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0050 - Der Stein des Satans

0050 - Der Stein des Satans

Titel: 0050 - Der Stein des Satans
Autoren: Susanne Wiemer
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die Tapferen einem schrecklichen Schicksal. Mordend und plündernd zogen sie durch den Palast des Kalifen, töteten die Diener und brachen die Siegel der Schatzkammer. Viel Gold und Edelstein wartete ihrer. Heller als die Sonne aber strahlte der Stern des Morgenlandes, und sein Glanz vergiftete Leonardos Herz. Solches geschah im Jahre des Herrn 1101…«
    »Klingt wie Reklame für einen Brillanten von Cartier«, sagte Nicole trocken. »Und was passiert nun mit Leonardo?«
    »Der Kalif Achman verfluchte ihn.« Bill drehte die Seite um und beugte sich wieder vor. »Verflucht sollst du sein und der Rache der Toten anheim fallen«, zitierte er. »Deine Seele soll keine Ruhe finden, bis der ›Stern des Morgenlandes‹ zurückgekehrt ins Reich des Propheten. Schmachten soll deine Seele in Verdammung und Finsternis…«
    »Schön. Aber Leonardo kehrte auf sein Schloss zurück, schwang sich mit Hilfe des Amuletts zum Herrn über Geister und Dämonen auf und malträtierte die Leute. Wo bleibt da der Fluch?«
    Bill lächelte matt.
    Diesmal waren es zwei Dutzend Seiten, die er umblätterte. Und wieder las er vor, was die Chronisten aufgezeichnet hatten:
    »Zu jener Zeit aber begab es sich, dass Leonardo, den sie den Schrecklichen nannten, in den Nächten hinabstieg in die Gewölbe der Burg, wo er ein düsteres Geheimnis hütete. Dortselbst fanden seine Diener ihn tot, und siehe, auf seiner Stirn war das Zeichen des Fluchs, das Mal des Satans. Da erschraken die Diener, fielen nieder und flehten um Schonung. Drei Tage lang betete der Priester vor der verschlossenen Tür. Sieben Siegel und sieben Riegel weihte er, auf dass der verfluchte Geist sein Gefängnis nie mehr verlasse. Leonardos Sohn aber ließ ab von dem Frevel und führte ein gottgefälliges Leben…«
    Nicole runzelte die Stirn. Sie war ernst geworden. Mit einer mechanischen Bewegung drückte sie ihre Zigarette aus.
    »Immerhin scheint Leonardo den Fluch des Kalifen nie vergessen zu haben, sonst hätten die Chronisten nichts davon gewusst«, meinte sie. »Und bei dem ›düsteren Geheimnis‹, das er im Keller hütete, dürfte es sich um den sagenhaften Schatz handeln. Geht aus dem Buch hervor, was daraus geworden ist?«
    »Vielleicht liegt er immer noch im Keller. Hier ist ein Grundriss mit der Lage des Verlieses, in dem Leonardos Leiche eingeschlossen wurde. Schauen Sie!«
    Nicole stand auf und blickte Bill über die Schulter. Ihr Blick flog über die Linien und Symbole, und sie zog die Unterlippe zwischen die Zähne. »Das hier ist die Folterkammer«, sagte sie, auf eine bestimmte Stelle des Plans weisend. »Hier enden die normalen Kellerräume – hinter der Tür mit dem Wappen der Montagnes liegt nur noch ein einziges ziemlich großes und total leeres Gewölbe, in dem damals die Feuerdämonen hausten.« [1]
    Sie schauerte unwillkürlich zusammen bei der Erinnerung an jene dramatischen Ereignisse, und sie achtete nicht auf Bill Flemings skeptischen Blick. »Aber hier, Bill! Jenseits dieses Gewölbes kann eigentlich überhaupt nichts mehr sein. Nach allem, was Zamorra mir erzählt hat, ist das die äußere Grundmauer des Schlosses.«
    »Aber der Grundriss zeigt noch ein halbes Dutzend Räume jenseits dieser Mauer«, murmelte Bill. »Enge und offenbar fensterlose Räume! Verliese!«
    Nicole biss sich auf die Lippen. »Das ist doch… Bill, wenn diese Zellen wirklich existieren, müssen sie unter dem Schlossgraben liegen. Ist so etwas möglich?«
    »Vielleicht. Und niemand hat sie je entdeckt?«
    »Niemand. Nur das Gerücht, dass es auf Château Montagne noch geheime, seit Jahrhunderten vergessene Gewölbe gibt, hält sich bis heute.«
    »Geheime Gewölbe und vielleicht geheime Schätze«, nickte Bill.
    »Wir werden nachsehen, sofort!«
    »Aber…«
    Bill war schon aufgesprungen. »Der Grundriss ist ziemlich genau. Wenn es in diesem Gewölbe hinter dem Wappen Geheimtüren gibt, werden wir sie finden. Oder fürchten Sie sich etwa vor dem schrecklichen Leonardo, Nicole?«
    Die junge Frau schüttelte den Kopf.
    Nein, sie fürchtete sich nicht – nicht hier auf Château Montagne.
    Die alte Chronik hatte auch sie neugierig gemacht, und sie war von Natur aus unternehmungslustig.
    »Also schön«, sagte sie. »Sehen wir nach, ob wir etwas finden. Vielleicht können wir Zamorra bei seiner Rückkehr mit dem ›Stern des Morgenlandes‹ überraschen…«
    ***
    »Fantastisch!« Marco Diaz, der mexikanische Parapsychologe, machte eine ausholende Handbewegung. »Für einen
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