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0061 - Unser Mann kam aus Neapel

0061 - Unser Mann kam aus Neapel

Titel: 0061 - Unser Mann kam aus Neapel
Autoren: Unser Mann kam aus Neapel
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hier nicht fort will?«
    »Ja, aber gibt es keine andere Möglichkeit für Sie, Geld zu verdienen?«
    Er lachte. »Ich könnte den Fremdenführer spielen, aber es liegt mir nicht recht.«
    Er streckte den Arm aus. »Sehen Sie die Felsspitze dort, die flach zum Wasser abfällt. Es ist das Cap Sorrent. Eine einsame und wüste Stelle, auf der noch Trümmer einer alten Seeräuberburg stehen, aber ungefähr der einzige Platz an der Küste, an dem man ein Motorboot von unserer Größe direkt ans Land bringen kann, ohne einen Hafen zu benutzen. Vorausgesetzt natürlich, dass man die Klippen und Unterwasserfelsen kennt.«
    »Sie kennen sie, Heyse?«
    »Ich würde sonst meine Silberpfeil nicht riskieren, Cotton«, lachte er. »Kommen Sie mit in die Kajüte! Bis elf Uhr tut sich hier nichts Besonderes mehr.«
    Heyse besaß einen guten Scotch. Es saß sich gut auf den gepolsterten Mahagoni-Bänken. Die Maschine stampfte gleichmäßig, die Bugwelle rauschte, und die Silberpfeil hob, und senkte sich mit den langen und sanften Wellen.
    Wir gingen an Deck und setzten uns auf die Ruderbank. Das Meer war auf seltsame Weise von fernen Lichtern übersät. Ich konnte nicht unterscheiden, ob es die Spiegelbilder der Sterne oder Lichter von fernen Fischerbooten waren.
    Kurz nach zehn Uhr übernahm Heyse wieder selbst das Steuer und ließ unsere Lichter löschen.
    »Wenn Sie auch etwas tun wollen, Cotton, dann nehmen Sie die Taschenlampe und geben Sie das vereinbarte Signal, sobald ich Sie auffordere.«
    Ich stelle mich an den Bug und spähte in die Nacht hinaus. Noch eine halbe Stunde verging. In der Ferne sah ich eine dichte Ansammlung von Lichtpunkten.
    »Das ist Cap Corlei«, kam Heyses Stimme vom Heck. »Sie können mit den Lichtsignalen beginnen.«
    Ich ließ die Taschenlampe zweimal kurz und einmal lang aufblitzen und wiederholte das Signal in Abständen von drei Minuten, während die Silberpfeil nun mit gedrosselten Motoren durch die See glitt.
    Nach noch nicht einer Viertelstunde blitzte das gleiche Signal von Backbord auf. Heyse gab Gas, schlug die Richtung ein, bis wir auf Rufweite heran waren. Unter gegenseitigen Zurufen manövrierten sie die Schiffe längsseits.
    Der Kahn, der uns erwartete, war ein ziemlich brüchiges Boot, dessen Reling zwei Fuß höher lag als die unsere. Phil sprang herüber.
    »Hallo«, lachte er. »Da sind wir! Hör zu, ich sattle um. Das Schmuggeln scheint in dieser Ecke herrlich einfach zu sein.«
    »Keine Zeit für lange Reden!«, fuhr Heyses Stimme in die Begrüßung. »Los, fassen Sie mit an, damit wir die Ladung herüberbekommen! Ich habe keine Lust, mich vom französischen Zoll fassen zu lassen.«
    Wir zogen die Jacken aus und halfen, die leichten Pakete auf die Silberpfeil umzuladen. Phil schien den Einkauf gründlich besorgt zu haben, denn die Packen überschwemmten nicht nur den Laderaum, sondern auch das gesamte Deck unseres Bootes. Heyse fluchte. Er war jetzt nervös und atmete erst auf, als der französische Schiffer sein »Fini«, rief. Phil zahlte fünfzig Dollar, die Leinen wurden losgeworfen, und die Silberpfeil drehte ihren Bug nach Osten und brauste mit höchster Maschinenkraft davon.
    Phil und ich flüsterten miteinander.
    »Wo hast du das Zeug her?«
    »Alles leere Reklamepackungen. Der Rest stammte von einer Kartonfabrik, die sich allerdings sehr wunderte, dass ich die Kartons mit Heu gefüllt haben wollte, aber gegen Dollar kannst du alles kaufen, sogar Kartons voller Heu!«
    Er zeigte auf einen Stapel, den er selbst in der Nähe des Bugs aufgebaut hatte. »In diesen Kartons liegt tatsächlich eine Lage Zigaretten obenauf. Wenn Mr. Metullo misstrauisch ist, müssen wir ihn dazu bekommen, davon eine Stichprobe zu machen.«
    ***
    Stunde um Stunde verging. Die gleichmäßige Bewegung des Schiffes schläferte mich ein, und ich wurde erst wieder wach, als Heyse rief: »Jetzt kommt der gefährliche Rest! Wir passieren die italienische Dreimeilenzone!«
    Noch war es völlig dunkel, aber über der Küste im Osten zeigte sich ein heller Streifen, und als die Silberpfeil zwischen Capri und Ischia in den Golf einsteuerte, waren die beiden Inseln bereits zu erkennen.
    Heyse stand wieder selbst am Steuer.
    »Genau die richtige Stunde«, sagte er, als Phil und ich zu ihm traten, »aber wir dürfen jetzt keine Minute mehr versäumen.«
    Vor uns lag jetzt das Cap von Sorrent. Es wurde ständig heller, und als wir nach einer weiteren halben Stunde unmittelbar vor der Küste standen, konnten wir die
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