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0055 - Todeszone London

0055 - Todeszone London

Titel: 0055 - Todeszone London
Autoren: Jason Dark
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auf die wohlgerundeten Schultern, und der seidene Hausmantel umschmeichelte ihre Haut.
    Im Bad rauschte Wasser in die Wanne. Auf der rechten Betthälfte standen zwei geöffnete Koffer, aus denen Wäschestücke quollen. Eines zarter als das andere. Ein leichter, aber nicht aufdringlicher Parfümduft lag im Zimmer und verbreitete den gewissen Hauch einer persönlichen Note.
    Das Girl schüttelte sein Haar, faßte dann mit allen zehn Fingern hinein und zog die Perücke vom Kopf. Die falsche Haarpracht segelte auf das Bett.
    Aber auch der normale Kopfschmuck der jungen Frau konnte sich sehen lassen. Die Haare waren halblang geschnitten und hatten eine goldbraune Farbe.
    Das Girl fuhr noch einmal hindurch und schüttelte dann den Kopf.
    »Puh«, sagte sie, »diese elenden Perücken.«
    Sie schimpfte zwar darüber, aber Perücken gehörten ebenso zu ihr wie das Gelbe zum Ei.
    Denn die gut gewachsene Frau war für ihren Perückentick bekannt. Sehr bekannt sogar.
    Denn sie war keine geringere als Nicole Duval. Besser bekannt als Professor Zamorras Sekretärin. Und Zamorra gehörte zu den berühmtesten Parapsychologen der Welt. Er und Nicole hielten sich in London auf. Zamorra wollte einige Vorlesungen halten, und da sich Nicole dafür nicht interessierte – außerdem kannte sie die Themen, sie hatte sie schließlich in eine lesbare Form gebracht –, wollte sie in London bummeln gehen.
    Oxford Street, Regent Street, Bond Street – die zahlreichen Flohmärkte und Antiquitätengeschäfte, das alles war ihr schon ein Begriff, und Nicole Duval bedauerte es immer wieder, daß sie nur so wenig Zeit hatte.
    Zamorras Job sorgte auch bei ihr immer für Aufregung. Abgestiegen waren sie im Hilton. Das Hotel liegt in dem Londoner Vorort Kensington, und mit der Südseite grenzt es direkt an den Holland Park.
    Sie hatten ein gemeinsames Zimmer in der zehnten Etage, und Zamorra hatte versprochen, gegen Abend wieder zurück zu sein, um mit Nicole einen kleinen Bummel zu unternehmen.
    »Kann allerdings sein, daß ich noch jemanden mitbringe«, hatte er zum Abschied gesagt.
    »Und wen?«
    »Rate mal.« Sein Gesicht verzog sich zu einem spitzbübischen Lächeln.
    »Weiß ich doch nicht.«
    »Wen kenne ich denn in London?«
    »Mindestens hundert Leute.«
    Zamorra engte das Rätsel ein. »Und wer lebt hier, mit dem mich gemeinsame Interessen verbinden?«
    »John Sinclair!«
    »Genau.«
    »Dann soll er die Conollys und Jane Collins mitbringen«, sagte Nicole schnell. »So habe ich wenigstens auch ein Gesprächsthema, während ihr auf Geistersuche geht.«
    »Wer spricht denn von Geistersuche?«
    »Hör auf, Chef. Du ziehst doch die Dämonen an wie das Licht die Motten. Und Sinclair nicht minder.«
    »Du mußt es ja wissen.«
    Nicole lächelte. »Weiß ich auch.«
    An dieses Gespräch mußte Nicole Duval denken, als sie ihr Bad zubereitete. Drei Tage waren für London vorgesehen, und Nicole runzelte die Stirn, als sie auf die beiden offenen Koffer schaute.
    Wenn sie ehrlich gegen sich selbst war, dann mußte sie sich eingestehen, daß sie Kleidung für vierzehn Tage mitgenommen hatte. Und da sie noch etwas kaufen wollte, brauchte sie bestimmt einen Gepäckträger für den Rückflug. Immer nahm Nicole sich vor, nicht soviel mitzunehmen, aber wenn es dann soweit war, konnte sie sich nie entscheiden, was sie einpacken sollte und was nicht.
    Man hatte schon so seine Sorgen…
    Nicole trat ans Fenster und schaute in den blühenden Park hinab.
    Das Zimmer war groß genug und mit allem ausgestattet, was der Mensch brauchte. Von der Bar über TV, Telefon und Radio bis hin zu den neuesten Illustrierten, die auf einem kleinen Tisch lagen. Natürlich fehlte auch die Broschüre über das Londoner Nachtleben nicht. Aber die interessierte Nicole weniger.
    Sie suchte sich eine Frauenzeitschrift aus, klemmte sie unter den Arm und verschwand im Bad.
    Die Wanne war halbvoll. Das Wasser schimmerte blauviolett, und auf der Oberfläche hatte sich ein handhoher Schaumberg gebildet, der wie ein Teppich aussah.
    Nicole ließ noch etwas Wasser zulaufen und warf das Thermometer hinein. Sie bevorzugte eine bestimmte Temperatur. Da konnte sie sich dann ausstrecken und richtig entspannen.
    Der Duft – eine Mischung aus Rosenöl und Mandelblütenaroma – durchzog das Bad.
    Nicole drehte den Hahn zu.
    Dann ließ sie den Hausmantel langsam von ihren Schultern gleiten. Die Seide raschelte, als sie ineinanderfiel. Nur mit einem knappen schwarzen Slip bekleidet stand Nicole vor
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