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0054 - Wir und der Hellseher

0054 - Wir und der Hellseher

Titel: 0054 - Wir und der Hellseher
Autoren: Wir und der Hellseher
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seinen Stahl kochte, hätte den ganzen,Reckrilt Forest gekauft, um eine weitere Fabrik hier zu bauen.
    Hamilton jagte uns auf der Schotterstraße genau in den Wald hinein. Er befand sich im Zustand einer höchsten Erregung, die uns ansteckte.
    »Sind wir in der Nähe?«, fragte ich.
    »Ja, ja«, keuchte er. »Schneller!«
    Ich stoppte statt dessen. »Wenn wir nah sind, Hamilton, können wir nicht mehr fahren. Das Motorengeräusch warnt sie.«
    Er nickte hastig, und kaum hatte ich gehalten, stieg er aus und lief uns voraus, den Waldweg entlang.
    Phil und ich holten ihn ohne Mühe ein. Obwohl Hamiltons Atem schwer ging, minderte er das Tempo nicht, das für einen alten Mann zu schnell war.
    Der Waldweg machte eine Anzahl Krümmungen, aber er war immer eben noch breit genug, um einen Wagen durchzulassen. Der Schotter war inzwischen in gewöhnlichen Boden übergegangen. Ich sah die Reifenspuren darin.
    Plötzlich, als wir wieder einer Biegung gefolgt waren, sahen wir eine Lichtung vor uns. Hundert Schritt vor uns lag ein Blockhaus, vor dem ein Auto stand, ein Lastwagen. Viel näher aber vor uns, vielleicht nur fünfzig Schritt entfernt, stand ein Junge im Schlafanzug und mit wirren Haaren: Johnny Hutwell.
    Er war nicht allein. Ein großer, fast riesenhafter Mann mit einem stumpfen Gesicht und der Gestalt eines Bären hatte ihn beim Genick gefasst. Ein zweiter Mann, gelbhäutig, mit schwarzen, stechenden Augen ging nebenher. Der Mund des Jungen stand offen, und aus seinen Augen schossen die Tränen in hellen Bächen.
    ***
    Einen einzigen Herzschlag lang standen wir uns gegenüber, Auge in Auge. Nur ein einziger lief weiter im gleichen Tempo: Thornwell Hamilton.
    Dann geschah es. Der Gelbhäutige rief etwas, irgendwelche unartikulierten Laute, die man nicht verstehen konnte. Gleichzeitig griff er in seine Brusttasche.
    Der Riese hob die Faust. Ich sah, dass er bereit war, sie auf den Kopf des Kindes fallen zu lassen.
    Phil und meine Pistolen bellten gleichzeitig. Der Gelbhäutige schnellte hoch wie eine getroffene Natter. Er warf die Arme nach hinten, zuckte und fiel.
    Ich hatte hoch gezielt, um das Kind nicht zu treffen. Die erste Kugel traf die erhobene Faust des Riesen und riss ihm den Arm nach hinten. Die zweite traf ihn in die Schulter und drehte ihn um seine eigene Achse. Ich glaube, die dritte traf wieder seine Schulter und warf ihn zurück, dass er das Kind losließ.
    In diesem Augenblick geriet Hamilton mir in die Schussbahn.
    Ich rannte los. Jetzt bellten neue Schüsse, und sie kamen vom Haus her. Ich rannte trotzdem weiter, obwohl ich den Schützen im Haus freies Ziel bot.
    »Runter, Hamilton!«, brüllte ich. »Runter!«
    Er hörte nicht. Jetzt hatte er das Kind erreicht, deckte es mit seinem Körper gegen das Haus. Ich sah, dass er taumelte, dann war ich selber bei ihm.
    Rücksichtslos stieß ich ihn und das Kind in die Büsche des Wegrandes. Schön, sie kamen von den Beinen dabei, aber sie kamen auch aus der Schusslinie.
    Ich rollte den jetzt lauthals schreienden Jungen mit einer Hand weiter in die Büsche und zog mit der anderen Hamilton, der stolperte, hinterher. Als ich ihn losließ, streckte er sich und hauchte: »Ich habe es gewusst!«
    »Sind Sie verwundet, Thornwell?«, fragte ich.
    Er machte eine abwehrende Handbewegung, und ich dachte tatsächlich, es wäre nur die Erschöpfung der übergroßen Anstrengung.
    Geduckt huschte ich zum Waldrand zurück. Phils Pistole bellte. Ich hörte, wie die Kugeln ein paar Scheiben des Blockhauses zerschlugen.
    Jetzt hatte ich wieder einen Überblick über die Lichtung. Phil musste in den Büschen auf der anderen Seite des Weges liegen. Vor mir lag der Gelbhäutige und bei ihm kniete der Riese. Mit einer Hand hielt er sich die Schulter. Sein Jackenärmel war dunkel vor Blut. Er gab Laute von sich und rüttelte den stummen Mann, der sich nicht mehr rührte.
    Jetzt richtete sich der Riese auf. Ich konnte sein Gesicht sehen. Seine Hand glitt von der Wunde und ballte sich zur Faust. Für einen Augenblick ließ ich ihn aus den Augen, um nach dem Haus zu sehen. Ich hatte ein Motorengeräusch gehört.
    In dieser Sekunde musste er mich erspäht haben. Er brach wie ein Panzer in die Büsche. Vielleicht hätte ich ihn noch erschießen können, aber ich schieße nicht gern auf Männer, die mich mit nackten Fäusten angreifen.
    Da war er auch schon und fiel wie eine stürzende Felswand über mich her. Ich schnellte mich zur Seite, aber irgendein verdammter Strauch hinderte mich
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