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005 - Der Griff aus dem Nichts

005 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 005 - Der Griff aus dem Nichts
Autoren: Dämonenkiller
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erwarten, den Gentleman zu sehen, für den ich so unermüdlich Reklame gemacht habe.«
    Dorian war so sprachlos vor Wut, daß er nicht die passenden Worte fand, um Jeff gehörig die Meinung zu sagen. Da war er nun viele tausend Meilen weit geflogen, um einen Dämon zu jagen, und dann wartete hier auf ihn das süße Leben von Hollywood. Während er sich von dem Mexikaner zu seinem Zimmer bringen ließ, nahm er sich vor, Jeff gehörig die Show zu verderben.

    Es ging auf der Party viel solider zu, als Dorian befürchtet hatte. Zu den einschmeichelnden Melodien eines Quintetts drehten sich einige Paare auf der marmornen Tanzfläche, und blutjunge Mädchen ließen sich von angegrauten Männern ebenso selbstverständlich über den Tanzboden führen wie reifere, aufgetakelte Damen von geschniegelten Jünglingen. Man stand in Gruppen zusammen, die Sektflöten, Drinkbecher und Whiskygläser in den geziert abgewinkelten Händen haltend, glockenhell oder rauh lachend, rauschte in langen Abendkleidern oder maßgeschneiderten Anzügen von hier nach da, lümmelte sich bequem in den Ledersesseln, ein Starlet auf dem Schoß, oder stocherte lustlos in dem reichlich aufgetragenen kalten Büfett herum.
    Dorian kam sich in der schwarzen Hose ohne viel Beinfreiheit, dem weißen Pulli und dem schwarzen Samtjackett mit den etwas zu breiten Schultern irgendwie antiquiert vor. Er paßte nicht hierher. Am liebsten wäre er irgendwohin geflohen. Er erwog schon ernsthaft, sich davonzuschleichen und in eine gemütliche Bar zurückzuziehen, doch da hatte ihn Jeff Parker bereits erspäht. Er führte eine schlanke, schwarzhaarige Frau am Arm, die zwar immer noch attraktiv aussah, aber ihre beste Zeit bestimmt schon längst hinter sich hatte.
    Dorian fügte sich in das Unvermeidliche und ging ihnen entgegen.
    »Dorothy Malone, das ist mein Freund Dorian Hunter, von dem ich Ihnen so viel erzählt habe«, stellte Jeff sie einander vor.
    Dorothy Malone lächelte ihr Glamour-Girl-Lächeln und sagte mit rauchiger Stimme: »Jeff hat tatsächlich den ganzen Abend über von niemand anderem als von Ihnen gesprochen, Dorian. Ich darf Sie doch so nennen?«
    »Es ist mir eine Ehre«, sagte Dorian und fügte zusammenhanglos hinzu, daß er ein Bewunderer ihrer Schauspielkunst sei und den Film Mein Herz ist ein leeres Haus ihretwegen dreimal gesehen hätte. Das stimmte natürlich nicht, aber er wußte zufällig, daß sie in diesem Machwerk die Hauptrolle gespielt hatte.
    Dorothy Malone lächelte unergründlich, und er fühlte sich durchschaut.
    »Sie sind genau so, wie ich Sie mir vorgestellt hatte«, meinte sie. »Sie passen irgendwie nicht zu Jeff, der zwar ganz charmant sein kann, aber doch nur ein oberflächlicher Junge ist. Für ihn ist alles nur ein Spiel. Geldverdienen, Filmemachen, Frauen. Ich wette, Sie haben mehr Tiefgang. Sie sind der Prototyp des geheimnisvollen Fremden, der kommt und wieder in der Nacht verschwindet. Ehrlich, Sie haben so etwas Dämonisches an sich, das mich fasziniert.«
    »Das sagen alle Frauen«, entgegnete Dorian.
    Dorothy Malone war eingeschnappt, fing sich aber sofort wieder. Sofort erschien ihr berufsmäßiges Lächeln wieder auf ihrem Gesicht.
    »Ihre Kaltschnäuzigkeit imponiert mir nicht, Dorian. In London findet man das in gewissen Kreisen vielleicht shocking , aber bei uns beginnt jeder Statist mit dieser Masche. Ich könnte mir vorstellen, daß zu Ihnen die Rolle des Roland passen würde. Haben Sie ihn deshalb kommen lassen, Jeff?«
    »Dorian ist nicht aus der Branche«, sagte Jeff Parker schnell. »Er war früher Reporter und jetzt … ja, was machst du jetzt eigentlich, Dorian?«
    »Ich bin Jäger.«
    »Nur so?« fragte Dorothy.
    »Nur so«, bestätigte Dorian grinsend.
    »Mr. Hunter, der Jäger«, sagte sie spöttisch. »Wirklich sehr einfallsreich.«
    Dorian ignorierte sie und blickte Jeff scharf an. »Ich bin nur in meiner Eigenschaft als Jäger nach Hollywood gekommen. Jeff hat versprochen, mir einige wichtige Tips zu geben, wie man sich am besten an das Wild heranpirscht.«
    »Ich habe verstanden«, sagte Dorothy Malone. Sie warf ihr leeres Glas hinter sich und rauschte davon. »Ich wünsche noch viel Vergnügen!«
    Jeff starrte Dorian an und schüttelte verständnislos den Kopf. »Was hat sie dir denn getan, alter Junge, daß du sie so vor den Kopf stößt? Das wird sie dir sicherlich nie vergessen. Sie ist eine sensible Mimin und hat sich zu einer großen Schauspielerin gemausert. Ich gebe ihr die Chance, sich
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