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0054 - Die Schlucht der Vampire

0054 - Die Schlucht der Vampire

Titel: 0054 - Die Schlucht der Vampire
Autoren: A.F. Morland
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Vielleicht auch nur fünf Tage. Das kommt auf Craig an. Auf keinen Fall bleibe ich länger als sieben Tage.«
    Nicole klimperte belustigt mit den Wimpern. »Sieben Tage halte ich ohne dich gerade noch aus.«
    »Was wirst du unternehmen?«
    »Erst mal ziehe ich zu meiner Freundin Senta Onegin. Und dann werden wir beide so nacheinander alle Warenhäuser von Paris leerkaufen.«
    »Sag bloß noch mal, ich bezahle dir zuwenig Gehalt.«
    »Davon kann man nie genug haben!«
    Der letzte Aufruf für die Passagiere nach Johannesburg kam durch die Lautsprecher.
    »Du mußt dich sputen«, sagte Nicole. »Sonst startet die Maschine ohne dich.«
    »Ich werde dich vermissen, Nicole.«
    »Ich dich auch.«
    Zamorra küßte seine Assistentin auf die Stirn. Sie bot ihm den vollen Mund. Er küßte ihre Nasenspitze. Sie dachte: Vielleicht ist es besser so.
    »Ich wünsche dir einen guten Flug«, sagte sie heiser. Zamorra löste sich von ihr. Sie winkte ihm nach. Er wurde vom Menschenstrudel erfaßt und aus dem Flughafengebäude gespült. Nicole stellte sich auf die Zehenspitzen. Sie winkte noch, als sie Zamorra längst aus den Augen verloren hatte. »Komm wieder gut heim!« sagte sie leise. Dann machte sie auf den hohen Hacken kehrt und lief auf den Ausgang zu.
    ***
    Da es kein Direktflug war, landete die Maschine zwischendurch in Marokko. Ein kräftiger Mann, etwa vierzig Jahre alt, dunkles Haar und eine weit nach vorn gewölbte Stirn, saß neben dem Professor.
    »Maurice Massenet«, hatte er sich bald nach dem Start vorgestellt.
    Zamorra hatte seinen Namen ebenfalls genannt.
    »Wohin geht die Reise?«
    »Nach Johannesburg.«
    »Geschäftlich?«
    »Privat. Ein Kollege hat mich eingeladen.«
    »Darf man Ihren Beruf erfahren?«
    »Ich bin Professor der Parapsychologie.«
    Massenet riß erstaunt die Augen auf. »Interessant. Äußerst interessant. Sie beschäftigen sich mit Telepathie, mit außersinnlichen Wahrnehmungen, mit Hellseherei und dergleichen mehr, nicht wahr?«
    »Das ist richtig.«
    »Ein aufregender Beruf.«
    »Ab und zu – ja.«
    »Ich bin Missionar. Ebenfalls nach Johannesburg unterwegs. Man hat mir angeboten, in Südafrika eine Buschgemeinde zu betreuen. Ich habe selbstverständlich sofort mit beiden Händen zugegriffen. Eine solche Aufgabe bietet sich nämlich nicht jeden Tag.«
    »Ist es tatsächlich eine so schöne Aufgabe, in der Wildnis unter den primitivsten Bedingungen zu leben?« fragte Zamorra zweifelnd.
    Massenets Augen leuchteten. »Dazu muß man selbstverständlich geboren sein. Das ist nicht jedermanns Sache, das gebe ich gern zu, Professor. Ich entstamme ärmlichen Verhältnissen. Meine Eltern waren einfache Bauern in der Normandie. Ich bin ein hartes Leben gewöhnt. Und ich kenne Afrika so gut wie Sie Ihre Westentasche. Alle Länder habe ich schon bereist. Namibia, Botswana, Rhodesien, Mocambique… Ich kenne jeden Landstrich. Wenn ich nun nach Südafrika in den Busch gehe, ist es fast so, als kehrte ich in meine wahre Heimat zurück.«
    Als sie Marokko hinter sich gelassen hatten, meinte Massenet, daß ihn in Südafrika endlich die ersehnte Lebensaufgabe erwarte.
    »Jeder Mensch muß seinem Leben einen Sinn geben«, sagte er.
    »Damit er am Ende behaupten kann: Es hat sich gelohnt, daß Gott mich in diese Welt gesetzt hat.«
    Massenet redete wie aufgezogen. Zamorra verlor bald das Interesse an der Unterhaltung. Der Missionar kam vom Hundertsten ins Tausendste. Es war nicht nötig, daß Zamorra ihm Antwort gab. Es genügte, wenn der Professor den Schein wahrte, als würde er aufmerksam zuhören. So bestritt Massenet ganz allein die Unterhaltung, ohne in absehbarer Zeit müde zu werden. Zamorra versuchte indessen die Köpfe der Passagiere zu zählen. Er kam auf etwa hundertzwanzig. Seinen und den des Missionars mit eingerechnet.
    »Waren Sie schon mal in Johannesburg, Professor Zamorra?«
    »Einmal. Aber das liegt schon einige Zeit zurück.«
    »Sie werden staunen, was sich dort alles verändert hat…« Und wieder wußte Maurice Massenet ganze Bücher zu erzählen.
    Unter ihnen lag die endlose Weite der Sahara. Zamorra lehnte sich zurück und versuchte die Augen zu schließen, doch da rüttelte ihn Massenet, um weiter auf ihn einzuschwatzen.
    Als sich die Maschine über dem Tschad befand, fielen dem Professor die beiden Männer ein, von denen Nicole behauptet hatte, sie sehen aus wie Terroristen. Die beiden saßen ganz vorn in der ersten Reihe. Eine Stewardeß stelzte an ihnen vorbei. Das Mädchen war
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