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0049 - Der blaue Tod

0049 - Der blaue Tod

Titel: 0049 - Der blaue Tod
Autoren: Holger Friedrichs
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sehr groß, jedoch voller Tücken. Zamorra warnte die Frauen vor Steinen und kleinen Spalten, die man in der Dunkelheit leicht übersehen konnte. Zamorra wunderte sich über sich selbst: er konstatierte jedes Hindernis im Gelände, als sei es taghell. Wieder stand ihm der Geist des Druiden bei…
    So machte er Jean-Luc Mauvais schon von weitem aus. Der Mann arbeitete sich einen Hang hinauf.
    Zamorra gab einen Warnschuss ab. »Stehen bleiben! Sie haben keine Chance mehr!«
    »Narren«, brüllte der Gangster. »Keiner fasst mich – auch du nicht, Zamorra!« Rasch verschwand er hinter einem Felsbrocken.
    Sie blieben stehen und lauschten. Zamorra hörte überdeutlich, wie sich der schlanke Gangster in seiner Deckung regte. All seine Sinnesorgane waren plötzlich mit überragenden Fähigkeiten ausgestattet.
    »Mauvais«, rief Zamorra. »Hinter dir befindet sich ein scharfer Abbruch. Du kannst nicht hinüberspringen. Und wenn du jetzt auch nur noch ein paar Zentimeter rückwärts kriechst, stürzt du hinein.«
    Ein höhnisches Auflachen war die Antwort. Nicole blickte den Professor erwartungsvoll an. Als Mauvais aufschrie, zuckte sie gemeinsam mit Romina Griffin zusammen.
    Zamorra ging vor ihnen her. Der schlanke Gangster war nirgends mehr zu erblicken. Tatsächlich schien er in der trügerischen Spalte verschwunden zu sein. Zamorra fühlte sich veranlasst, bis an den Abbruch zu treten.
    Da zuckte eine Hand empor, und die Finger schlossen sich um seine Fußknöchel. »Du Hund«, kam Jean-Luc Mauvais’ krächzende Stimme. »Habe ich dich endlich! Entweder du ziehst mich rauf und gibst mir die Pistole – oder ich reiße dich mit in die Tiefe.«
    »Chef«, sagte Nicole erschüttert.
    Zamorra rührte sich nicht. Mauvais zerrte an ihm – doch plötzlich stieß etwas Blaues, Flammengleiches vom Himmel auf sie herab.
    Vor dem Professor fächerte es zu einem glühenden Hydrahaupt auf.
    Einzelne Wesen sonderten sich ab und geißelten den losschreienden Gangster erbarmungslos.
    Zamorra riss das silberne Amulett von seinem Hals los. Er streckte es den Monstren entgegen und rief:
    »Weicht zurück, Boten der Hölle! O Herr, steh mir bei, diesen Kampf zu gewinnen!«
    Mauvais’ Hand löste sich von seinem Bein. Nicole und Romina wandten sich ab und hielten sich die Ohren zu; sie konnten den fürchterlichen Todesschrei nicht mit anhören. In Zamorra hallte der Laut nach. Immer noch hielt er das Amulett. Er konnte in die Spalte hinabblicken, sah aber nur noch schwefelgelben Rauch aufsteigen.
    Den Grund konnte er nicht sehen.
    Er schwenkte das Amulett hin und her und sprach unablässig Beschwörungsformeln. Nicole sah ihm wieder zu. Sie ließ einen Laut des Staunens vernehmen.
    Die Felsspalte schloss sich lautlos. Zurück blieb nichts als eine nahtähnliche, unregelmäßig verlaufende Linie auf dem düsteren Gestein. Professor Zamorra versiegelte sie mit seinem Amulett, indem er mehrfach damit über den Grund hinwegstrich.
    »Ein wirklich verwunschener Platz«, sagte er. »Die Finsternis hat ihre Abgesandten wieder aufgenommen.«
    »Dann ist Ihr Auftrag erfüllt«, versetzte Romina.
    »Nein. Es gibt weitere Geister und Dämonen, die innerhalb der Jahrhunderte entstanden sind oder in unserer Zeit auf die Menschheit losgelassen werden. Sie alle wollen bekämpft werden.«
    Nicole trat vor ihn hin und sah zu ihm auf. »Wie fühlst du dich, Chef?«
    »Wieder normal. Wie erwartet, hat das Vermächtnis des Druiden mich verlassen. Was mir bleibt, ist mein silbernes Amulett.« Er barg es in den Händen. Sie wandten sich ab und kehrten zu George Griffin und dem gefesselten Sizilianer zurück. Aus eigenem Antrieb stand der schmächtige Mann auf, ging auf seine Frau zu und schloss sie in die Arme.
    »Er hat sie aus Mauvais’ Griff befreit«, sagte Zamorra. »Sie sollten nicht vergessen, welche Bedeutung das hat, Romina. Es ist nie zu spät, zur Vernunft zu kommen.«
    ENDE
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