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0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod
Autoren: Holger Friedrichs
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    Mit der MPi im Anschlag beugte sich ein junger Polizist heraus.
    Gedankenschnell duckten sich die Gangster hinter ihre Limousine.
    Mauvais kroch unter die vordere Stoßstange und hielt die Pistole mit beiden Händen. Der Streifenwagen rollte vorüber, und Mauvais zog die Pistole in dessen Fahrtrichtung. Zweimal drückte er ab. Die Maschinenpistole fiel scheppernd auf das Pflaster, im Rahmen des Seitenfensters hing die schlaffe Gestalt des toten Polizisten.
    Mauvais schwang hoch und feuerte noch einmal. Grivois war jetzt neben ihm und ließ ebenfalls die Waffe krachen. Drei Projektile rasten durch die Heckscheibe des davonpreschenden Streifenwagens.
    Eines erwischte den Fahrer im Nacken. Das Auto brach aus, drehte sich und prallte mit relativ niedriger Geschwindigkeit gegen einen Laternenpfahl.
    »Wir nehmen den Streifenwagen, falls er noch läuft«, rief Mauvais.
    Rasch steuerten sie auf das Fahrzeug zu, zerrten die beiden Leichen ins Freie und nahmen im inneren Platz. Paul Grivois spielte wie üblich den Chauffeur. Im Rückwärtsgang steuerte er den Wagen vom Laternenpfahl fort, wechselte, gab Gas, ließ die Kupplung erneut kommen. Das Polizeiauto schnellte vor und beschleunigte.
    »Die Kiste ist lädiert, funktioniert aber noch prächtig«, stellte der kleine Gangster fest.
    Jean-Luc Mauvais meldete sich aus dem Fond heraus. »Großartig. Bevor die Bullen das Wechselspielchen spitzgekriegt haben, haben wir Vorsprung gewonnen. Paul, du fährst in Richtung Küste. Henri, wir beide feuern auf alles, was sich uns in den Weg stellt.«
    ***
    Nicole Duval stand gegen die Fensterbank des Hotelzimmers gelehnt und warf immer wieder verträumte Seitenblicke auf das Panorama, wenn ihr Chef das Diktat unterbrach. Das Hotel hieß PANADA und befand sich direkt am Markusplatz von Venedig, so dass Nicole eine herrliche Übersicht über den erleuchteten Dogenpalast und alle anderen Gebäude hatte. Es war nach Mitternacht, aber vor den Cafés herrschte immer noch reger Betrieb.
    Professor Zamorra räusperte sich, und Nicole wandte sich ihm abrupt wieder zu. In ihren dunkelbraunen, hell gesprenkelten Augen stand ein bisschen Verlegenheit zu lesen. Ihr Haar trug sie hochgesteckt, und ihr berückender Körper wurde von einem Abendgewand umspannt, das unten bis auf den Boden reichte und oben sehr viel von ihren schmalen Schultern und den stolzen Brusthügeln freiließ.
    Zamorra hatte die Jacke seines Smokings abgelegt und saß mit übergeschlagenem Bein auf einem Sessel. »Noch fit für die letzten Sätze, Nicole?«
    »Natürlich, Chef.«
    »Der Kongress am Nachmittag war anstrengend und die Puccini-Oper von heute Abend hatte es auch in sich…«
    »Einfach unvergesslich«, sagte sie. »Bitte diktiere, ich bin ganz Ohr.«
    Sein markant geschnittenes Gesicht nahm wieder einen ernsten Ausdruck an. »Also dann. Vierzehn Themenkreise, basierend auf den Erkenntnissen der Gnostik, kreisen das Phänomen der PSI-Fä- higkeiten ein. In ihrer Überzahl lassen sie neue Rückschlüsse auf die wechselseitige Wirkung von Geisteskraft und Materie im Bereich des Übersinnlichen zu. Punktum und basta.«
    Nicole las den Text noch einmal vor, dann klappte sie einen Aktendeckel auf und fuhr mit dem Zeigefinger über gedruckte Eintragungen. »Morgen Nachmittag um 16.00 Uhr wird der II. Nationale Kongress für Parapsychologie mit einer Sitzung im Palazzo Chigi fortgeführt, Chef. Wichtigster Punkt der Tagesordnung: Orakel und Orakeldeutung.«
    »Bis dahin haben wir also Ruhe.« Zamorra nahm sein Glas vom Tisch und nippte an dem Whisky. »Ein bisschen geistige Entspannung tut gut. Morgen früh unternehmen wir einen unbeschwerten Bummel durch Venedig. Einverstanden?«
    Sie warf erneut einen langen Blick auf den Markusplatz. »Und ob. Diese Stadt übt einen eigenartigen Reiz auf mich aus. Einen richtigen Zauber.«
    »Du bist nicht die Erste, der es so geht.«
    »Ein Ort zum Verlieben…«
    »Wie darf ich das verstehen?« Zamorra lächelte.
    Sie machte auf dem Absatz kehrt, tat ein paar Schritte auf ihn zu und las wieder aus dem Programm für den Kongress vor. »Übermorgen musst du um 17.00 Uhr das Referat halten, das wir schon vorbereitet haben, Chef. Ich schlage vor, du nimmst morgen nach dem Mittagessen die letzten Korrekturen vor. Ich kann dann am Nachmittag alles ins Reine schreiben.«
    »In Ordnung. Trinkst du noch einen Schluck?«
    Nicole seufzte. »Nein, danke. Nimms mir nicht übel, Chef, aber ich bin wirklich müde. Du solltest dich
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