeiten dazu ausreichen."
    Chellish zog die Brauen in die Höhe.
    „Transportmöglichkeiten?" fragte er überrascht. „Haben Sie welche?" Mullon nickte. „Ich hoffe, daß Sie sie gleich zu sehen bekommen werden."
    Er hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, da kam es von oben herab: Blaues, irisierendes Leuchten rieselte die Uferwand herunter und hielt über dem Boden schwebend an. Die blauen Zwerge waren zurückgekehrt.
    Mullon beobachtete Chellish. Er sah, wie ihn der Anblick überraschte.
    Fraudy hatte inzwischen die Zwerge gezählt.
    „Es sind ungefähr hundertfünfzig", erklärte sie Mullon. „Ich glaube, es reicht für Chellish nicht aus."
    „Bitte versuche, das genau herauszubekommen!" trug Mullon ihr auf.
    Dann ging er zu Chellish. Chellish starrte immer noch auf die zuckenden, tanzenden, schimmernden Gebilde.
    „Was ist das?" fragte er, als er Mullon kommen hörte.
    „Das sind unsere Heinzelmännchen", antwortete Mullon lächelnd. „Ich komme übrigens, um Ihnen etwas Unerfreuliches zu sagen."
    „Ja?"
    „Diese hundertfünfzig... Heinzelmännchen reichen nicht aus, um vier Leute zu transportieren. Sie müssen also zurückbleiben vorläufig, wenn Sie einverstanden sind."
    „Das heißt, Sie wollen Ihre Heinzelmännchen zurückschicken und mich nachholen lassen?" fragte Chellish. „Ja."
    „Wie lange wird es etwa dauern?"
    „Das kann ich Ihnen nicht sagen. Diese Wesen sind so fremdartig..."
    „Wollen Sie behaupten, daß das Wesen sind?" unterbrach ihn Chellish heftig. „Womöglich noch intelligente?"
    „Natürlich. Aber lassen Sie mich doch erst zu Ende reden! Diese Wesen sind so fremdartig, daß man keinen ihrer Schritte im voraus erraten kann. Bisher haben sie uns jeden Gefallen getan, ohne Dank zu erwarten. Augenblick, da kommt Fraudy!”
     
    *
     
    „Sie können nur drei Leute mitnehmen", berichtete Fraudy aufgeregt. „Aber sie sind ohne weiteres bereit, einen Boten vorauszuschicken, so, daß eine kleinere Gruppe sofort aufbrechen kann, um Mr. Chellish abzuholen."
    „Da hören Sie's!" sagte Mullon. Chellish nickte. „Gut, ich bin einverstanden. Mehr als das: Ich bin Ihnen dankbar. Ich werde an dieser Stelle warten, nicht wahr?"
    „Ja. Unter diesen Umständen dauert es keine drei Stunden, bis Sie abgeholt werden."
    „Schön. Und diesen ... na, wie soll man sie nennen? ... kann man sich getrost anvertrauen?"
    „Hm", machte Mullon und sah nachdenklich über die tanzende Horde der blauen Zwerge.
    Eine Idee war ihm gekommen, wie er entscheiden könne, ob Chellish ein Verräter oder ehrlich sei.
    „Ich will Ihnen etwas sagen", bekannte er schließlich. „Sie sind Telepathen. Das heißt, sie können Ihre Gedanken lesen. Falls Sie also etwas im Schilde führen, dann machen Sie sich lieber aus dem Staub, bevor Sie abgeholt werden." Chellish lachte. „Ja, ja", meinte er, „das sagte mein Großvater auch."
    Mullon legte ihm die Hand auf die Schulter.
    „Ich bin im Augenblick ziemlich ernst", sagte er. „Ganz gleichgültig, was Ihr Großvater sagte."
    Chellish sah ihm verblüfft nach, als Mullon sich mit Fraudy und Milligan zum Aufbruch bereitstellte.
    Chellish sah, wie die drei plötzlich in die Höhe schwebten, den Rand des Steilufers erreichten und dahinter verschwanden. Vor ihnen her schwebte die Schar der blauen Zwerge, das irisierende Licht ihrer Körper im hohen Gras der Prärie verbergend.
    Eine Zeitlang stand Chellish starr und sprachlos. Das Leuchten und Wispern war in der Ferne verschwunden. Dann schüttelte er plötzlich den Kopf und murmelte: „Zum
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