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0061 - Unser Mann kam aus Neapel

0061 - Unser Mann kam aus Neapel

Titel: 0061 - Unser Mann kam aus Neapel
Autoren: Unser Mann kam aus Neapel
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konnte, bis wir begriffen hatten, dass wir in einen dieser Brunnen ein Geldstück werfen mussten, wenn wir wünschten, dass uns das Schicksal noch einmal nach Rom zurückführen sollte. Phil warf einen halben Dollar hinein. Mir war Rom nur fünfundzwanzig Cents wert.
    »Jetzt Vergnügen?«, fragte der Kutscher. »Plaisir? Capito?«
    »Okay«, antwortete Phil, der sich in fremden Sprachen schneller zurechtfand als ich.
    Die Bar, in die er uns lotste, war ganz ordentlich, nur die Drinks waren nicht herzhaft genug. Es passierte nicht viel Aufregendes. Sie hatten ein Programm, und das, was sie zeigten, war ein bisschen provinziell. In den Broadway Bars war eindeutig mehr los.
    »Gefällt es Ihnen nicht?«, fragte ein Gentleman mit schwarzem Schnurrbärtchen, der sich an uns herangeschoben hatte. Er sprach ein leidliches, aber stark akzenthaltiges Englisch.
    »So lala«, antwortete ich.
    »Ich kann Ihnen Besseres zeigen«, versicherte er und versprach uns schärfere Drinks, ein schärferes Programm, und wenn wir es wünschten, auch ein schärferes Spielchen. »Poker nach amerikanischer Art«, beteuerte er. »Keinerlei Betrug!«
    Wir ließen uns hinauslotsen, mehr um zu sehen, was der Gentleman mit uns vorhatte, als aus wirklichem Appetit auf die Dinge, die er uns versprach.
    »Es ist nicht weit«, sagte er draußen. »Wir können zu Fuß gehen!«
    Wir gingen zu Fuß. Einmal kamen wir an einem der Brunnen vorbei. Irgendein Meeresgott sprudelte aus einer Muschel Wasser in einem schönen Bogen in die Luft.
    Dann wurden die Straßen im Handumdrehen eng, dunkel und schlecht.
    »Achte auf deine Dollars«, flüsterte mir Phil zu. Ich nickte. Ich war mir schon längst darüber im Klaren, was der Gentleman mit uns zu tun beabsichtigte, und ich war nur noch gespannt auf die Form, in der er uns zu rupfen gedachte.
    Er stoppte vor einem schrägen, unbeleuchteten Haus.
    »Hier ist es«, sagte er. »Sehr guter Spielklub. Kennen nur Eingeweihte.« Im Mondlicht blitzten unter seinem Schnurrbart die Zähne, als er lächelte.
    »Gehen Sie hinein und sehen Sie nach, ob überhaupt etwas los ist!«, forderte ich ihn auf.
    Das Lächeln erlosch. »Sie wollen nicht mitgehen?«
    »No«, antwortete ich. »Zu riskant.«
    Er verschwand tatsächlich in dem Haus, und sobald wir ihn nicht mehr sahen, drehten Phil und ich uns um und gingen die Gasse hinunter.
    Aber eine Beute, die sie schon so sicher glaubten, wollten der Gentleman und seine Freunde sich offenbar nicht entgehen lassen. Wir hatten noch keine zehn Schritte getan, da hörten wir eilige Füße hinter uns auf dem Pflaster und unser Freund rief: »Hallo, Mister! Hallo, es wird gespielt! Warten Sie!«
    Wir blieben stehen. Es war sinnlos, davonzulaufen, da wir uns ohnedies in diesem Gassengewirr nicht auskannten, und außerdem hatten wir auch gar nicht die Absicht, uns aus dem Staub zu machen.
    Der Gentleman war nicht mehr allein. Hinter ihm reckten sich im Mondschein zwei Gestalten, die zwar nicht so elegant gekleidet, aber dafür um einiges breitschultriger waren.
    »Kommen Sie zum Spiel!«, sagte er.
    »Keine Lust mehr!«, antwortete ich.
    Jetzt tauchten auch am anderen Ende der Gasse zwei Männer auf, die langsam heranschlenderten und uns den Rückzug versperrten.
    Der Gentleman ließ die Gentleman-Maske fallen.
    »Da Sie uns des Vergnügens berauben wollen, Ihre Brieftasche durch ein hübsches Spielchen zu leeren, so haben Sie bitte die Großzügigkeit, uns Ihr Geld zu überlassen, ohne dass die Karten gemischt werden. Das Verfahren zeichnet sich durch seine Kürze aus, und ich versichere Ihnen, dass Ihnen nichts geschieht, wenn Sie vernünftig sind. Im anderen Fall allerdings…«
    Er kam nicht mehr dazu, mir die Ereignisse für den anderen Fall auszumalen. Ich hatte ihn mir mit einem schnellen Griff geholt und gleich darauf warf ich ihn seinen Freunden auf den Pelz. Sie prallten ein paar Schritte zurück. Der Gentleman ging zu Boden; stand aber gleich wieder auf, zerrte an seiner verrutschten Krawatte und kreischte: »Das werden Sie bereuen!« Dann zischte er etwas Italienisches, und nun rückten seine vier Helfershelfer gegen uns an.
    Phil und ich drehten uns so, dass wir uns gegenseitig den Rücken deckten. Der Mond beleuchtete die Szenerie ausreichend, und als die beiden Gegner, die auf mich entfielen, in annähernder Reichweite waren, brach ich los.
    Na ja, es waren soweit ganz sehnige Burschen, aber ernsthafte Gegner waren sie nicht. Als ich dem einen die Faust in den Magen rammte,
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