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005 - Der Griff aus dem Nichts

005 - Der Griff aus dem Nichts

Titel: 005 - Der Griff aus dem Nichts
Autoren: Dämonenkiller
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die sie nur noch milde belächelt, von oben herab behandelt und längst abgeschrieben hatten, zeigen, daß sie das Comeback als Charakterdarstellerin schaffen konnte.
    Auf der obersten Stufe der Treppe angekommen, fand sie wieder in die Realität zurück. Noch war das Haus tot. Stille überall. Die Gästezimmer und das Dienstbotenhaus standen seit einer Ewigkeit leer. In dem mit italienischen Fliesen ausgelegten Swimmingpool hatte seit undenklichen Zeiten niemand mehr gebadet. War es vor zwei oder gar vor drei Jahren gewesen, daß sie den Reporter hineingestoßen hatte? Nein, es war sicher schon länger her, daß dieser Lümmel ihre Publikumswirksamkeit in Frage gestellt hatte. In der letzten Zeit hätte man noch nicht einmal mehr ihre Meinung dazu hören wollen.
    Dorothy suchte das Bad auf und entkleidete sich vor der Spiegelwand. Sie war immer noch schön, eine reife Frau zwar, aber immer noch ansehnlich, sie würde es sich sogar leisten können, eine Nacktszene zu drehen. Davon stand zwar nichts im Drehbuch, aber vielleicht kam dieser Parker noch auf die eine oder andere Idee. Er war einer, der auf der neuen realistischen Welle ritt, er hatte sich für diesen Film einen italienischen Regisseur kommen lassen, der in Europa durch seine brutalen Streifen berühmt geworden war.
    Nachdem sie sich abgeschminkt hatte, ging sie, nackt wie sie war, durch die Verbindungstür in ihr Schlafzimmer. Sie drehte das Licht an und schrie im nächsten Moment gellend auf. Auf ihrem Bett saß ein abscheuliches Wesen. Es war etwa einen Meter groß, hatte einen riesigen Kopf, viel zu kurze Arme und kleine, durchgebogene Beine. Seine Haut war durchscheinend, so daß man die Äderchen sehen konnte. Der Hinterkopf hatte noch keine Knochendecke und bestand aus einer weichen Masse, durch die das riesige Gehirn zu sehen war. Das Scheusal sah aus wie ein überdimensionaler Fötus.
    Dorothy wich kreischend ins Badezimmer zurück. Der Riesenfötus erhob sich vom Bett und kam mit unbeholfenen Schritten auf sie zu. Dabei gab er seltsam schmatzende Laute von sich. Sie wartete am ganzen Leib zitternd darauf, daß sich der Spuk verflüchtigen werde, doch das Scheusal folgte ihr ins Bad. Dorothy tastete verzweifelt hinter sich, erwischte die Klinke einer zweiten Tür, rannte auf den Korridor hinaus und stolperte die Treppe hinunter. Sie wagte es nicht mehr, sich umzublicken. Sie wollte nur fort, hinaus aus diesem leeren, toten Haus mit seinem unheimlichen Gast.
    Erst als sie den Garten erreichte, wurde ihr bewußt, daß sie nackt war. Sie schlang die Arme um ihren Körper, hörte hinter sich ein Geräusch und drehte sich entsetzt um. Jack stand hinter ihr. Er zog wortlos seinen Morgenmantel aus und legte ihn ihr über die Schulter.
    »Mach mir im Dienstbotenhaus ein Zimmer zurecht!« sagte sie zähneklappernd. Als Jack unentschlossen stehenblieb, herrschte sie ihn an: »Hast du nicht verstanden? Willst du, daß ich mir hier draußen den Tod hole?«
    Jack verneigte sich irritiert und verschwand.
    Dorothy blickte zu dem erhellten Fenster ihres Schlafzimmers hinauf. Die Vorhänge bewegten sich leicht, und dann fiel der Schatten des abscheulichen Monstrums darauf. Sie preßte ihre Faust auf den Mund, um einen Schrei zu ersticken, und rannte in Richtung des Dienstbotenhauses davon.

    Es kam Dorian Hunter vor, als würde er in eine andere Welt geraten, als er aus der Richtung des International Airport kommend vom Sepulveda Boulevard in den Santa Monica Boulevard einbog und an dem Schild Beverly Hills vorbeifuhr. Auch wenn man von hier aus nur die Rückfront des Beverly Hilton Hotels zu sehen bekam, so zeigten die gepflegten Blumenbeete, die Palmen und die Eukalyptusbäume, die die Straßen umsäumten, doch, daß hier das Paradies begann.
    Dennoch war Dorian Hunter nicht sonderlich beeindruckt. Er war nicht von London hierher geflogen, um die Heimstätte der legendären Hollywood-Helden zu bewundern; er war sozusagen geschäftlich hier. Seine Begleiterin, die den Dual-Ghia mit den Zebrastreifen steuerte und ihn vom Flughafen abgeholt hatte, schien das mißzuverstehen.
    »Geschäftlich?« hatte sie wiederholt, und ihre dunklen Augen hatten verständnisvoll geleuchtet.
    Ihr rotblondes Haar fiel in weichen Wellen über ihre Schultern und den Jaguarmantel, den sie nachlässig umgehängt hatte. Das gab ihr das Image eines Vamps, wenngleich sie nicht mehr als ein Starlet sein konnte, denn Dorian hatte ihren Namen noch nie gehört. Lorna Blue. Vielleicht würde man
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