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0055 - Todeszone London

0055 - Todeszone London

Titel: 0055 - Todeszone London
Autoren: Jason Dark
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schlüpfte in meine Schuhe. »Das kannst du mir nicht erzählen, mein Lieber. Dir ist irgendeine Laus über die Leber gelaufen. Fragt sich nur welche.«
    Suko schwieg.
    Ich richtete mich wieder auf. »Ist irgend etwas mit deiner Freundin Shao?«
    An den roten Ohren, die Suko bekam, merkte ich, daß ich ins Schwarze getroffen hatte.
    »Also doch.«
    Suko hob die Schultern. Er wollte reden, aber er brachte keinen Ton hervor. Wie ein Schuljunge kam er mir vor. »Habt ihr euch gestritten?« fragte ich.
    »Nicht direkt.«
    »Und jetzt? Ist sie noch da?«
    Suko schüttelte den Kopf.
    »Shao ist weggelaufen?« fragte ich. Das war allerdings ein Ding. Hätte ich der Kleinen gar nicht zugetraut. Shao war Chinesin wie Suko und eine ausgesprochene Augenweide. Shao stammte aus Hongkong, lebte erst seit kurzer Zeit in London und war Sukos große Liebe. Da sie in London keine entsprechende Wohnung gefunden hatte, hatte Suko sie in sein Apartment einziehen lassen.
    Shao war eine ziemlich eigenwillige Person, und das bekam Suko jetzt zu spüren. Sie wollte ihren hübschen Kopf eben durchsetzen.
    Ich hatte noch ein paar Minuten Zeit. Zum Glück. »Weshalb ist sie denn weggelaufen?« fragte ich.
    »Es ging um eine Arbeit. Sie wollte sich unbedingt eine Arbeitsstelle suchen.«
    »Jetzt am Abend?«
    »Scheint so.«
    »Konntest du sie denn nicht zurückhalten?«
    »Nein.« Suko schüttelte den Kopf. »Die war wie eine Tigerin. Nicht zu halten.«
    Ich stand ein wenig hilflos vor dem Problem und wußte auch nicht, wie ich Suko helfen sollte. Ein billiger Trost wie: »die wird schon wiederkommen« oder »die ist an den Heimatherd gewöhnt« wollte ich meinem Freund nicht zumuten.
    »Demnach hast du auch keine Lust, hier in der Wohnung zu bleiben?« sprach ich ihn an.
    »Nein.«
    »Okay, dann komm mit!«
    Suko strahlte. »Hat der Streit doch noch etwas für sich gehabt.«
    »Hoffentlich hast du mir keinen unter die Weste geschoben.«
    Der Chinese machte das treueste Gesicht, das er aufsetzen konnte. »Wirklich nicht, John. Sie ist weg.«
    »Gut. Dann zieh dich um.«
    Mein Freund war innerhalb von fünf Minuten fertig. Gemeinsam fuhren wir hinunter in die Tiefgarage. Den Mantel hatte ich mir über den Arm gehängt. Ich verstaute ihn im Fond des silbermetallicfarbenen Bentley.
    Der Wagen hatte seine Frühjahrsinspektion und eine Wäsche hinter sich. Er glänzte wie neu.
    Das Institut, in dem Professor Zamorra seinen Vortrag hielt, lag im Stadtteil Mayfair. Es gehörte der Universität, und hier beschäftigte man sich mit parapsychologischen Problemen. In den letzten Jahren hatte es einen ungeheuren Aufschwung genommen, auch dadurch bedingt, daß die Russen ebenfalls das Phänomen der Parapsychologie sehr genau studierten und auch enorme Gelder dafür einsetzten.
    Um neunzehn Uhr sollte der Vortrag beginnen. Es war noch hell, als ich den Wagen eine Viertelstunde später durch das offenstehende schmiedeeiserne Tor lenkte und durch den Park fuhr, der das Institutsgebäude umgab.
    Längs des Weges brannten Laternen, und auch der Parkplatz vor dem Gebäude war angestrahlt. Schon zahlreiche Wagen standen dort in Reih und Glied, und ich setzte meinen Bentley neben einen dunkelbraunen Mercedes.
    Suko und ich stiegen aus dem Wagen und lenkten unsere Schritte auf die breite Freitreppe zu, die zum erleuchteten Eingang hochführte. Ich ging vor. An der Tür empfing uns ein Bediensteter des Instituts und fragte höflich aber bestimmt nach unseren Einladungskarten.
    Ich zeigte meine vor und mußte zwei Minuten reden, um den Knaben davon zu überzeugen, daß Suko auch ohne Einladungskarte mit hinein durfte.
    Wir betraten eine geräumige Vorhalle, wo bereits mehrere Gruppen von Männern und Frauen eifrig diskutierten. Die Kristallüster an der Decke verbreiteten ein prächtiges Licht. Es spiegelte sich auch auf dem Glas der Sektkelche und Cocktailschalen wider. Ein Begrüßungstrunk wurde gereicht. Ich nahm einen Cocktail, während Suko verzichtete.
    Einige Leute kannte ich. Wissenschaftler, mit denen ich während irgendeines Falles schon zu tun gehabt hatte, und die mir manchmal sehr geholfen hatten.
    Doch Zamorra sah ich nicht.
    »Wo ist denn der große Meister?« fragte ich einen herumlaufenden Ober.
    »Wie meinen Sie, Sir?« Der Knabe war sichtlich irritiert. »Professor Zamorra.«
    »Tut mir leid, Sir, vorhin habe ich ihn noch gesehen.«
    »Danke.«
    Ich schlenderte weiter.
    Suko kam zu mir. »Ist er verschwunden?«
    »Ja.«
    »Wir können ja schon
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